Projekt Atlantis
Platz neben sich und lächelte Jeff zu. Es war dieses zauberhafte Lächeln, das ihn auf der Stelle eingefangen hatte, als er sie das erste Mal in der Biologie-Klasse gesehen hatte. Gott, wie er sie liebte!
Er setzte sich neben sie, schlang seinen Arm um ihre Schultern und wollte sie gerade küssen.
»Willkommen«, ertönte eine Stimme. Als Jeff aufsah, stand eine schwarz gekleidete Bedienung vor ihrem Tisch, die so sagenhaft perfekt aussah, als wäre sie gerade einem Miss Bahamas Contest entsprungen. »Mein Name ist Cindy. Was kann ich euch bringen? Oder möchtet ihr erst eine Karte?«
»Äh, die Karte«, sagte Jeff etwas kurz angebunden. Irgendwie ging ihm alles zu schnell. Mit drei Martinis und einem halben Sex on the Beach im Blut war ein solches Übermaß an Style schwer einzuordnen.
Die dunkelhäutige Schönheit händigte ihm eine Karte aus und verschwand genauso geräuschlos, wie sie gekommen war.
Jeff hatte Schwierigkeiten, die kleinen Buchstaben im Dämmerlicht zu erkennen. »Sechzig Dollar für eine Flasche Rotwein?!«, stieß er schließlich aus.
»Das ist ja auch kein einfacher Club, sondern eine VIP-Lounge«, sagte Sheryl.
»Ja, aber sechzig Dollar? Oder hier: Eine Flasche Absolut für über einhundertdreißig! Außerdem: Wer trinkt denn davon eine ganze Flasche? Haben die keine einfachen Drinks? Oder ein Bier?«
»Ach, komm schon, Baby. Heute ist eine ganz besondere Nacht. Hm?«
Jeff überschlug seine Finanzen. Knapp einhundert Dollar sollten noch übrig sein. Aber er musste auch noch das Taxi zahlen. Ach scheiß drauf, dachte er schließlich. Heute war tatsächlich eine besondere Nacht. Wer konnte wissen, wann sie so schnell wieder in eine VIP-Lounge kommen würden.
Sie orderten eine Flasche Rotwein. Dann sprachen sie über seine bevorstehende Reise, tanzten eine Weile und redeten über ihre Pläne nach seiner Rückkehr, und als Jeff das nächste Mal auf die Uhr sah, war es bereits zwei Uhr morgens. Um halb acht würden sie aufstehen müssen. Der Rotwein war leer, ihre Bewegungen beschwingt. Ihre Füße schienen den Boden kaum zu berühren, als sie die blaue Zauberwelt der Lounge verließen und schließlich auf die Straße traten.
Die schwüle Hitze der tropischen Nacht empfing sie mit einem dumpfen Schlag.
Einen Augenblick lang blieben sie vor dem Club stehen, atmeten tief ein, lachten, hielten sich aneinander fest und versuchten, sich auf einem wackeligen Grat zwischen Albernheit und Selbstbeherrschung zu orientieren.
Jeff küsste Sheryl auf den Mund.
Dann lachte er wieder auf und taumelte zwei Schritte zurück.
»Was für eine perfekte Nacht! Und ich liebe dich so!« Er streckte seine Arme in die Luft und rief in die Nacht: »Hört ihr? Ich liebe sie!«
Sheryl grinste.
Und plötzlich brach die Nacht in sich zusammen.
Sie hörte die schrille Hupe eines Autos, viel lauter, als es sein sollte. Dann leuchtete Jeff auf. Wie ein Engel strahlte er, mitten auf der Straße, die Arme wie Flügel ausgebreitet. Das war das Bild, das sich in ihr Gedächtnis einbrannte. Dann folgte der Knall. Dieser unbeschreibliche Knall, der alles zerriss, der Jeff zerriss.
An Bord der Argo , im Hafen von Nassau, Bahamas
»Guten Morgen, Peter!« Patrick hatte den Professor entdeckt, als dieser gerade auf dem Weg zum Aufenthaltsraum war. »Wo wollen Sie hin?«
»Nun, zum Frühstück. Sagen Sie nicht, dass Sie schon fertig sind. Dass der Koch heute schon eine Stunde früher angefangen haben sollte, könnte ich noch glauben, nicht aber, dass Sie schon um diese Uhrzeit gegessen haben.« Peter grinste breit. »Oder ist es die Seeluft? Gestern haben Sie mich auch schon überrascht.«
»Nichts von alledem. Aber Ihnen ist sicher nicht entgangen, dass wir heute Nacht vor Anker gegangen sind. Wir liegen in Nassau! Die Bahamas, ich bitte Sie! Und da wollen Sie sich vom Smutje ein gekochtes Ei servieren lassen? Nichts da, mein Freund. Wir essen natürlich an Land!«
»Wissen Sie denn, wo es hier etwas gibt?«
»Vertrauen Sie meiner Nase.«
Peter zögerte. »Gut«, sagt er schließlich. »Dann werde ich mich noch umziehen.«
Patrick winkte ab. »Ach was, nun kommen Sie schon. Sie sehen tadellos aus.«
Widerstrebend folgte der Professor dem Franzosen. Als sie die Gangway hinuntergingen, sahen sie eine Gruppe von Menschen, die sich dort aufhielten. Sie diskutierten mit zwei Mitgliedern der Besatzung, die den Zugang zum Schiff blockierten. Als Peter und Patrick bemerkt wurden, wandte sich ihnen alle
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