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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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ihren Wangen zu Eis.
    Sein Arm hielt sie warm und fest. Er hatte sie in eine Decke gewickelt, die ein wenig nach Pferd roch. Das Feuer im Ofen war heruntergebrannt, aber sie fror nicht. Sie wackelte mit den Zehen, seufzte verwirrt und suchte in ihrem Inneren nach dem, was gerade geschehen war. Sie fühlte sich schwer und unbehaglich, fremd in ihrer Haut. »He, ich bin doch jetzt nicht etwa schwanger oder so was?«, fragte sie.
    Eldur, der mit weit offenen Augen zu schlafen schien, wandte langsam den Kopf und sah sie an. Sein Blick war fern und müde, bedauernd und erleichtert zugleich. »Unmöglich. An diesem Ort kann nichts wachsen.«
    Das war die Wahrheit. Ash schloss beruhigt die Augen. Ihre Finger berührten den Stein, den Eldur ihr gegeben hatte, den Talisman, den Gimsteinn. Gestern hatte er sich rau angefühlt, mit unebenen Kanten, wie ein Brocken Holzkohle. Aber sie musste sich geirrt haben, wahrscheinlich weil sie betrunken gewesen war. Der Stein hatte eine raue Oberfläche, aber er war vollkommen rund, wie eine Perle.
    »Jetzt bist du dran«, sagte sie mit geschlossenen Augen. »Meine Erinnerungen. Und der Weg nach draußen, zurück in mein altes Leben.«
    »Das kann ich dir nicht geben«, erwiderte er, und als sie auffahren wollte, ihn als Lügner und Betrüger beschimpfen, legte er besänftigend seine Hand auf ihren Mund. »Ich habe dir deine Erinnerungen versprochen und einen Weg hinaus. Ich werde dir das eine geben und helfen, das andere zu finden. Ich halte meine Versprechen.« Er verzog bitter das Gesicht. »Auch, wenn ich Lügner genannt werde, Eidbrüchiger und Betrüger.« Er spuckte angewidert aus.
    »Was bist du, Eldur? Wer bist du?«
    Er löste sich von ihr und stand auf. »Deine Erinnerungen«, sagte er. »Fangen wir damit an. Das ist der leichtere Teil.« Er stand nackt am Feuer, narbenbedeckt am ganzen Leib. Sein Haar lockte sich wild und flammend rot über der Stirn.
    Ash stützte sich auf den Ellbogen und sah ihn scharf an. »Du bist jünger geworden«, sagte sie erstaunt. »Wie kann das sein? Du warst so alt!«
    Er grinste füchsisch. Seine Augen zogen sich zu schmalen, vergnügten Schlitzen zusammen. »Sie haben mich früh gelehrt, auf Iduns Äpfel zu verzichten«, sagte er. »Ich habe eine andere Methode finden müssen, mich jung zu halten. Das ist jetzt mein Vorteil und ihr Unglück.« Er blinzelte ihr zu und kniete am Feuer nieder, um es zu schüren.
    Ash legte die Wange in die Hand. »Du könntest mir hin und wieder auch mal nur einfach was erklären«, beklagte sie sich. »He, ich habe dich schließlich rangelassen. Ist das gar nichts wert?«
    Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu, der sie erröten machte. »Dafür würde ich die Welt zum Teufel gehen lassen«, sagte er. »Das ist es wert, Ash. Alles. Ich bin nur deinetwegen hier, vergiss das nicht.«
    »Na«, machte sie verlegen. »Hast du es ein bisschen kleiner, Eldur?« Sie runzelte die Stirn. »Das ist nicht dein wahrer Name, ich weiß es. Er passt nur halb zu dir. Wie heißt du wirklich, Flamme?«
    Er stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf und kam zu ihr, um seinen Namen in ihr Ohr zu flüstern. Gleichzeitig hielt er ihren Mund zu. »Er darf deine Lippen nicht verlassen«, warnte er. »Es wäre dein und mein Unglück, wenn jemand ihn erfährt.«
    Ash spürte dem Namen stumm mit der Zunge nach, fühlte die Bewegung, die sein Klang auf ihrem Kehlkopf machte. Hörte ihn mit seiner Stimme in ihrem Kopf erklingen. Nickte. »Der Name passt zu dir. Danke. Du hast mich nicht schon wieder belogen.« Beim letzten Wort, das sie seltsam betonte, grinste sie ihn an. Er zog die Brauen zusammen und legte warnend einen Finger auf den Mund, aber er lächelte dabei. »Nun hast du mich in der Hand«, sagte er. »Wenn du mich vernichten willst, brauchst du meinen wahren Namen nur laut auszusprechen, wenn die falschen Leute dabei sind.«
    »Beunruhigt dich das nicht?« Ash musterte ihn erstaunt.
    Er zuckte die Achseln. »Ich bin schon so oft dem Tod davongelaufen. Es wird uninteressant. Wenn er mich ereilen soll, wird er es tun. Meine Tochter wartet schon sehr lange auf mich.« Er schnitt eine Grimasse. »Nicht, dass ich scharf darauf wäre, den Rest der Ewigkeit in ihrer Gesellschaft zu verbringen. Sie ist eine schreckliche, schlecht gelaunte, langweilige Zicke.«
    Ash verstand nichts von dem, was er erzählte, aber sie musste lachen. »Spinner«, sagte sie und schlief unvermittelt ein.
    Als Ash erwachte, war sie allein. Vor ihr auf dem

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