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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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als die Bandenführer auf die Idee gekommen waren, sich unbedingt mit ihr anzulegen, hatte sie sich Sorgen gemacht.
    »Er hat eins meiner Mädels ziemlich übel zugerichtet«, sagte Oz. Oz war bestechlich wie alle Polizisten in Wreck City. Aber er war auch fair und eher darum bemüht, Verbrechen zu verhindern, als dass er sich selbst in diesem Sumpf suhlte wie die frühere leitende Kommissarin Marcia Sloan.
    Sloan würde jetzt jeden Tag aus der Intensivstation für Verbrennungsopfer entlassen werden, fiel Iridium ein. Sie würde ihr Blumen schicken.
    »Tut mir leid, das zu hören«, erwiderte sie. Sie fuhren am Moscow Grand vorbei, dem Hotel, in dem Juri Pritkoff und seine Russen gigantische Summen abkassierten. Gleich daneben duckte sich das Blarney Stone, Momos Stammkneipe. Diese Gegensätze charakterisierten Wreck City, gaben ihm eine Seele – Polizisten und Kriminelle, Abtrünnige und Gangster. Das Einzige, worin nahezu alle übereinstimmten, war eine ausgeprägte Abneigung gegen die Everyman Society. Totalitarisumus ließ sich eben schlecht vermitteln, wenn die Anhängerschaft gebrochen war, hungerte und ums Überleben kämpfte.
    »Er ist vernünftigen Argumenten nicht zugänglich«, fuhr Oz fort und meinte damit, dass O’Connor ihm nicht die üblichen zehn Prozent dafür zahlen wollte, dass er ein Auge zudrückte. »Ich brauche deine Hilfe. Wir müssen etwas unternehmen, bevor er das gesamte Viertel übernimmt.«
    Iridium seufzte. »Lass mich an der Ecke raus. Ich werde mit ihm reden.«
    Oz steuerte den Wagen an die Seite und hielt mit quietschenden Reifen an. Iridium stieg aus. »Danke, Iridium. Wenn es hier ein paar mehr von deiner Sorte gäbe, könnte ich vielleicht sogar der Schwadron unter die Arme greifen.«
    »Glaub mir, Oz. Es gibt niemanden, dem du unter die Arme greifen könntest.« Sie nahm das Kästchen wieder in die andere Hand und stieß die Tür zum Blarney Stone auf.
    Es fiel nicht schwer, Deke O’Connor zu entdecken. Er war der lauteste, massigste Mann im Raum, der mit den meisten Tattoos. Und er sah am widerwärtigsten nach Ire aus. Schwarze Haare, blaue Augen, genau wie sie selbst. Und dieses Schneewittchen-Weiß, das sich nach höchstens fünf Minuten Sonneneinstrahlung in flammendes Rot verwandeln würde. Keltische Symbole bedeckten jeden Quadratzentimeter seiner nackten Arme.
    »Einen wunderschönen guten Morgen«, grüßte Iri.
    O’Connor richtete einen hasserfüllten Blick auf sie. »Wen haben wir denn da? Das kleine Maskottchen von Wreck City.«
    Iridium verkniff sich ein wütendes Schnauben. Er mochte so aussehen, als stammte er von der Grünen Insel. Aber seiner Aussprache nach war er ein Mann aus dem Süden New Chicagos.
    »Brian Ostraczynski hat mir erzählt, dass du dich mit seinen Streifenpolizisten anlegst«, sagte sie. »Und da Brian kein Lügner ist, bin ich hier, um dir zu sagen, dass damit ab sofort Schluss ist.«
    Mit einem Ruck stand O’Connor auf, sein Stuhl kippte um. Momos Bande beobachtete die Szene, aber keiner von ihnen wagte einen Mucks. Zwischen Momo und Iridium gab es eine stillschweigende Abmachung, eine Art Friedensvertrag, und niemand wollte eine Gesichtsverbrennung riskieren, wenn es dieser Idiot von einem neuen Boss nicht ausdrücklich befahl.
    »Ziemlich unverschämt von dir, auf diese Art in meine Geschäftsräume zu spazieren«, verkündete O’Connor.
    »Danke«, entgegnete Iridium. »So bin ich eben.«
    »Ich weiß, dass Momo Angst vor dir hatte. Ich hab keine. Du bist nur eine dürre Hexe, die einen kleinen Zaubertrick beherrscht.«
    »Hör zu«, sagte Iridium. »Das eben war kein freundschaftlicher Vorschlag, sondern eine Anweisung. In meinem Abschnitt werden keine Frauen verletzt. Und niemand kommt Oz in die Quere. Falls es doch passiert, kannst du verdammt sicher sein, dass ich dich plattmache. Wie ein Transporter, der eine Straßentaube überfährt.«
    O’Connors Mundpartie wurde weiß, und er griff an seinen Gürtel. Iridium verdrehte die Augen, hob das Kästchen mit den Digichips hoch und schlug es ihm mit voller Wucht an den Kopf. Manchmal kann man es sich leisten, diplomatisch zu sein. Manchmal muss man einen solchen Bastard einfach nur bewusstlos schlagen. Mit ein bisschen Übung lernst du schnell, wann das eine angesagt ist und wann das andere.
    Deke lag am Boden. Blut rann aus seiner Nase und aus einer Wunde an seiner Schläfe. Iridium ging zu ihm hin und drückte ihm leicht ihren Fuß ins Genick. Sie trat nur ein bisschen zu. Gerade

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