Projekt Atlantis
kleinen leuchtenden Felder an der Wand der Kammer gaben ein wenig Licht, gerade so viel, dass Peter nach einigen Minuten Umrisse erkennen konnte. Aber es war bei Weitem nicht genug. Die Kammer wirkte auf ihn noch immer wie ein Grab. Zwei mal zwei Meter maß sein Gefängnis, und er war eingesperrt hinter einer Wand, die unzerstörbar und schalldicht war. Dahinter eine gigantische Anlage, die im Dunkeln lag, deren Lebenserhaltungssysteme ihren Dienst versagten, die mit Wasser volllief, die womöglich einstürzte. Ein Wahnsinniger mit einer Maschinenpistole, der durch die Gänge streifte und auf alles schoss, was ihm in den Weg kam, und draußen die Finsternis, die unendliche Tiefe und der mörderische Druck von Milliarden Tonnen Meerwassers. Und mehrere Kilometer darüber ein wütender Sturm.
Man konnte sich keinen einsameren Ort vorstellen, als diese kleine Kammer. Keinen Ort, der weiter entfernt von jeglichem Leben, jeglichem Überleben war.
Peter wartete und hoffte, dass Patrick und Stefanie zurückkommen würden. Vielleicht waren ihre Verletzungen nicht so schlimm? Wenn sie dem Kubaner entfliehen konnten, würden sie doch sicherlich so schnell es ging zurück zu diesen Rettungskapseln kommen.
Was, wenn der Kubaner siegte? Wenn Patrick und Stefanie bereits tot waren? Was würde er tun? Würde er zu Peter kommen und versuchen, ihn herauszuholen? Oder würde er zurück zu seinem U-Boot laufen in der Hoffnung, es steuern zu können?
Vielleicht waren sie auch bereits alle drei verunglückt? Womöglich waren Teile der Anlage eingestürzt und hatten die drei unter sich begraben? Vielleicht konnte Peter ewig hier warten, und es würde niemand mehr kommen.
Peter versuchte, die Gedanken zu verdrängen. Dies war kein Gefängnis. Es war eine Rettungskapsel, wie Stefanie versichert hatte. Aber wie sollte sie funktionieren?
Er wandte sich den schimmernden Flächen an der Wand zu. Was war zu tun? Wie überall in der fremdartigen Anlage gab es keine Beschriftung, keine hilfreichen Symbole, nichts, das ihm einen Aufschluss über die Bedienung und Funktionsweise geben könnte. Stefanie hatte die Flächen stets einfach berührt.
Er streckte die Hand aus, zögerte. Mit welcher der Flächen sollte er es versuchen? Er entschied sich für die größte und legte seine Hand darauf.
Augenblicklich zuckte er zurück, als ihn ein Stromschlag durchfuhr. Er taumelte, stützte sich an einer Wand ab.
Er war defekt! Der Schalter oder was auch immer es war steuerte gar nichts, er verursachte einen Kurzschluss! Die Anlage musste kurz vor dem Zusammenbruch stehen.
Entsetzt sah er zu der Scheibe hin, die ihn in der Kammer gefangen hielt. Auf dem Gang sammelte sich Wasser! Es sprudelte und schäumte, und es stieg mit rasender Geschwindigkeit. Zentimeter um Zentimeter sah er, wie sich der Pegel auf der anderen Seite der Scheibe hob, und schon nach wenigen Augenblicken stand es einen halben Meter hoch. Der Korridor lief voll!
Stefanie stützte Patrick, der mit schmerzverzerrtem Gesicht neben ihr humpelte. Einer der Schüsse hatte ihn in den Oberschenkel getroffen.
»Dieses Schwein«, fluchte er. »Wie konnte er uns so schnell hinterherkommen ?«
»Er muss seine Wut an allen technischen Installationen ausgelassen haben, die er unterwegs gefunden hat«, meinte Stefanie. Auch sie war getroffen worden. Eine Kugel hatte sich in ihre Schulter gebohrt. Trotzdem schien sie den Schmerz gut zu verkraften.
»Ich behindere dich«, sagte Patrick. »So kommen wir nicht schnell genug vorwärts.«
»Doch«, sagte sie. »Versuch, dich vom Schmerz lösen, konzentrier dich auf mich. Ich bringe uns in Sicherheit.«
»Vom Schmerz lösen... du bist lustig«, brachte er mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Du lernst es«, gab sie zurück. »Ich weiß, dass du es kannst. Du bist schon auf dem Weg. Du musst es nur trainieren.«
Seit ihn der Kubaner getroffen hatte, war Patricks Verbindung zu Stefanie unterbrochen. Zu sehr brannte der Schmerz in ihm, er kostete ihn alle Aufmerksamkeit. Er bemühte sich, an etwas anderes zu denken, aber sein Bein fühlte sich an, als pulsiere Lava darin, es schrie in jeden seiner Gedanken hinein.
»Beobachte das Gefühl«, sagte Stefanie. »Achte darauf, wie es sich bewegt, umkreise es, verstehe es, nimm es an und schieb es bewusst beiseite. Wir kümmern uns so schnell es geht um die Verletzung, aber im Augenblick benötigt sie deine Aufmerksamkeit nicht. Du musst den Schmerz anerkennen, verstehen und dann verhüllen,
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