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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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fluchen. »Haben versucht, uns reinzulegen. Das war Michael, dieser Hurensohn!« Ash spitzte die Ohren und reimte sich aus den Gesprächsfetzen zusammen, was geschehen war. Die Legionen der Dunklen waren wie geplant für einen Großeinsatz auf Feld 17 abgezogen worden, und die Streitmacht der Weißen befand sich beinahe vollzählig auf dem Weg zu Feld 235. Hierher.
    Dann waren sie unten auf dem Feld und folgten Beleth, der seine Soldaten zu einer Ansammlung von kleinen Felsen dirigierte und sie dort zum Kreis formieren ließ. »Hört zu, Leute«, sagte er laut. »Haltet euch ein bisschen zurück. Wir wissen nicht, was die Hellen vorhaben. Der alte Ziegenkopf wird sich was einfallen lassen, wie wir unsere Haut retten und Feld 235 halten können, aber ihr Neulinge seid ganz sicher nicht seine Trumpfkarte in dem Spiel. Ich will euch nach der Schlacht vollzählig wieder im Lager sehen, hört ihr? Spielt mir hier nicht die Helden!«
    Ash fiel zögernd in das dröhnende Lachen der Veteranen ein, die Beleths Rede gehört hatten. »Es geht los«, brüllte ihr Ausbilder jetzt und ließ seinen Lichtstab aufleuchten. Vom Zentrum des Feldes war Geschrei und das Zischen der Stäbe zu hören. »Die Engelsbrut ist da!«

9
    Die Sonne verlischt, das Land sinkt ins Meer;
vom Himmel stürzen die heitern Sterne.
    D ie nächsten Stunden – oder waren es nur Minuten? Ash hatte jedes Zeitgefühl verloren – waren ein Höllenkessel aus Schreien, Explosionen, Feuer und Blut. Die weißen Legionen kamen über sie wie ein Sturm, eine Feuersbrunst, eine Lawine des Todes. Kalani hatte sie längst aus den Augen verloren, und sie hatte mit ansehen müssen, wie zwei Soldaten aus ihrer Einheit in einem Feuerball verglühten.
    Zum ersten Mal erblickte sie lebende Hellgeflügelte aus der Nähe. Wie ihre dunklen Gegner schickten sie Fußsoldaten, Reiter und Flieger in den Kampf. Die Reiter saßen auf weißen Flügelpferden. Seht nur, die Pegasoi, hörte Ash jemanden rufen. Eine Erinnerung tauchte auf und verblasste gleich wieder. Flügelpferd. Dichter. Musen. Aber das klang so sanft und harmlos, und diese schneeweißen Flügelpferde waren kaum weniger furchterregend als die Pferdedämonen der Dunklen mit ihren feurigen Nüstern und glühenden Augen.
    Ein überlebensgroßer Weißgeflügelter auf einem ebenso riesigen Pegasos galoppierte über den Himmel und schwenkte ein Flammenschwert, das alle Blitze überstrahlte. Ash schloss geblendet die Augen. Das musste der Feldherr der Weißen sein, Michael, der Tödliche, der flammende Vernichter, der Hüter des Schlüssels und des Portals. Der Weißgeflügelte war ganz in blutiges Rot gewandet, und auch sein Flügelpferd trug einen roten Sattel.
    Auf ihrer Seite erhob sich ein Geschrei aus tausend Kehlen. Der Ziegenköpfige preschte auf Orobas herbei, um sich Michael zu stellen. Das Getöse, mit dem die beiden Giganten am Himmel hoch über ihr aufeinanderprallten, ließ die Erde erbeben.
    Ash zog es vor, in Deckung zu gehen.
    Der Findling, hinter dem sie Schutz suchte, gehörte zu einer kleinen Felsformation, und Ash war nicht die einzige, die sich dort vor dem Spektakel über ihren Köpfen in Sicherheit bringen wollte. Ein paar Dunkelgeflügelte hockten bereits in dem Spalt zwischen zwei Felsen, in den sie sich zuerst hatte zwängen wollen. Sie machten keine Anstalten, ihren Unterschlupf mit Ash zu teilen, und weil sie wiederum keine Lust hatte, eins der gezähnten Messer zwischen die Rippen zu bekommen, krabbelte sie mit eingezogenem Kopf zum nächsten Überhang. Nicht viel mehr als ein Geröllhaufen, gerade groß genug, um sie auch zur Seite abzuschirmen. Ash kroch darunter und stieß gegen etwas Nachgiebiges, das dort kauerte. Es war dunkel in der kleinen Höhlung, aber sie konnte einen menschengroßen Umriss erahnen.
    »Hallo«, sagte Ash. »Passe ich mit rein?«
    Der andere rückte wortlos beiseite, und Ash schob sich neben ihn. »Draußen brennt die Luft«, sagte sie.
    »Ich hatte auch keine Lust, zwischen die Räder zu geraten«, erwiderte eine Männerstimme.
    Beide lachten, und Ash ruckelte sich zurecht, bis sie einigermaßen bequem saß. Sie wusste ja nicht, wie lange sie hier ausharren mussten.
    »Bist du schon lange hier?«, stellte sie die Frage, die am Beginn jeder neuen Bekanntschaft stand.
    »Nein«, sagte der Mann. »Das ist mein erster Kampfeinsatz.«
    »Meiner auch.« Ash lehnte ihren Kopf an den rauen Stein. Ihre Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Bald konnte sie

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