Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Einzelheiten in den groben Umrissen ausmachen. Ihr Nachbar hatte ein ovales Gesicht mit großen Augen, eingerahmt von dunklem Haar. Er trug wie Ash eine dunkle Jacke mit etwas Hellem darunter.
    Beide schwiegen. Dann verlagerte der Mann das Gewicht und kramte in seinen Taschen herum. »Zigarette?«, fragte er.
    »Gerne. Ich hab Feuer.« Ash saß halb auf ihrem Lichtstab, sie lehnte sich zur Seite, um ihn herauszuziehen. Dabei musste sie sich eng an den Fremden drücken.
    Er lachte leise und sagte: »Warte. So geht es leichter.« Ash spürte, wie sich ein Arm um ihre Schultern legte. Es fühlte sich alles andere als unangenehm an. Er roch gut.
    »Hmm«, machte sie. »Sehr hübsch. Hast du heute nach der Schlacht schon was vor?«
    Wieder lachte er. Sie mochte sein Lachen, es war tief und wohlklingend.
    »Ist das ein Date?«, fragte er.
    »Von mir aus ist es das.« Ash zerrte noch einmal an dem Lichtstab und bekam ihn frei. »So. Wo ist die Zigarette?«
    »Also nach der Schlacht. Zu dir oder zu mir?«
    Beide lachten. Ash spürte, wie etwas zwischen ihre Lippen gesteckt wurde. »Danke«, nuschelte sie. »Geh in Deckung, falls du an deinen Brauen hängst.« Sie ließ den Lichtstab aufflammen.
    Er sah gut aus. Dunkle Augen mit langen Wimpern und lange, rabenschwarze Haare. Er konnte wirklich noch nicht lange dabei sein, wenn sie ihm die noch nicht abgeschnitten hatten, dachte sie bedauernd, während sie ihn ungeniert musterte und er das gleiche mit ihr tat.
    Er hob die Hand und streichelte einmal gegen den Strich über ihren Stoppelschnitt. »Fühlt sich gut an«, sagte er und zog an seiner Zigarette.
    Ash hielt ihm ihre entgegen. Noch einmal wollte sie das Experiment mit dem Lichtstab lieber nicht riskieren. Er zündete sie an seiner an und gab sie Ash zurück.
    »Womit hast du die vorhin angemacht?«, fragte er.
    »Wenn Beleth das gesehen hätte, hätte er mich geköpft«, gab sie zurück.
    »Beleth?«, fragte der Mann. »Wer ist das?«
    »Mein Ausbilder. Den müsstest du doch kennen. Der große Dunkle mit den roten Augen, der immer so laut brüllt.«
    Sein Schweigen füllte die Höhle. »Beleth«, sagte er dann. »Dunkel.«
    In Ash erblühte eine böse Vorahnung. Jeder Soldat kannte Beleth. Jeder dunkle Soldat.
    »Verflucht«, sagte sie atemlos und machte sich hastig von ihm frei. Die Zigarette fiel auf den Boden und verglühte. »Verflucht, du bist gar keiner von uns!«
    Sie krabbelte rückwärts von ihm fort und angelte nach ihrem Messer, ihrem Lichtstab, einem Stein, den sie ihm an den Kopf schmettern konnte, irgendeiner Waffe. Ihr Atem ging schnell und stoßweise. Ein verdammter Engel, dachte sie. Einer von den weißen Hurensöhnen. Und ich hocke hier mit ihm und rauche und quatsche, als wäre der Mistkerl mein allerbester …
    Sie war im Freien, und gleich hinter ihr tauchte der Mann auf. Er zerrte an seiner Jacke, die sich zwischen zwei Geröllbrocken eingeklemmt hatte, und fuchtelte mit der anderen Hand. »He«, rief er, »he, warte! Lass uns reden …«
    Ash verlor den Lichtstab und fluchte, weil er den Hang hinabrollte. Sie riss an dem Messer, das sich im Gürtel verdreht hatte, bekam es mit einem Ruck frei und hieb damit nach dem Weißen.
    »He«, schrie er wieder. Er schaffte es, sich aus seiner festsitzenden Jacke zu befreien und sprang rückwärts, fiel dabei über seine eigenen Füße und landete schwer auf dem Rücken. Ash sah, wie sich seine strahlend weißen Schwingen entfalteten und gleich wieder entmaterialisierten, als er auf den Boden prallte. Sie hörte, wie die Luft aus seinen Lungen pfiff.
    Er oder sie. Sie rannte auf ihn zu und holte mit dem Messer aus. Sein Gesicht war so weiß, wie es seine Flügel gewesen waren, und seine Augen dunkle Löcher darin. Er riss den Mund auf und hob die Hände, um sie abzuwehren. Ihr Messer zerschnitt seine Handfläche und fetzte ein Stück aus dem Ärmel seines Hemdes. Er schrie auf und robbte rückwärts, und Ash setzte nach. Beleth hatte ihnen eingeschärft, die Weißen niemals zu unterschätzen. Sie waren hinterhältig, boshaft und gnadenlos. Ash wusste, dass sie diese Begegnung nur überleben würde, wenn sie schneller war als er.
    Der Mann kämpfte verbissen darum, auf die Beine zu kommen und sich mit seiner blutenden Hand gegen ihren Angriff zu schützen. Er schien unbewaffnet. Ash zögerte. Einen Wehrlosen töten?
    Ihre Erinnerung ließ sie Beleths Stimme hören: Traut ihnen nicht. Manchmal sehen sie harmlos aus, aber das ist nur ein Trick, um euch

Weitere Kostenlose Bücher