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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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zu.
    »Oh«, machte Ash und reichte den Packen Papier über den Tisch. »Ich bin damit nicht fertig geworden«, sagte sie.
    »Das sehe ich.« Ein strafender Blick wurde über die Lesebrille geschossen. »Auch noch saumselig. Tsss.«
    Ash spürte, wie sie wahrhaftig errötete. Dieses Fräu… Fraulein Schultze vermittelte ihr das Gefühl, ungefähr zehn Jahre alt zu sein, etwas zurückgeblieben, aber für ihr Alter entschieden zu groß und zu trampelig.
    »Hm«, machte die Frau und runzelte die Stirn. »Hm. Originell.« Das klang allerdings nicht wie ein Kompliment, sondern eher angewidert.
    Ein lautes, tiefes, wütendes Bellen ließ Ash zusammenzucken. Sie sah sich nach dem Höllenhund um, der diese Laute von sich gab.
    Fraulein Schultze nahm, ohne aufzusehen, einen schwarzen Hörer von einem schwarzen Telefon, klemmte ihn ans Ohr und sagte: »Ja, bitte?« Sie lauschte, während sie in Ashs Fragebogen blätterte, nickte, machte zustimmende Geräusche und sagte dann: »Aber gerne, natürlich, sehr gerne sogar. Nein, das ist kein Problem. Er hat nur zu mir durchgestellt, weil er ein Nickerchen … aber natürlich, für Sie doch immer. Ich verbinde Sie sofort mit ihm. Einen Moment Geduld bitte, M.«
    Ash sah, dass bei diesen Worten eine leichte Röte in Fraulein Schultzes Gesicht gestiegen war. Ihre Stimme klang nicht im Mindesten streng, sondern sie flötete und tirilierte wie ein Vögelchen. Sie tippte auf dem Telefon herum und wartete, während ihre gepflegten, zartrosa lackierten Fingernägel ungeduldig gegen das Bakelitgehäuse des Gerätes trommelten.
    Ash hörte, wie eine tiefe Stimme in den Hörer knurrte.
    »Chef, ich muss leider stören«, sagte die Vorzimmerdame. »M ist in der Leitung, er sagt, es sei dringend.« Die tiefe Stimme bellte ein paar Worte, Fraulein Schultze drückte erneut auf der Tastatur herum, flötete: »Bitte schön, aber nein, nichts zu danken, das habe ich doch gerne getan, mein lieber M«, und legte lächelnd auf.
    Ash sah, wie Murgatroyd leise hüstelnd die Hand vor den Mund hielt.
    »Ja? Was gibt es denn da zu lachen?« Der beseelte Gesichtsausdruck wich einem verkniffenen Mund und gerunzelten Brauen. Sie blickte den kleinen Dämon noch eine Weile strafend an, dann widmete sie sich wieder Ashs Bewerbungsunterlagen. Mit einem spitzen Bleistift ging sie die Antworten durch, machte Haken, Kringel und Kreuze, strich mit energischen Bewegungen etwas durch, schrieb Notizen an den Rand, presste dabei die Lippen zusammen und räusperte sich gelegentlich unmutig.
    Ash stand vor dem Schreibtisch, rieb ihre Hände am Stoff ihrer Hose trocken und fragte sich, warum sie so nervös war. Sie wusste doch noch nicht einmal, was dieses Fraulein Schultze von ihr wollte? Sie schien die Vorzimmerdame eines wichtigen Mannes – Dämons? – zu sein, sie selbst war anscheinend ein Mensch und ganz offensichtlich hatte Murgatroyd Respekt vor ihr, denn er stand stramm und warf nur gelegentlich einen besorgten Seitenblick zu Ash hinüber.
    Fraulein Schultze legte nun die ausgefüllten Bögen ordentlich zusammen, stieß sie auf den Tisch auf, damit die Kanten präzise übereinanderlagen, blätterte noch einmal hindurch, um an einigen Stellen mit einem kleinen Stempel etwas zu markieren – oder zu bestätigen? – stieß die Bögen erneut auf, glättete sie mit der Hand, schrieb in einer peniblen, winzig kleinen Schrift etwas an den oberen Rand des ersten Bogens, nahm die Heftmaschine und heftete alles zusammen, legte die Bögen in einen schwarzen Ablagekorb und räusperte sich. »Wenn Sie mit dem Computer gearbeitet haben, können Sie doch sicher tippen?«, fragte sie streng.
    Ash blinzelte. »Hm – ja«, sagte sie zögernd. Jeder konnte heutzutage tippen, mehr oder weniger schnell, mehr oder weniger treffsicher. Sie hatte sich nie darum gekümmert, es zu lernen, aber ihre Finger fanden sich auf einer Computertastatur durchaus flott zurecht.
    Ihre Antwort stellte Fraulein Schultze offensichtlich nicht sehr zufrieden. Sie verzog säuerlich den Mund und warf Murgatroyd einen anklagenden Blick zu. Der kleine Dämon hob die Hände. »Es war gerade nichts Passendes auf Lager«, sagte er entschuldigend. »Sie wissen doch, die Sekretärinnen sind immer ganz wild aufs Schlachtfeld. Lagerfeuerromantik, Kameradschaft, kratziger Alkohol …«
    Fraulein Schultze stieß ein angewidertes Schnauben aus. »Kaffeekochen wird sie ja wohl können.« Sie seufzte. »Und Akten ablegen, das schafft ja sogar ein dämlicher Hilfsdämon

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