Projekt Atlantis
Forschungen betrieb. Die Daten, die seine Mitarbeiter schon vor Tagen zusammengetragen hatten und die er bisher nicht beachtet hatte, ließen ahnen, um was es ging: Peter Lavell untersuchte die Kulturgeschichte. Er war auf einem Weg rückwärts durch die Zeitalter und suchte einen intellektuellen Urknall, suchte einen Ursprung von Wissen und Weisheit. Er wollte verstehen, wie sich Religionen, Überlieferungen und letztlich Kulturen entwickelt hatten und was sie befruchtet hatte. Gemeinsam mit einem Ingenieur versuchte er, eine dort versunkene Hochkultur zu finden. Eine, die nicht nur die Geschichtsschreibung, sondern möglicherweise auch das technologische Wissen revolutionieren würde. Dort, mitten im Bermuda-Dreieck, jenem Gebiet, aus dem von jeher mysteriöse Phänomene berichtet wurden, suchte der Professor nach einer Art Quelle des Wissens, vielleicht sogar einer arkanen Technologie. Und die NSA, die das Gebiet wie einen Augapfel hütete und überwachte, wollte diese Suche verhindern.
Vielleicht waren dort keine archäologischen Schätze verborgen. Vielleicht lagen dort Geheimnisse der Regierung unter Verschluss. Militärische Gerätschaften oder Spionageeinrichtungen. War es das, was die Europäer – und der Kubaner – auf keinen Fall finden sollten? Dann war es im Sinn der USA, ja sein ureigenster Job, wenn er, Lieutenant Commander Walters, diese Dinge beschützte. Aber dienten sie dem Schutz? Oder der Vernichtung? Wie das Niederfrequenzsonar mochten sie eine Schattenseite haben. Wer sagte, dass die zahlreichen Schiffsunglücke und Flugzeugabstürze im Bermuda-Dreieck nicht Folge einer geheim gehaltenen Technologie der Regierung waren?
Und wenn es doch etwas ganz anderes war? Ein Rätsel der Menschheit, etwas Uraltes, dessen Existenz der NSA zwar bekannt, was aber noch nicht erforscht war? Durfte man es dann für sich allein beanspruchen? Waren Geheimnisse besser in den Händen von Regierungen aufgehoben, oder sollten sie eher von unabhängigen Wissenschaftlern untersucht werden?
Wie gefährlich konnte Wissen sein, das in falsche Hände geriet? Und wessen waren die falschen Hände?
Walters dachte über sein Gespräch mit Gabriel am Morgen nach. Hatte es ihm weitergeholfen? Sicher, es hatte dazu geführt, dass er sich mit den Details des Projekts auseinandersetzte. Aber statt nun wirklich schlauer zu sein, fühlte er sich nur noch stärker verunsichert. Was hatte Gabriel bewirken wollen? Wollte er verhindern, dass sich Walters' zunehmend antiautoritäre Marotten auswuchsen und er den Anweisungen vielleicht widersprach, wenn es in Wahrheit wichtig war, ihre Dringlichkeit zu verstehen? Stellte Gabriel ihn auf einen Probe, und wollte er sein Pflichtbewusstsein überwachen? Oder einfach nur sichergehen, dass er tat, was man ihm auftrug? Oder war es andersherum, und Gabriel wollte ihn dazu bringen, sich den Anweisungen der NSA zu widersetzen?
Gabriel hatte ihm geraten, sich ausführlich zu informieren und seine Entscheidung selbst zu fällen. Aber die Möglichkeiten waren zu vielfältig, er konnte in dieser kurzen Zeit unmöglich ausreichend Hintergrundwissen sammeln, um eine richtige Entscheidung treffen zu können.
Walters legte die Mappen beiseite und wandte sich seinem Computer zu. Mit seinem Passwort hob er die Sperre auf, die sein Bildschirmschoner in der Zwischenzeit ausgelöst hatte, und öffnete sein E-Mail-Programm.
Dann lehnte er sich zurück.
Die Gentlemen in Fort Meade erwarteten, dass er die Projekte abbrach, dass er ihnen eine Erfolgsmeldung präsentierte.
Nach einer Weile schüttelte er den Kopf und besann sich anders. Er fügte die Überwachungsdaten, die seine Leute ihm geliefert hatten, zu einer E-Mail zusammen und sendete sie, ebenso wie am Tag zuvor, an seinen Kontaktmann beim CSS. Den Befehl der NSA, den er gestern als Antwort bekommen hatte, ignorierte er. Er wusste, dass er damit nicht durchkommen würde. Aber so gewann er Zeit. Insbesondere, wenn er nach dem Absenden einfach den Rechner ausschaltete und den Arbeitstag für heute beendete.
An Bord der Argo
»Es ist eine absolut bizarre Konstruktion«, sagte Patrick. »Nichts daran gleicht der üblichen Technologie. Keine Drähte, Nieten oder Schrauben. Es gibt einem keinen Hinweis darauf, was es ist oder wie es funktioniert...«
Der Franzose saß in seiner Kabine am Rechner, auf den er sich die Filmdaten des Tauchgangs von Jason hatte überspielen lassen. Gemeinsam mit Peter begutachtete er das Material. Sie gingen den
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