Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
halb geschlossenen Lidern glomm ein kaltes Feuer. »Du brauchst einen Passierschein, wenn du beispielsweise den Nullraum durchqueren willst. Es ist eine Art Schlüssel, mit ihm öffnest du die Türen.«
    »Also hat Macnamara so etwas. Ich könnte versuchen, ihn zu stehlen.«
    Er nickte. »Der würde dir aber nicht viel nützen, weil er beschränkt ist. Auf eine Person – Macnamara – und zwei Orte: Zentrale und PLAN. Was du brauchst, ist eine Art von Passepartout, also ein Schlüssel, der jede Art von Tür in den Nullraum und wieder hinaus öffnen kann.«
    Ash stemmte entmutigt das Kinn auf die Faust. »Also kann ich das vergessen.«
    Er zuckte die Schultern. »Antagonistides stellt die Dinger aus. Wenn du ihn lieb bittest, tut er dir vielleicht den Gefallen.«
    Ash zeigte ihm den Mittelfinger. »Weiter«, forderte sie ihn auf. »Welche Möglichkeiten gibt es noch? Was spricht gegen den Weg, den du immer verwendest?«
    »Damit strandest du im Nirgendwo. Das ist eine vergessene, alte Welt. Von dort gelangst du nicht zurück in dein Leben.«
    »Was schlägst du vor?«
    Er biss sich auf die Lippe. »Ich könnte dich mit jemandem bekannt machen, der in der Lage ist, dir zu helfen«, sagte er zögernd. »Natürlich macht er das nicht ohne Gegenleistung. Du müsstest etwas für ihn tun.«
    Ash kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Wie sieht die Gegenleistung aus?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte er. »Er ist nur ein – Geschäftspartner. Aber es wird sicherlich nichts sein, was du nicht tun kannst oder willst.« Er hob die Hände. »Sei nicht böse, ich kann dir nicht mehr dazu sagen. Erst einmal müsste ich nachhören, ob ich dir einen Deal anbieten kann oder nicht. Bitte, hab noch ein wenig Geduld.«
    Sie zögerte, dann nickte sie. »Was bleibt mir anderes übrig?«
    »Vertrau mir«, bat er.
    »Dir?« Ash lachte. »Ich müsste verrückt sein.« Sie sah ihn voller Zuneigung an. »Du bist schon wieder jünger geworden. So langsam fällt es auf. Nicht mehr mein Großvater, eher der jüngste Bruder meines Vaters.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn wir es weiter miteinander treiben, muss ich dich noch windeln, ehe du zur Arbeit gehst.«
    Er lachte laut heraus. »Keine Sorge«, erwiderte er. »So weit kommt es nicht. Aber du hast recht, ich sollte es nicht so offensichtlich werden lassen.« Er wandte sich ab, und Ash beobachtete voller Staunen, wie sein flammendes Haar ergraute, seine Schultern müde herabsanken, sein Rücken sich rundete und seine Gestalt schwerfälliger und plumper erschien. Die Veränderung hielt an, bis wieder der unscheinbare alte Hausmeister vor ihr stand und sie schief anlächelte. »Besser?«, fragte er.
    Ash schüttelte sich. »Nein, wirklich nicht«, sagte sie entsetzt. »Aber weniger auffällig.« Sie berührte seine faltige, graustoppelige Wange. »Kannst du dich in alles verwandeln, was du willst, Flamme?« Er nickte und küsste ihre Fingerspitzen.
    »Das musst du mir einmal zeigen.« Sie zog ihre Hand weg und sprang auf. »Ich muss auch los. Du sagst mir Bescheid, was dein – Geschäftspartner entscheidet?«
    Er nickte und griff nach seiner zerbeulten Tasche.
    Ash blieb noch einen Moment vor dem Ofen stehen und starrte in seine glimmende Asche. Dann seufzte sie und folgte Eldur hinaus.

4
    Geknebelt sah ich im Quellenwald
den Leib Lokis, des listenreichen.
    J örd steht auf der Türschwelle und blickt auf das tiefe, schwarze Wasser des Teiches. Sie singt leise, und das Rauschen der Blätter begleitet ihr Lied.
    Odin tritt hinter ihr in die Tür und legt seine Arme um sie. »Wie friedlich es heute ist«, sagt er.
    Jörd neigt den Kopf rückwärts, bis er an seiner Brust zu ruhen kommt. Sie blickt empor und lächelt. »So ist es immer. Wenn du Ruheloser einmal für längere Zeit innehieltest, wüsstest du es.«
    Sie spürt den tiefen Atemzug, der seine Brust lautlos hebt, und berührt sanft seine Hand. Es gefällt ihr, wie er dasteht, ohne den Mantel und seinen Hut. Wenn er sie trägt, ist er im Geiste schon wieder auf den Wegen der Welt unterwegs, den Stock in der Hand, und seine Füße in den derben Stiefeln fressen Meter um Meter im Staub, auf den Steinen, bergauf und talab, während der Hut sein Gesicht schirmt gegen den Brand der Hitze und die Nässe des Regens, während Sterne und Mond über ihm kreisen und Sol ihren Wagen über das Firmament peitscht.
    Aber jetzt steht er hier, unbemantelt, unbehütet, hält sie im Arm und schaut mit fernem Blick auf Urds Quelle. Frieden. Die

Weitere Kostenlose Bücher