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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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vierschrötige Gestalt, die Wollmütze, die er auf dem Kopf trug und seine abweisende Miene, entschied, dass es sich um einen Menschen und nicht um einen Dämon handelte und sagte: »Ashley Fraxinus. Ich bin neu hier. Büro.«
    Der Mann grunzte und sah sie von der Seite an. Er war nicht mehr jung, hatte pockennarbige Wangen und sah aus wie ein Handwerker. Unter seiner schwarzen Wollmütze schaute rötlichgraues Haar hervor. »Eldur Lygari«, erwiderte er kurz. »Hausmeister.« Er wandte sich wieder seinem Becher zu.
    »Da bist du«, hörte sie Murgatroyds atemlose Stimme. Er stellte ein Tablett mit zwei Bechern und einem Teller mit Spaghetti auf den Tisch und setzte sich ihr gegenüber auf den Stuhl. »Hallo Eldur.«
    »Murgs«, erwiderte der Hausmeister. Er schien nicht sehr gesprächig zu sein.
    Der Dämon stellte einen der Becher vor Ash auf den Tisch, den anderen auf seinen Platz und bot ihr dann den Teller an.
    Ash blickte auf das Gericht, stellte fest, dass die Nudeln unter der Tomatensauce und dem Käse sich bewegten, und lehnte dankend ab.
    »Eldur, das ist Ash. Sie arbeitet seit heute für Fraulein Schultze.« Murgatroyd bohrte seine Gabel in das sich windende Essen, hinderte es mit einer geschickten Drehung daran, zu flüchten und stopfte es sich in den Mund.
    Der Hausmeister würdigte Ash eines etwas längeren Blickes. Seine Augen waren von einer undefinierbaren Farbe. »Mein Beileid«, sagte er. Ash zuckte die Achseln.
    »Sie bekommt Gromengorrs Zimmer«, fuhr der Dämon kauend fort. Etwas versuchte, aus seinem Mund zu entwischen, aber er schob es mit dem Finger wieder zurück.
    »Geht klar.«
    »Kannst du bitte nachsehen, ob die Heizung immer noch tropft?«
    Der Hausmeister nickte.
    Ash wandte ihren faszinierten Blick von dem essenden Dämon und widmete sich ihrem Kaffee, der erstaunlich gut roch. Sie probierte vorsichtig, weil sie mit Überraschungen rechnete – Pfefferminzgeschmack oder lebende Käfer. Aber es handelte sich wirklich nur um ganz gewöhnlichen Kaffee, heiß, schwarz und stark. »Gut«, murmelte sie und trank.
    »Mit Schuss?«, fragte der Hausmeister. Sie warf ihm einen Blick zu. Er schenkte ihr ein schartiges Lächeln. Sie lächelte verdutzt zurück und schüttelte den Kopf.
    »Sie ist im Dienst«, warf Murgatroyd tadelnd ein.
    Der Hausmeister grinste schief und trank aus. Er stand auf und tippte an den Rand seiner Wollmütze. »Wir sehen uns.«
    Murgatroyd wischte sorgfältig seinen Teller aus. »Netter Kerl für einen Menschen«, sagte er und griff nach seinem Kaffee.
    »Stört es hier jemanden, wenn man bei der Arbeit trinkt?«, fragte Ash interessiert. Sie hatte sich die Unterwelt weniger ordentlich vorgestellt. Kantinen und Büros, Hausmeister und Vorzimmerdamen – das passte nicht so ganz in ihr Bild von der Hölle. Dem Inferno. Der Unterwelt, dem Orkus, Hel, dem Hades … Wie hatte Murgatroyd diesen Ort genannt? Sie fragte ihn.
    »Die Zentrale«, sagte er und trank seinen Kaffee aus. »Noch einen?« Ash lehnte ab. »Gut, dann zeige ich dir jetzt dein Büro und das Archiv. Sollen wir die Treppe nehmen? Ich muss das Essen wieder abtrainieren.«
    Die Tür zum Treppenhaus lag versteckt in einer Nische. Die Treppe war steil, die Beleuchtung düster. Ash bemerkte, dass sie nicht mehr in Form war, denn sie begann schon nach wenigen Minuten des Abstiegs zu schwitzen.
    »Das ist gut für die Kondition«, rief Murgatroyd, der ihr eine halbe Windung voraus war. »Meide den Aufzug und du hast keine Probleme mehr mit dem Kreislauf.«
    Haben Dämonen einen Kreislauf?, fragte sich Ash, während sie weiter hinter Murgatroyd herschnaufte.
    »Neuntes Untergeschoss«, sagte der Dämon und hielt vor einer Brandschutztür. »Archiv.« Er zog die Tür auf und wartete, bis Ash hindurchgegangen war.
    Ein dunkelgrün gestrichener Gang mit Neonröhren und vielen Mattglastüren. Ash seufzte.
    »Hier entlang«, rief der Dämon. Er fummelte an seinem Gürtel herum, zerrte eine Metallkette hervor und zog sie heraus, bis ein Schlüsselbund zum Vorschein kam, dessen Umfang einem Kastellan zur Ehre gereicht hätte.
    »Hattest du den etwa in der Tasche?«, fragte Ash, die an einen Zaubertrick glaubte.
    Murgatroyd hörte auf, die unzähligen Schlüsselchen, Schlüssel und SCHLÜSSEL zu sortieren, blickte verblüfft auf und nickte. »Wo sonst? Ah, hier ist er.« Er dirigierte Ash zu einer der vielen identischen Türen, steckte einen mittelgroßen Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. »Willkommen in deinem

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