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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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hält sie umschlungen, lindert das Zucken, wärmt die Glieder, wispert besänftigende Ruhe in ihr gepeinigtes Gemüt. Endlich erschlafft sie, sinkt in seine Umarmung, zitternd vor Kälte und Schmerz. Er streichelt sie, schlägt wärmend die Decke um ihre Schultern, schöpft von der kräftigen Brühe, die heiß und salzig durch ihre Kehle rinnt und die Geister vertreibt.
    Matt lehnt sie an seiner Schulter, die Augen geschlossen, bleich das Gesicht. »Ist dies das Ende?«, flüstert sie.
    Er sitzt grübelnd da, das Haupt in die Hand gestützt. »Der Riese«, sagt er. »Wir kennen sie alle, die Hrimthursen und Jöten, die Feuerriesen, Muspells Söhne – welchen von ihnen hast du gesehen?«
    Sie hebt matt den Kopf, blickt ihn an. »Keinen von ihnen«, sagt sie. »Ich kenne ihn nicht, ich weiß nicht, wer er ist. Odin, mein Gefährte, was ich sehe, ist nicht immer das, was die Welt sieht.«
    »Ist es Yggdrasil, die du sahst?«, drängt er. »Legen sie Feuer an den Weltenbaum?«
    Sie zögert, schüttelt den Kopf, aber ihr Blick ist voller Zweifel. »Ich sah sie nicht. Es war, als wäre sie verschwunden und der Riese an ihre Stelle getreten. Er ist nicht sie. Und doch – und doch …«
    »Ragnarök«, sagt er grimmig. »Die Esche fällt, und mit ihr fällt der Himmel, zerbricht die Weltachse, vergeht unsere Welt. Ich wusste es, Jörd, Ich konnte es riechen, das Wissen war Salz auf meinen Lippen und Feuer in meinen Adern! Ragnarök!«
    Sie schüttelt stumm den Kopf, ihre Lippen verneinen seine Worte, doch ihre Augen spiegeln den Weltenbrand.
    Ragnarök. Götterdämmerung. Weltende.

Zweites Buch
Verschwörung

1
    Ich kenne deine Werke. Dem Namen nach lebst du,
aber du bist tot.
    A temlos, durchgerüttelt, auseinandergenommen und falsch wieder zusammengesetzt – so ungefähr hätte Ravi seinen Zustand nach der Durchquerung des Nullraums bezeichnet, wenn er nicht auf das Konzentrierteste damit beschäftigt gewesen wäre, seine Augen trotz des Schwindels geschlossen und seinen Mageninhalt bei sich zu behalten.
    »Du wirst sehen, das wird gleich wieder«, hörte er die unerträglich heitere Stimme seines Vorgesetzten. Des Majors. Macnamaras. »Es ist nur die ersten Male so schlimm, später gewöhnt man sich daran. Schön den Kopf unten halten, ja, so ist es richtig. Und wenn du spucken musst, mein Junge, dann sei so freundlich, das in die andere Richtung zu erledigen.«
    Ravi würgte. Ich will ihm nicht vor die Füße spucken, dachte er. Was für ein Einstand! »Wie demütigend!«, keuchte er.
    Der Major legte seinen Arm um Ravis Schulter und hielt ihn – wenn auch in gekrümmter Haltung – aufrecht. »Ho, ruhig, Brauner«, brummte er. »Das ist keine Schande. Ich hab mir beim ersten Mal die Seele – na gut, oder was auch immer – aus dem Leib gekotzt.« Er rieb fest über Ravis Schulterblätter. »Das geht gleich vorüber. Denk an was Schönes.«
    Ravi würgte.
    »Macnamara!«, erklang eine ebenso unerträglich gut gelaunte Stimme. » Paco * , was führt dich hierher?«
    »Nenn mich nicht ›Bulle‹, frescales * «, sagte Macnamara drohend, aber Ravi hörte das Lachen in seiner Stimme. »Gonzo, schön, dich wiederzusehen. Bist du unser Empfangskomitee? Fraulein Schultze erwartet uns.«
    »Nenn mich nicht ›Gonzo‹», erwiderte der andere. »Und was ist das da für ein Bündel Elend?«
    »Anwärter Malhotra. Er ist neu bei uns.«
    Die fremde Stimme grunzte mitfühlend. »Das erste Mal, eh? Armes Schwein. Aber ich muss sagen, einen tollen Knackarsch hat er.«
    Ravi fuhr hoch, obwohl ihm die schnelle Bewegung beinahe den Schädel sprengte, und riss die Augen auf. Alles drehte sich um ihn, aber er kniff die Lippen zusammen und hielt sich aufrecht.
    »Hola, Knackarsch, alles wieder an Ort und Stelle?«, fragte der Dunkelhaarige und grinste ihn an. »Dann bringe ich euch zu Fraulein Schultze. Wir wollen sie doch nicht warten lassen, no ?«
    Ravi schleppte sich hinter seinem Vorgesetzten her, der sich angeregt mit dem Dunkelhaarigen unterhielt, während sie durch endlose, düsterbraune Gänge marschierten. »Ist es wahr, dass euer Chef schon wieder eine Revision angesetzt hat?«, fragte der Dunkle. »Ihr langweilt euch wohl, was?«
    Macnamara schnaubte amüsiert. »Ich könnte mir Schöneres vorstellen als mich durch eure schmuddeligen Archive zu wühlen. Seit wann bist du wieder hier? Ich dachte, du wolltest eine Weile im Limbus bleiben.«
    »Da war ich auch.« Der Dunkelhaarige öffnete eine Tür mithilfe eines imposanten

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