Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Schlüsselbundes.
    »Und? Wurde es dir zu langweilig?«
    Sie passierten die Tür und liefen weiter durch endlose Gänge, dieses Mal in widerlichem Blassgrün.
    »Bin ein paar Mal gefallen, danach brauche ich immer eine kleine Verschnaufpause.« Der Dunkle wandte den Kopf und grinste Ravi an. »Na, Hübscher? Du bist nicht mehr ganz so blass, das ist gut. Aber still ist er, no ?«
    »Wärst du auch. Ich habe die Abkürzung genommen«, rügte Mac ihn leise. »Zieh ihn nicht auf, Gonzo.«
    Der Dunkle ließ seinen Blick auf Ravi ruhen, der sich unbehaglich zu winden begann. »Ich bin brav, versprochen.« Er zwinkerte Ravi zu und sah Macnamara an. »Gehört er dir oder darf ich mein Glück probieren, sobald er sein Innenleben wieder im Griff hat?«
    Macnamara schnaubte amüsiert. »Frag ihn selbst. Er ist erwachsen.«
    Der Dunkelhaarige verhielt den Schritt und ließ sich zu Ravi zurückfallen, der vor Überraschung stehen blieb. »Was sagst du? Dein Beschützer gibt dich zum Abschuss frei.« Er hakte sich unter und zog Ravi weiter voran. »Los, erzähl schon. Hat Mac dir schon sein berüchtigtes Unterhemd gezeigt?«
    Der Dämon und der Dunkelhaarige brachen in ein wahrhaft höllisches Gelächter aus. Ravi schloss die Augen und schluckte. »Ich bin nicht interessiert, danke«, brachte er heraus.
    »Wie schade.« Der Dunkelhaarige ließ seinen Arm nicht los. »Aber ich gebe dir ein bisschen Zeit, chico . Vielleicht überlegst du es dir ja noch anders.«
    Ein fester Klaps auf den Hintern beschloss seine Rede, dann war der Dunkle, Gonzo, wieder an Macnamaras Seite und beide tauschten Neuigkeiten über irgendwelche Leute aus, die Ravi nicht kannte und auch nicht kennenlernen wollte.
    Übelkeit und Schwindel legten sich langsam, seine Lebensgeister kehrten zurück. Er blickte sich um und lauschte nur mit halbem Ohr. Anscheinend hatten Macnamara und der Dunkelhaarige miteinander gearbeitet, bevor Mac zum PLAN versetzt wurde. Und dieser Gonzo gehörte zu den »Springern«, das waren Soldaten, die zwischen den Einsätzen immer wieder in die Zentrale zurückkehrten, um sich dort zu erholen.
    Ravi schauderte. Er erinnerte sich nur sehr verschwommen an seine Zeit im Limbus, aber dafür hatte er überdeutlich in Erinnerung, wie er gefallen war. Das war kein Erlebnis, das er zu wiederholen gedachte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand freiwillig auf die Schlachtfelder zurückkehrte und damit riskierte, diesen Schrecken wieder und wieder durchleben – oder besser: durchsterben zu müssen.
    »Da sind wir«, sagte Gonzo.»Die letzte verschlossene Tür. Ab hier findest du dich ja selbst zurecht, Mac. Wir sehen uns!« Er klopfte dem Major auf die Schulter und zwinkerte Ravi anzüglich zu. »Wir sehen uns auch, Hübscher. ¡ Hasta luego * !«
    Macnamara, der die Tür mit dem Fuß aufhielt, fing Ravis Grimasse auf und schüttelte lächelnd den Kopf. »Lass ihn, er ist ein netter Kerl. Er zieht Neulinge nun mal gerne ein bisschen auf.«
    »Er ist kein Dämon, oder?« Ravi räusperte sich die Heiserkeit aus der Kehle.
    Macnamara befestigte den Ausweis an seinem Mantel neu und zog den Hut verwegen ins Gesicht. »Lass dich ansehen. Ja, präsentabel. Fraulein Schultze legt Wert auf ordentliches Aussehen und Benehmen. Und mit Fraulein Schultze sollte man es sich lieber nicht verderben, sie ist die Herrin über Kekse und Kaffee.« Er zwinkerte und schob Ravi durch die offengehaltene Tür in einen schwarzen, schummrig beleuchteten Gang.
    »Was für ein ungemütlicher Ort«, sagte Ravi. »Alles so dunkel und unfreundlich.« Er verspürte zu seiner eigenen Überraschung Sehnsucht nach der klaren, kühlen Helligkeit des Himmlischen Hauptquartiers. Glas, glänzender Marmor, Stahl und poliertes Holz. Überall Licht, manchmal zu hell. Keine dämmrigen Winkel und düsteren Ecken, sondern strahlende Sauberkeit, glänzende Böden und Wände, große Fenster, die auf einen blauen, mit kleinen Schäfchenwolken besetzten Himmel blickten. Es war Ravi dort beinahe zu strahlend, zu sauber, zu steril gewesen. Aber die Zentrale gefiel ihm in all ihrer schäbigen Schmuddligkeit und trüben Dunkelheit noch viel weniger.
    »Ach, man gewöhnt sich dran«, versuchte Macnamara ihn aufzumuntern. »Hier kann man es sich sehr gemütlich machen, glaub mir. Man muss nur wissen, wie, wo – und mit wem.«
    Ravi sah ihn misstrauisch an, aber der Major wahrte eisern eine nichtssagende Miene.
    »Herein«, rief eine Frauenstimme auf Macnamaras Klopfen. »Major Macnamara.

Weitere Kostenlose Bücher