Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Das hätte ich mir denken können!«
    Die Begrüßung konnte man kaum als überschwänglich bezeichnen, dachte Ravi. Die Frau, die hinter dem großen Schreibtisch saß, starrte Macnamara und ihn mit zusammengepressten Lippen missbilligend an. »Nun, da sind Sie, und sogar halbwegs pünktlich. Ich melde Sie an. Warten Sie bitte.« Sie griff zu einem riesigen schwarzen Telefon und nahm den Hörer ab. Ravi betrachtete fasziniert ihre gepflegt manikürten, zartrosa lackierten Nägel. Während die Vorzimmerdame in ihr Telefon hauchte, beugte er sich zu Macnamara hinüber und fragte flüsternd: »Ist sie ein Dämon?«
    Macnamara schüttelte den Kopf und grinste. »Chefsekretärin.«
    Die Vorzimmerdame legte auf und kam hinter dem Schreibtisch hervor. »Folgen Sie mir bitte, Major. Und äh – Sie auch, junger Engel.«
    »Anwärter Malhotra«, stellte Ravi sich höflich vor.
    Fraulein Schultze musterte ihn missbilligend vom Kopf bis zu den Füßen. »Nun ja«, sagte sie. »Sie können ja nichts dazu.« Mit diesen kryptischen Worten öffnete die Sekretärin eine gepolsterte Doppeltür und ließ sie eintreten.
    Ravi riss die Augen auf. Ein riesiger, finsterer Saal mit spiegelglattem Boden tat sich vor ihm auf. Flammen schlugen um ihn in die Höhe, Säulen ragten in kranken, übelkeiterregenden Windungen empor zu einer Decke, an der dicke Klumpen von Fledermäusen und scheußlichen, grotesk verwachsenen Wesen hingen, die mit glühenden Augen hungrig auf ihn hinabstarrten. Schwefel tropfte von den Wänden, es stank infernalisch nach Verwesung und Gift, grünliche Schwaden durchzogen die rauchgeschwängerte Luft und über all dem lagen die Schreie gequälter Seelen, die unsäglichen Torturen unterworfen zu sein schienen.
    In der Mitte des Saales brodelte eine dicke, schwarze Flüssigkeit wie Teer in einem Becken, das aus Knochen und Schädeln erbaut war. Daraus hervor ragte ein scharfkantiger Brocken schwarzer Lava, und auf diesem wiederum saß ein riesiger, monströs fetter, schuppenhäutiger und über und über mit scharfen Stacheln besetzter Dämon, aus dessen zahnstarrendem Maul giftiger Schleim troff. Es zischte, wo das Sekret auf den Stein traf, und kleine Rauchwölkchen stiegen auf. Blutrote Krallen bohrten sich in einen sich windenden Körper, über dem der Dämon hockte und den er gerade genüsslich zerfleischte.
    »Chef«, sagte die Sekretärin ungerührt, »Sie haben vergessen, umzustellen. Darf ich?« Sie griff an Ravi vorbei, der schreckstarr auf die Szenerie blickte, drückte einen großen, roten Knopf und nickte Ravi aufmunternd zu. »Gehen Sie hinein, junger Engel. Nur keine Scheu.«
    Ravi wandte seinen Blick widerwillig von ihrem gelassenen Gesicht und blinzelte. Ein ganz normales, wenn auch düsteres Arbeitszimmer bot sich seinen Blicken dar. Hinter einem großen, glänzenden Schreibtisch saß ein massiger Mann in einem dunklen Anzug und mit dem Gesicht einer traurigen Bulldogge. Er nickte den Eintretenden nicht unfreundlich zu und sagte: »Danke, Fraulein. Bringen Sie uns etwas zu trinken?« Sein blutunterlaufener Blick streifte Ravi gleichgültig und blieb auf Macnamara hängen. Seine Augen flammten dunkelrot auf. »Phosphoros, du fahnenflüchtiger Verräter«, grollte er. »Sag, was willst du?«
    »Tee mit Zitrone, bitte«, erwiderte Mac. »Mein Mitarbeiter möchte einen Kaffee. Und es heißt ›Major Macnamara‹, Antagonistides.«
    »Tee und Kaffee«, wiederholte die Sekretärin. »Chef, was darf ich Ihnen bringen?«
    »Kaffee«, knurrte der Dämon. »Setzt euch. Phospho…, Pardon, Major, ich erwarte eine Erklärung, was der PLAN hier schon wieder herumzuschnüffeln hat!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch, dass das schwarze Telefon einen klingelnden Satz machte. »Ich setze gerade eine offizielle Beschwerde auf. Die Zentrale wird systematisch diskriminiert!«
    Ravi beobachtete die Rauchwölkchen, die aus den Ohren des Dämons stiegen. Wie hatte Mac ihn genannt? Antagonistides?
    »Alpha«, sagte der Major begütigend, »reg dich nicht auf, denk an deinen Blutdruck. Das hier ist eine Routinekontrolle, nichts weiter. Oder siehst du hier außer mir und Anwärter Malhotra noch weitere Beauftragte?«
    Der Dämon knurrte und sank in seinen Sitz zurück. »Ich beschwere mich trotzdem«, sagte er. »Direktor Dellinger hegt ganz offensichtlich eine unverzeihliche Vorliebe für die Himmlischen.«
    Macnamara hob die Hand. »Halt«, sagte er laut und scharf. »Das ist eine Unterstellung, die ich nicht durchgehen

Weitere Kostenlose Bücher