Projekt Atlantis
war der schlimmste Feind des Tauchers. Er ließ sich auf den Boden sinken, setzte sich und konzentrierte sich ganz auf das sanfte Schaukeln der Strömung. Zwei Minuten später versuchte er es erneut, aber die Schmerzen ließen nicht nach. Er konnte unmöglich auftauchen, ohne dass seine Trommelfelle reißen würden – aber er konnte auch nicht viel länger unten blieben!
Er beobachtete, dass sich Susan mit Keith austauschte, woraufhin der junge Taucher nach oben verschwand.
Es fiel Patrick schwer, die Ruhe zu bewahren. Seine Druckanzeige war tief im roten Bereich. Susan blieb bei ihm, streckte ihm ihr Finimeter entgegen, sodass er ihre Restluft ablesen konnte. Patrick war wenig verwundert: Sie hatte ihre Flasche gerade bis zur Hälfte geleert. Das war der Unterschied zwischen einem Profi und ihm. Er fluchte innerlich. Dieses Mal hatte er sich ganz offenbar zu viel zugemutet. Sie legte eine Hand auf seine Schulter, strich ihm mit der anderen Hand über die Wange und machte eine beschwichtigende Handbewegung. Sie wies auf den Zweitautomaten, der an einer Schlaufe ihrer Weste steckte und deutete damit an, dass sie ihm Luft geben konnte, wenn es knapp werden würde.
Sie setzten sich gemeinsam auf den Boden. Er zwang sich, langsam zu atmen. Seine Ohren nahmen ihm das häufige Auf und Ab übel und pochten dumpf.
Nur noch zwanzig Bar.
Ein Taucher ohne Luft! Was für eine Ironie, dachte er. Die meisten Tauchunfälle geschahen tatsächlich an der Oberfläche durch Unachtsamkeit. Auf die Luft unter Wasser zu achten, war hingegen so selbstverständlich und sicher, wie man beim Autofahren auf den Tank achtete. Er hatte nur ein einziges Mal keine Luft in der Flache gehabt: Sein Tauchlehrer hatte ihm nach Ankündigung das Ventil in fünf Metern Tiefe für einen Moment zugedreht, um ihn spüren zu lassen, was passiert, wenn die letzten Kubikzentimeter verbraucht sind. Es waren die längsten Sekunden unter Wasser gewesen, die er je erlebt hatte, und er hatte nicht das geringste Interesse, diese Erfahrung zu wiederholen.
Susan fragte, ob er es noch einmal versuchen wollte. Er lehnte ab. Es hatte noch keinen Zweck, er spürte es.
Er sah hinauf. Ein Dutzend Meter. So nah! Früher hätte er allein mit einem Schnorchel so tief tauchen können. Nun, die Hälfte vielleicht, korrigierte er sich. Aber dennoch.
Über sich entdeckte er das Dingi, das gerade herankam. Keiths Umriss war an der Wasseroberfläche zu sehen. Er kletterte an Bord. Wenige Augenblick später fiel er wieder ins Wasser und kam schnell tiefer. Er transportierte etwas. Eine Druckluftflasche!
Patrick stöhnte erleichtert auf und sandte damit einen großen Schwall Luftblasen durch sein Mundstück. Eine Ersatzflasche, natürlich! Er war überhaupt nicht darauf gekommen, und Susan hatte das einzig Richtige getan.
Keith kam heran und stellte die Flasche vor Patrick in den Sand. Okay? Patrick bestätigte. Jetzt ja.
Susan legte Patricks Hände auf ihre Schultern und machte ihm so klar, dass er sich an ihr festhalten solle. Dann reichte sie ihm ihren Zweitautomat, sodass sie gemeinsam aus ihrer Flasche atmeten. Keith kam von hinten heran und löste mit langsamen Bewegungen Patricks Jackett. Er stellt es auf den Boden und löste die leere Flasche mitsamt der ersten Stufe heraus. Mit sicheren Griffen befestigte er die neue Flasche, schnallte sie fest und half Patrick dabei, die Weste wieder überzuziehen. Er zog alle Gurte fest, überprüfte den Sitz und gab dem Franzosen schließlich das Okay-Zeichen.
Patrick angelte nach dem Atemregler und nahm kurz darauf den ersten Zug aus seiner neuen Flasche.
Zweihundert Bar – jetzt hatte er wieder Zeit!
Es dauerte weitere zwanzig Minuten, bis Patrick den Aufstieg schließlich schaffte. Als er die Wasseroberfläche durchbrach, füllte er seine Tarierweste vollständig auf, sodass sie ihn wie eine Schwimmweste trug. Dann spuckte er das Mundstück aus und riss sich die Maske vom Gesicht.
Frische Luft!
»Zusammenfassend lässt sich wohl sagen, dass Ihr Tauchgang keine gute Idee war«, sagte Peter. Sie saßen im Mannschaftsraum zur Nachbesprechung und hatten den Ablauf des Tauchgangs analysiert.
»Ja, ja, schon gut«, gab Patrick zurück.
»Eine Umkehrblockade. So was kann man nicht vorhersehen«, erklärte Susan. »Vielleicht bekommt er eine Erkältung.«
»Das mag ja sein«, sagte Peter, »und wenn das einem professionellen Taucher passiert, ist das – mit Verlaub – Berufsrisiko. Aber ich halte es für leichtsinnig
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