Projekt Atlantis
schmerzhaft gewesen sein musste, es zuzugeben.
Peter drehte sich um und lächelte. »Ja, das wäre gut gewesen. Aber Sie wissen ja, wie das ist: Die besten Ideen muss man eben selbst haben.«
Nach dem Mittagessen hatte der Seegang sich nicht beruhigt. Im Gegenteil, John erklärte ihnen, dass das Zentrum des Sturms sich noch immer in ihre Richtung bewegte.
Patrick verbrachte seine Zeit mit Dick und fachsimpelte über Details der Technik von Alvin, während Peter die Dokumente von Marie zum wiederholten Mal studierte, um die Struktur der atlantischen Sprache, wie er sie jetzt der Einfachheit halber nannte, besser zu verstehen und um sich die bisher gefundenen Symbole einzuprägen. Was Marie geleistet hatte, war unglaublich. Und es blieb ihm schleierhaft, wie es möglich gewesen war, in so kurzer Zeit und mit so wenig Material eine so sichere Analyse zustande zu bringen.
Doch trotz ihrer Beschäftigung waren sie sich dessen bewusst, dass ihnen die wertvolle Zeit unter den Fingern zerrann. Indem sie dem Ultimatum des Militärs trotzten, mochten sie ein wenig Zeit gewinnen, aber diese nun nicht nutzen zu können, war die größte Ironie überhaupt. Peter malte sich nicht aus, was passieren würde, wenn sie am Morgen noch immer hier lagen. Sicherlich würde man sie beobachten, würde wissen, ob sie sich auf eine Abfahrt vorbereiteten. Wenn sie morgens um acht das Gebiet verlassen haben sollten, müssten sie streng genommen schon einige Stunden vorher losfahren.
Es war bereits Nachmittag, als Peter sich schließlich an Deck begab, um ein wenig Luft zu schnappen. Kaum hatte er die Tür durchschritten, wäre er beinahe von einer heftigen Böe von den Beinen gerissen worden. Der Boden war nass, und dann sah er auch, weshalb: Die Wellen waren weiter angewachsen. Der Wind blies Schaumkronen über die Kämme, und ab und zu, wenn die Argo besonders heftig aufstampfte, flog die Gischt über das Deck. John hatte recht behalten, der Seegang hatte weiter zugenommen. Sicherlich würde es nicht ausreichen, um ein so großes Schiff wie die Argo in Bedrängnis zu bringen, aber auch ihm als Laie war klar, dass es unter diesen Umständen unmöglich war, das Unterseeboot mit dem Kran sicher ins Wasser zu lassen.
Peter ging wieder unter Deck und suchte Patrick, den er schließlich im Mannschaftsraum fand. Er trank ein Glas Wein und las ein vollkommen zerfleddertes Taschenbuch.
»Genug studiert, Professor?« fragte er, als er aufsah.
»Das Wetter ist schlechter geworden. Wir haben den ganzen Tag verloren!«
»Ja. Und John sagt, dass der Sturm noch nicht mal ganz da ist. Er hat schon alles sichern lassen, heute läuft sicher nichts mehr. Er sagt, wenn er uns heute Nacht zügig erwischt, könnte er morgen früh durch sein.«
»Vielleicht wird es unsere letzte Chance, doch noch zu tauchen.«
Patrick nickte. »So sieht's aus. Aber es lässt sich nicht ändern ... Hoffen wir also, dass der Sturm möglichst schnell da ist!«
Kapitel 13
An Bord der Argo
Peter lag die halbe Nacht wach. Das Schaukeln des Schiffes war so stark geworden, dass ihm in der Koje immer wieder übel wurde, sodass er aufstehen und einige Minuten am Bullauge stehen und auf die Wellen sehen musste. Der bewölkte Himmel ließ nur selten einige Mondstrahlen hindurch, aber es reichte, um ein Gefühl für die Horizontale zu bekommen.
Immerhin, so überlegte er, war damit am Morgen vielleicht das Schlimmste vorbei, und sie konnten endlich ihren vielleicht einzigen Tauchgang mit Alvin unternehmen. Nicht, dass er viel Wert auf eine Fahrt in der winzigen Kugel hinab in die Finsternis legen würde. Aber hierin gipfelte die ganze Expedition, dies war der Grund, weswegen sie hier waren. Und nun, nur noch sechs Stunden vor Ablauf des Ultimatums der U.S. Navy, war es alles, was einen möglichen Erfolg von einer absoluten Niederlage trennte.
Er legte sich hin und sank wieder in einen ungesunden und nervenaufreibenden Halbschlaf, bis es endlich dämmerte.
Mit wackligen Beinen stand er auf und erschrak, als er im Spiegel des Waschbeckens sein blasses und mit Augenringen gezeichnetes Gesicht entdeckte. Nachdem er sich erfrischt und rasiert hatte, fühlte er sich etwas besser, aber der Blick aus seinem Bullauge entmutigte ihn. Der Seegang hatte nicht nachgelassen, und nun war noch dichter Regen hinzugekommen, der die Sicht auf wenige hundert Meter begrenzte.
Peter traf John auf der Brücke an. Von hier aus war das Ausmaß des Unwetters zu erkennen. Große Scheibenwischer
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