Projekt Atlantis
versuchten, die Regenmassen wenigstens in Intervallen von der Fensterfront fernzuhalten. Das Wasser rund um die Argo schien zu toben, Wellen brachen sich über den Bug und spritzten an Deck.
»Guten Morgen, Professor. Ich hoffe, Sie konnten gut schlafen?«
»Ehrlich gesagt, nein.«
»Es tut mir leid, das zu hören. Wollen Sie sich einen Kaffee oder Tee holen gehen? Hier oben kann man es gut aushalten. Die Bewegungen sind zwar stärker, aber wenn Sie eine gute Sicht in die Ferne haben, sollten Sie klarkommen.«
»Von Sicht in die Ferne kann wohl kaum eine Rede sein«, meinte Peter.
»Nun, es ist ein bisschen rau, zugegeben. Aber das ist völlig normales Wetter für den Atlantik. Ein Sturm ist das jedenfalls noch nicht. Sonst hätten wir Ihre Wissenschaftlerin auch schon längst wieder zurückgeschickt.«
»Unsere Wissenschaftlerin? Marie meinen Sie? Ist sie etwa schon hier?«
John lachte. »Also ganz so schnell dann doch nicht. Aber sie ist auf dem Weg hierher, kommt über den Luftweg direkt aus Nassau, wie Patrick es ihr offenbar vorgeschlagen hat.« Er sah auf die Uhr. »Sie sollte in etwa einer halben Stunde hier sein. Wir fahren mit einem Dingi raus und holen sie an Bord.«
»Bei diesem Wetter?!«
»Aber ja. Meine Leute waren schon bei ganz anderen Wellen draußen. Das sind Profis, und ein bisschen Action hält sie wach.«
»Aber bei solchen Wellen kann doch sicher kein Wasserflugzeug landen!«
»Nein, natürlich nicht. Deswegen hat sie einen Hubschrauber genommen, der sie hier absetzen wird.«
»Sie meinen ins Wasser absetzen?«
»Könnte sein, dass die Dame ein bisschen nass wird. Aber damit wird sie leben müssen.«
Peter schwieg und sah hinaus. Lag es an ihm, dass er übervorsichtig war? Schätzte er die Gefahr zu hoch ein? Der Kapitän klang routiniert und selbstsicher. Vielleicht war es ja wirklich alles so einfach.
»Hat sich die Navy gemeldet? Das Ultimatum müsste doch bald ablaufen.«
»In etwa zwei Stunden«, bestätigte John. »Bisher habe ich noch keine Nachricht bekommen. Aber wenn Sie sich Hoffnungen machen, dass das Wetter bald nachlässt, muss ich Sie enttäuschen.« Er deutete auf einen Computermonitor. »Das hier ist das Wetter. Der Punkt markiert unsere Position, das dort ist der Sturm, und dies ist die Prognose.«
Peter beobachtete mit Schrecken, wie sich eine dunkle Schleife aus Wolken über ihre Position bewegte und zusammenkringelte. »Wann wird das passieren?«, fragte er.
»In etwa fünf Stunden wird es hier ungemütlich.«
»Und die Argo ? Was haben Sie vor?«
John rieb sein Kinn. »Wenn diese Daten hier stimmen, können wir es noch aushalten. Wenn es schlimmer wird, müssen wir uns zurückziehen. Das wissen wir erst, wenn es so weit ist. Es ist Ihr Projekt, daher gehe ich davon aus, dass Sie so lange hier bleiben möchten, wie ich für die Sicherheit des Schiffes garantieren kann.«
U.S. Küstenwache District Seven, Hauptquartier, Miami, Florida
Command Master Chief Owen betrat das Büro von Rear Admiral Williams, salutierte kurz und wartete darauf, dass Williams aufsah. Der Mann räumte gerade seinen Aktenkoffer aus, klappte ihn schließlich zu, stellte ihn auf den Boden und setzte sich.
»Owen, guten Morgen«, sagte er dann.
»Sir, ich habe einen Antrag von AUTEC bekommen, den Sie sich ansehen müssen.«
Williams streckte seinen Arm aus. »Zeigen Sie mal her. Worum geht es denn?«
Owen trat an den Schreibtisch heran und überreichte dem Rear Admiral ein Papier. »Lieutenant Commander Walters fordert Unterstützung an, um zwei Schiffe abzufangen.«
Williams verzog den Mund. »So, fordert er das an?« Er legte das Papier vor sich auf den Tisch, holte eine Lesebrille hervor und studierte den Text. »So, so...«, sagte er. »Ja, ich verstehe...« Dann sah er auf. »Dem Mann kann geholfen werden. Leiten Sie alles Nötige in die Wege. Wenn Sie bis zum vereinbarten Zeitpunkt nichts mehr von ihm hören, schicken Sie Ihre Leute raus. Wir brauchen erst mal die HC-130. Und die Helikopter-Crews in Clearwater, Savannah und hier in Miami sollen sich bereithalten.«
»Jawohl, Sir.«
Williams unterschrieb das Papier und gab es Owen zurück. »Guten Morgen.«
Owen war nachdenklich, als er das Büro verließ. Er hatte erwartet, dass Williams die äußerst ungewöhnliche Anfrage des Lieutenant Commander selbstverständlich ablehnen würde. Aber das Gegenteil war der Fall. Irgendetwas Ungewöhnliches ging dort draußen vor, und der Rear Admiral wusste offenbar
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