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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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unterbrochen, weil der Aufzug endlich kam und sie einstiegen. Dann fuhr er fort: »… aber wie das mit Organisationen so ist: irgendeine Form der Hierarchie muss es geben, damit sie funktionieren. Die Verwaltungleute nennen sich ›Inspektor‹ und ›Assistent‹ oder ›Beauftragter‹ – frag mich da bitte nicht nach den korrekten Rangfolgen, das ist wirklich unübersichtlich. Wir einfachen, plattfüßigen Außendienstler haben halt militärische Ränge. Vergleichbar mit der Polizei.«
    »Polizei«, sagte der Engel und verzog angewidert das Gesicht. »Das ist ja beinahe noch schlimmer.«
    Macnamara konnte nicht anders, er begann über das ganze Gesicht zu strahlen und klopfte dem jungen Anwärter kräftig auf die Schulter. »Guter Mann«, sagte er. »Ich wusste, wir würden blendend miteinander auskommen. Ah, wir sind da.« Er legte dem Engel seine Hand zwischen die Flügel und schob ihn auf den Gang. »Die Dinger brauchst du übrigens nicht«, sagte er.
    Der Engel sah ihn fragend an.
    »Deine Flügel«, erläuterte Macnamara. »Brauchst du nicht. Wir werden hauptsächlich in der Zentrale zu tun haben, da würden sie nur stören.«
    »Oh«, murmelte der Engel und ließ seine Schwingen verschwinden. »Danke für den Hinweis.«
    Sie gingen schweigend durch zwei Glastüren und gelangten in einen hellen, weitläufigen Raum, der mit kleinen Polstergruppen in Pastelltönen ausgestattet war. Macnamara geleitete den jungen Engel zu einem der Tische, schob ihn in einen Sessel und setzte sich ihm gegenüber. »Was weißt du und was muss ich dir noch erklären?«
    Der Anwärter legte die Hände zusammen und stützte sein Kinn darauf. Seine dunklen Augen musterten Macnamara mit trauriger Intensität. »Ich weiß nichts«, sagte er. »Man hat mir befohlen, mich hier zum Dienst zu melden, mehr nicht.«
    Macnamara nickte grimmig. Die Himmlischen erklärten nicht. Sie verlangten von ihren Soldaten Gehorsam, so blind wie nur möglich. Der HErr wollte es so.
    »Was darf ich Ihnen bringen? Oh, hallo Mac.« Die dunkel gekleidete Frau nickte freundlich. »Tee mit Zitrone, nehme ich an? Und der junge Mann?«
    »Ah«, machte Ravi erstaunt. »Das ist aber nett. Ein Kaffee, bitte. Schwarz.«
    Die Frau nickte wieder und verschwand.
    »Du warst noch nicht in unserer Cafeteria, wie ich sehe. Der Kaffee ist ausgezeichnet. Und wenn du dich mit Margot gut stellst, gibt sie dir sogar was Stärkendes hinein. Das ist natürlich im Dienst streng verboten.« Er zwinkerte.
    Der junge Engel räusperte sich unbehaglich. Macnamara lehnte sich bequem zurück und faltete die Hände über dem Gürtel seines Trenchcoats. »Sagt dir Humphrey Bogart etwas?«
    Einen Moment lang beherrschte das blanke Nichts den Gesichtsausdruck des Jungen. Dann belebten sich seine Züge wieder. Er nickte zögernd. »Ich verfüge nicht vollständig über meine Erinnerungen«, sagte er. »Aber der Name sagt mir etwas, ja.« Er runzelte die Stirn. »Film. Ein Schauspieler. Richtig?«
    Macnamara richtete sich auf. »EIN Schauspieler?«, rief er. »Er war der Größte!« Er zupfte seine Hutkrempe zurecht und setzte eins der Gesichter auf, die er manchmal vor dem Spiegel übte. »Also?«, lispelte er. »Spuck's schon aus, Schätzchen. Ich kann riechen, dass du was vor mir verbirgst.«
    »Bitte?«, fragte der Engel höflich.
    Macnamara entspannte seine Gesichtszüge und sank in den Sessel zurück. »Er war der Größte«, wiederholte er. »Malteser Falke. Er hat sich nicht kleinkriegen lassen, auch wenn die Gangster ihn in die Enge getrieben haben. Hat sich immer rausgehauen. Und dann ist er davongegangen, ganz allein, in die Dunkelheit.« Er seufzte. »Ein Stoff, aus dem man Träume macht«, zitierte er.
    Der Engel blickte ihn freundlich und verständnislos an. »Ja«, sagte er. »Schön.«
    Macnamara seufzte wieder. Niemand verstand ihn. Er runzelte die Stirn.
    Die Serviererin brachte ihre Getränke, lächelte Ravi herzlich an, zwinkerte Macnamara zu und ging wieder.
    Macnamara rührte Zucker in seinen Tee und trank. Sein Gesicht glättete sich. »Bruce Willis«, sagte er. »Kennst du den? Detective Lieutenant John McClane? Boom-Boom-Bäng! Auch ein ganz Großer!«
    Ravi begann zu lachen. Er deutete auf Macnamaras Trenchcoat und sagte: »Das ist aber nicht McClanes Kostüm.«
    Macnamara grinste. Endlich taute der Engel ein bisschen auf. »No, Sir«, sagte er vergnügt. »Aber du solltest mich mal im Unterhemd sehen. Cool. Richtig cool. Genau wie Bruce Willis.«
    Sie lachten sich

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