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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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wie Sie, Murgatroyd. Also gut, ich muss nehmen, was ich bekommen kann. Junge Dame, Murgatroyd zeigt Ihnen Ihr Büro und weist Sie ein. Ich erwarte Sie jeden Morgen Punkt Sieben zum Rapport. Danke.« Sie griff nach einer Mappe, schlug sie auf und begann zu lesen.
    Wegtreten, formten Murgatroyds Lippen. Er griff nach Ashs Arm und zog sie aus dem Zimmer. In diesem Moment fühlte Ash sich in seiner dämonischen Gesellschaft weitaus wohler als in der dieser durch und durch menschlichen, schreckerregenden Vorzimmerdame.
    »Puh«, machte Murgatroyd, als sie vor der geschlossenen Tür standen, und wischte sich mit einem großen, geblümten Taschentuch grünlichen Schweiß von der Stirn. »Sie ist beängstigend – äh – tüchtig, nicht?« Er lächelte schief zu Ash empor, und sie drückte stumm seine Schulter. Sein Lächeln wurde breiter. Er deutete zum Aufzug. »Kommen Sie. Gehen wir erstmal eine schöne Tasse Kaffee trinken. Vor morgen wird sie von Ihnen nichts wollen.«
    »Oh, Kaffee«, sagte Ash sehnsüchtig. Sie hatte seit ihrem Tod keinen Kaffee mehr bekommen. »Hätten Sie zufällig auch eine Zigarette für mich?«
    Murgatroyd verneinte bedauernd. »Hab mir's abgewöhnt. Kaugummi?« Er bot ihr ein rot eingewickeltes Päckchen an, sie zog einen Streifen heraus und steckte ihn in den Mund, kaute zweimal kräftig darauf herum und spuckte ihn angewidert in ihre Hand. »Was ist das denn?«, keuchte sie.
    »Geschmacksrichtung Chili-Ingwer«, erklärte der Dämon kauend. »Ich mag die dezente Schärfe.«
    Die Aufzugtür glitt auf, ein dünnes, grünhäutiges Mädchen mit einer Reihe von Tentakeln, die ihren Schulterblättern entsprossen, Widderhörnern, einem Hahnenkamm auf dem ansonsten kahlen Kopf und schillernden Facettenaugen trat aus dem Aufzug, grüßte Ashs Begleiter mit einem munteren »Hi, Murgs« und ging den Gang hinunter. Ash blickte ihr nach.
    »Ein Prototyp, nie in Serie gegangen«, sagte der Dämon und schob Ash in die Kabine. »Diese exotischen Modelle sind viel zu reparaturanfällig, werden deshalb meistens im Innendienst eingesetzt. In der Nähe der Werkstätten, verstehen Sie?« Er zwinkerte ihr kumpelhaft zu und sagte: »Erdgeschoss, Kantine« in das kleine Gitter.
    Ash lehnte an der Wand der Kabine und schloss für einen Moment die Augen. Was machte sie hier nur? Und wo war der Ausgang?
    Ein Bild erschien vor ihren geschlossenen Augen. Ein Riese, dessen Kopf in den Wolken verschwand. Er besaß menschliche Gestalt, aber gleichzeitig war er ein Baum, und zwar der größte Baum, den sie je zu Gesicht bekommen hatte. Seine Wurzeln gruben sich tief in den Boden, Wasser quoll zwischen ihnen hervor. Ein Mann in einem zerschlissenen Mantel beugte sich über die Quelle und trank daraus. Über seinem Kopf, den ein breiter Hut bedeckte, kreiste ein Rabe.
    Der Aufzug hielt an, seine Tür glitt mit einem Läuten auf. Ash erwachte aus ihrem Sekundenschlaf und folgte Murgatroyd in eine riesige, düstere Halle, die mit Tischen und Stühlen vollgestellt war und von Menschen – oder Dämonen – wimmelte. Es war laut und verqualmt. Dunkelroter Plüsch und barock verschnörkelte Vergoldung beherrschten das Bild. Wo waren sie gelandet, in einem Antiquitätenladen? Einem durchgeknallten Bordell? An einem Filmset?
    »Unsere Kantine«, sagte Murgatroyd und rieb sich die Hände. »Wie möchten Sie Ihren Kaffee, Fräulein Fraxinus?«
    Ash schüttelte sich. »Nicht Fräulein, bitte«, sagte sie heftig. »Ash, wie Esche. Schwarz, mit einem Löffel Zucker.«
    Der kleine Dämon rundete erstaunt seine Lippen. »Oh«, sagte er und ergrünte ein wenig. »Ah. Das – gerne, äh, Ash. Das ist ein guter Name. Fraxinus Axis Mundi auf zwei Beinen, sozusagen.« Er zwinkerte ihr zu und deutete auf die lange Theke am anderen Ende des Saales. »Ich hole unseren Kaffee. Möchten Sie auch etwas essen?«
    »Du«, erwiderte Ash müde. »Ich finde, als Kollegen sollten wir uns duzen. Nein, danke, ich bin nicht hungrig.«
    Der Dämon ergrünte noch etwas tiefer und räusperte sich verlegen. »Sehr gerne«, nuschelte er. »Ich heiße Murgatroyd. Ich hole unseren Kaffee.«
    Ash nickte und sah sich nach einem Sitzplatz um. Da war ein Tisch in der Nähe der Aufzugtür, an dem nur ein einzelner Mann in einer ölverschmierten Latzhose saß und in seinen Becher starrte.
    »Ist hier noch frei?«, fragte Ash.
    Der Mann blickte nicht auf, knurrte nur bestätigend und rückte beiseite, damit sie sich neben ihn setzen konnte. Ash dankte, musterte kurz seine

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