Projekt Atlantis
Gesteinsbrocken war sofort auffällig. Und nicht nur aus der Luft, auch von hier unten war zu erkennen, wie sich die Blöcke in einer geraden Linie fortsetzten, jedenfalls noch mindestens fünfzig oder sechzig Meter, bis sich die Sicht in einem blauen Dunst verlor. Die Taucher verteilten sich über die Breite der Straße und gingen etwas tiefer, sodass sie sich mit den Handschuhen an den Steinen festhalten konnten.
Patrick spürte einen schmerzhaften Druck in den Ohren und musste erneut einen Druckausgleich vornehmen. Er sah auf seinen Tauchcomputer. Zwölfeinhalb Meter.
Die Steine waren mit Sedimenten überlagert, ragten nur zu einem Teil aus dem Meeresboden auf und waren überwuchert mit Korallen, Seepocken und Algen. Die Form der Steine war häufig nicht auf Anhieb auszumachen, und erst, wenn er zwei Meter höher stieg, ließ sich erkennen, dass einige davon nahezu rechte Winkel aufwiesen.
Patrick ging näher heran und untersuchte die Steine. Nur an wenigen Stellen lagen Kanten oder Teile der Oberfläche frei. Mit seinem Tauchermesser kratzte er daran, um die Beschaffenheit zu untersuchen. Ohne einen Brocken davon aus dem Wasser zu holen und aufzubrechen, war das Gestein nahezu unmöglich zu bestimmen. Es wirkte nicht wie verhärtetes Sediment, aber das mochte täuschen.
Er sah auf, als er ein metallenes Klacken hörte. Es war Susan, einige Meter entfernt, die eine kleine Kugel gegen ihre Flasche schlagen ließ, um die anderen Taucher auf sich aufmerksam zu machen. Sie schwebte etwas höher im Wasser, deutete hinter sich und machte ein Handzeichen. Patrick wusste, was es bedeutete: Ein Hai!
Die Taucher nahmen sich ein Beispiel an Susan, die trotz der Gefahr ruhig blieb und sich behutsam umdrehte, sodass sie beobachten konnte, was sich ihnen näherte.
An Susans Drehung erkannte Patrick, dass der Hai offenbar einen Bogen geschwommen hatte und sich nun auf seiner Seite näherte. Er wandte sich um.
Nicht einer, sondern gleich drei Haie steuerten mit elegant schlängelnden Bewegungen auf ihn zu. Die Entfernung und ihre Größe waren gegen das offene Wasser schwer zu schätzen.
Haie waren neugierig. Denkbar, dass sie nur sehen wollten, welche Wesen hier in ihr Gebiet eindrangen. Dass sie derart ohne Scheu waren, konnte ein schlechtes Zeichen sein, denn vielleicht waren sie auf der Jagd. Patrick bemerkte, wie sein Atem schneller ging, doch er bemühte sich, trotz seines klopfenden Herzens weiter gleichmäßig und tief zu atmen.
Dann senkten sie sich, näherten sich den Steinen, schwammen direkt über sie, und Patrick erkannte endlich, dass sie nicht länger als eineinhalb Meter waren. Ihre Form war selbst für einen Laien eindeutig, es handelte sich um Ammenhaie, eine friedfertige Art, die sich nicht um Taucher kümmerte. Sie schwammen in zwei Metern Entfernung an Patrick vorbei. Er sah zu Susan. Sie nickte, beschrieb mit den beiden Zeigefingern die Form eines lachenden Mundes und machte dann das Okay-Zeichen. Ganz offenbar freute sie sich über die Begegnung und wollte wissen, ob es Patrick auch so ging. Er erwiderte das Signal. Aber der erste Schreck hatte trotzdem gesessen.
Er sah auf sein Finimeter. Fast ein Drittel seiner Luft war verbraucht. Er musste sich bemühen, weniger hektisch zu atmen, wenn er mit den Profis mithalten wollte.
Sie wandten sich wieder der Untersuchung der Formation zu und schwammen langsam weiter.
Nun kamen sie in einen Bereich, in dem die Struktur viel deutlicher als zuvor eine gerade Strecke bildete, die einer Straße aus übergroßen Pflastersteinen glich. Hier erhoben sich die Steine auch weiter aus dem Boden. Dabei wurde deutlich, dass es sich nicht um eine schlichte Fläche handelte. Vielmehr lagen die Steine übereinander, und nur die oberste Schicht war zu sehen. Es wirkte wie der abgeflachte Kamm eines Damms oder einer Mole, die fast vollständig unter einer unbekannten Menge Sand begraben lag.
Patrick richtete sich im Wasser etwas auf und fächerte mit einer Flosse Sand beiseite, der von der Strömung fortgetragen wurde. Dann senkte er sich wieder, hielt sich an den Steinen fest und kratzte die Verkrustung an der Nahtstelle zweier Steine frei. Sie wurde zu einer feinen, ebenmäßigen Linie, ganz anders, als lägen diese Seiten zufällig aufeinander, sondern so, als habe man sie bewusst so platziert, ähnlich wie in den Tempelanlagen der Maya. Es war nur eine Kleinigkeit, aber es war ein deutlicher Hinweis darauf, dass dies keine natürliche Aufhäufung war.
Er sah auf
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