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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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und hatte einen Fuß samt Schuh auf den Tisch gelegt – genau neben sein Tablett. Pfui. Wie kann er nur so essen? Die Hände hielt er hinter dem Kopf verschränkt, und auf seinem Gesicht lag ein Haifischgrinsen. Die verkörperte Unverschämtheit. Das schwarze Trikot, das seinen Körper wie eine zweite Haut umschloss, schimmerte im fluoreszierenden Licht der Kantine, fast so wie Jets Anzug. Es gab nur einen wesentlichen Unterschied: Wolfs Kleidung passte sich an, wenn er die Gestalt wechselte. Es ging ja schließlich nicht an, dass ein Werwolf in der gleichen Kleidung umherlief, wie sie die Schüler der Akademie und künftigen Mitglieder der Schwadron trugen. Das wäre geschmacklos. Und teuer in der Reinigung. Von der schlechten Presse mal ganz abgesehen.
    Jet lächelte in sich hinein. Jetzt wurde sie wirklich zynisch. Sie zog eine Augenbraue hoch und sagte: »Was?«
    Wolf schüttelte seinen Schopf langer brauner Haare aus dem Gesicht und grinste Jet zähnefletschend an: »Ich schwöre dir, Puppe, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du und Night, ihr beide seid verwandt. Du hast genau dieselbe überhebliche, kalte Nummer drauf.«
    »Wenn ich mit Night verwandt wäre«, gab Jet – natürlich vollkommen cool – zurück, »dann würde ich dich mit einem einzigen Blick einfrieren. Glaubs mir.«
    »Hey«, mischte sich Frostbite beleidigt ein. »Das ist mein Spruch.«
    »Markenspruch, quasi«, quetschte Red Lotus zwischen zwei riesigen Bissen Hacksteak heraus. »Er hat ein Patent darauf angemeldet.«
    »Für einen Spruch kann man kein Patent anmelden«, warf Iri ein. »Hab ich abgecheckt.«
    Frostbite verdrehte die Augen. »Das sieht dir ähnlich.«
    »Hey, ich denke bloß schon mal über mein Branding nach.«
    »Ach ja? Und was hast du dir da so vorgestellt – Schneewittchen extrem?« Er deutete auf Iris schwarzes Haar, ihre blasse Haut, ihren weißen Dress mit dem Röckchen, den schwarzen Biesen und Abnähern. »Vielleicht gewinnst du ja Disney als Sponsor? Außerdem brauchst du natürlich ein Gefolge von Zeichentrickfiguren, vor allem Tiere des Waldes.«
    »Und Zwerge«, warf Samson ein und schob sich ein großes Stück Fleisch in den Mund.
    Iri lächelte unschuldig. Jet zog vorsichtshalber schon mal den Kopf ein.
    »Eigentlich«, sagte Iri, »haben Jet und ich vor, uns als Paar um einen Sponsor zu bemühen.«
    Total entgeistert schloss Jet die Augen und öffnete sie wieder. Haben wir?
    Frostbite meinte spöttisch: »Soso.«
    »Sicher.« Iri grinste übers ganze Gesicht. »Oreos.«
    Jetzt kicherten alle glucksend. Auch wenn Iri den Witz gemacht hatte, lächelte Sam Jet an. Sie spürte, wie sich unter dem Tisch ein Bein um ihres schlang – und Sam zwinkerte ihr zu.
    Jets Herz machte einen Satz, und sie zwinkerte zurück. Selbst nach all diesen Monaten konnte sie noch immer nicht richtig glauben, dass Sam wirklich ihr Freund war. Er war liebenswürdig, stark, hatte ein gutes Herz – und er sah umwerfend aus. Jedes Mädchen im Jahrgang würde ihn mit Kusshand nehmen, nein, alle Mädchen der Akademie. Aber er hatte sich Jet ausgesucht -die kleine, dünne, stille Jet mit der unheimlichen Macht und den ausgezeichneten Noten. Sie war nicht so hübsch wie Iri und auch nicht so clever. Und – das hatte sich erst gestern im Training wieder herausgestellt – keineswegs so schnell mit den Füßen im Kampf. Jet war in jeder Hinsicht eine Hintergrundfigur. Jemand, der sich passenderweise im Schatten hielt.
    Aber Sam hatte sich für sie entschieden. Sie konnte immer noch das Prickeln des Kusses auf ihren Lippen spüren, den er ihr gegeben hatte, bevor sie sich mit den anderen zum Mittagessen trafen.
    14 und verliebt. Das Leben war schön.
    Manchmal dachte Jet, das Schicksal meinte es gut mit ihr, so wie jetzt. Ihre beste Freundin war auch ihre Kampfpartnerin und Trainingsgefährtin. Sie hatte einen Mentor, der sie nach Kräften unterstützte und ihr auf stille Weise half. Sie hatte eine Methode gefunden, um die Stimmen in Schach zu halten, und musste sich keine Sorgen mehr machen, dass sie wahnsinnig werden oder dass man sie in die Therapie bringen und ihr das Gehirn aufschneiden würde. Sie hatte einen Freund, der gerne Zeit mit ihr verbrachte. Auch wenn sie nur Händchen hielten und gar nichts sagten. Und nun war sie sogar Teil einer kleinen Gruppe von Bekannten, aus denen langsam Freunde wurden.
    Na gut, was Wolf betraf, vielleicht nicht gerade Freund. Vielleicht mehr jemand, den man zu tolerieren hatte. Aber

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