Projekt Babylon
Wollen wir die Gelegenheit nutzen, jetzt wo wir schon hier oben sind, oder haben Sie für heute genug?«
»Daran habe ich auch schon gedacht. In der Tat ist mein Bedarf an pseudo-historischem, esoterischem Geschwafel einigermaßen gedeckt. Andererseits möchte ich auch nicht jeden zweiten Tag nach Paris fliegen...«
»Dann sind wir uns also einig?«
»Na gut, meinetwegen. Auf zu Samuel. Aber lassen Sie mich zumindest den Tee austrinken.«
Sie waren nicht darauf gefasst, an der genannten Adresse ein modernes Bürogebäude mit verspiegelten Fenstern und Designersesseln im Foyer zu finden. Etwas unbehaglich erkundigte sich Peter nach dem Mann, den sie zu treffen hofften, und erwartete fast schon ein lächelndes Abwinken. Doch der Rezeptionist fragte lediglich, wen er melden solle, führte ein kurzes Telefongespräch und erläuterte dann den Weg, während er den Summer für das Drehkreuz betätigte.
Sie erreichten schließlich die Geschäftsräume von Helix BioTech International im vierten Stock. Sie wollten sich gerade bei der Empfangsdame melden, als ein Herr in Anzug und Krawatte zielstrebig auf sie zukam. Er sah wie ein souveräner Geschäftsmann aus, tadellos und smart. Sein Lächeln mochte nicht echt sein, aber es wirkte professionell. Hat einen teuren Zahnarzt und hält sich gerne in der Sonne auf , dachte Peter. Außerdem nicht verheiratet oder möchte nicht, dass man es sieht.
»Es freut mich, dass Sie gekommen sind, meine Herren. Bitte«, er wies in sein Büro, »kommen Sie herein und setzen Sie sich.«
Sie nahmen Platz.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Tee, Kaffee oder etwas Frisches?«
»Nein, danke.«
»In Ordnung, aber sagen Sie bitte Bescheid, sobald es Ihnen an etwas fehlt.« Er setzte sich. »Es ist ein äußerst glücklicher Umstand, dass Sie gerade heute gekommen sind, denn den Rest der Woche war ich unterwegs.«
»Gestatten Sie eine Frage«, begann Patrick, »ist diese Firma hier in irgendeiner Form mit den Helix Industries verbunden?«
»Helix Industries?«, fragte Peter mit einem Blick zur Seite, dem der Name nicht so geläufig war wie seinem Kollegen.
»Helix Industries«, erläuterte der Geschäftsmann lächelnd, »ist der drittgrößte Pharma- und Kosmetikkonzern der Welt. Ja, dieses Büro hier ist, wenn Sie so wollen, die Keimzelle.«
»Haben Sie uns dieses Telefax geschickt?«, erkundigte sich Peter und reichte dem Mann das Papier.
»Es ist von mir. Sie kommen schnell zur Sache, Herr Professor Lavell.«
»Diese ›Mission des Lichts‹«, fragte Patrick, »was hat sie mit Helix Industries zu tun?«
»Eine nahe liegende Frage. Die Antwort hingegen ist nicht so eindeutig. Die Verbindung der »Mission des Lichts« mit den Helix Industries liegt in meiner Person. Aber mehr müssen Sie im Augenblick nicht darüber wissen.«
»Kann es sein, dass wir uns schon einmal begegnet sind?«, fragte Patrick.
»Die Welt ist klein, Monsieur Nevreux. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass Sie sich durch Namen blenden lassen.«
»Dann sind Sie gar nicht Samuel zu Weimar?«, fragte nun Peter.
»Namen definieren sich dadurch, dass sie verwendet werden. Da ich hier so genannt werde, und Sie mich so gefunden haben, muss es wohl mein Name sein. Oder ein Name? Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie etwas herausgefunden haben.« Er lächelte verschmitzt.
Peter sah zur Seite und versuchte, Patricks Gesichtsausdruck zu ergründen, aber dieser schien sich gerade seine eigenen Gedanken zu machen.
»Was ist die ›Mission des Lichts‹, und welche Ziele verfolgt sie?«, fragte er schließlich.
»Die ›Mission des Lichts‹«, erklärte der Geschäftsmann, »ist eine virtuelle Gemeinschaft. Der Name soll deutlich machen, dass wir eine Mission, eine Aufgabe haben. Diese besteht darin, Erkenntnis zu finden. Das Licht. Ein metaphorischer Ausdruck.«
»Welche Erkenntnis streben Sie an? Im wissenschaftlichen oder technischen Sinne ist dies wohl nicht zu verstehen, worauf der christliche Segen Ihres Briefkopfes hindeutet.«
»Das eine muss das andere nicht ausschließen, wie Sie, Herr Professor, besser wissen sollten als jeder andere, oder nicht? › Glaube, Aberglaube und Magie sind für Außenstehende mitunter austauschbare Begriffe. Um ihr Wesen und ihre Geschichte wissenschaftlich zu ergründen, ist es daher unerlässlich, sich intimer mit ihnen auseinander zu setzen, als es die üblichen wissenschaftlichen Methoden fordern. ‹«
»Sie zitieren mein Buch, um mich zu
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