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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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fest: Das, was Luster unerwähnt gelassen hatte, als er Night bei seiner Rückkehr vom siegreichen Kampf gegen Gold Digger so ganz nebenbei von dieser kleinen »Episode« berichtete, das sprach Bände.
    Natürlich hatte Bradford versucht, das Ganze herunterzuspielen, auf seine eigene, sardonische Art. Aber Night konnte Lusters Besorgnis fast spüren, Bradfords Unbehagen fast schmecken. Bei aller zur Schau gestellten Tapferkeit war er beunruhigt gewesen – ja, sogar erschrocken.
    Nights Lippen verzogen sich zu einem kurzen, angespannten Lächeln. Sollte Luster jemals das wahre Wesen des Schattens zu Gesicht bekommen, dann würde er wissen, was echte Angst war. Dann würde er wissen, wie es war, die Dunkelheit zu fürchten.
    Aber die Lichtmächtigen dachten niemals über die Dunkelheit nach, nicht wirklich. Sie glaubten, ihre kleine Macht könnte den Schatten bannen und die Welt zu einem geschützten, sicheren Ort machen. Lichtmächte konnte man an sich nicht ernst nehmen. Aber Bradford war schon ein Genie. Das machte ihn interessant und vielleicht sogar zu einem wertvollen Mitglied des Teams. Manchmal.
    Doch ganz gleich, ob Licht oder Erde, Feuer oder Wasser oder welche Macht auch immer, im Angesicht des Schattens waren sie schwach. Alle würden sie unter ihm zusammenbrechen und sabbernd in den Wahnsinn hinübergleiten. Niemand war unfehlbar -außer denen, die mit der Fähigkeit zur Welt gekommen waren, mit dem Schatten umzugehen, ihn zu beherrschen. Wie Night.
    Bei Corp hatten sie keine Ahnung, welch ein Glück es bedeutete, dass Night zu den Guten gehörte. Ihnen war nicht im Geringsten klar, wie leicht es für ihn wäre, die Welt ein für alle Mal in einen Ort des Schreckens und der Unterdrückung zu verwandeln.
    Wieder musste Night lächeln. Seine Art von Humor blitzte auf wie die Kante eines scharfen Messers. Selbstverständlich würde er niemals ein Schurke sein. Er wusste es zu schätzen, dass es bei Corp Regeln gab. Gute Regeln waren ein Bestandteil guter Disziplin. Und als Schattenmacht hatte Night intimste Kenntnis davon, wie wichtig Disziplin war. Alles, was zwischen ihm und dem Schatten stand, war seine eigene Willenskraft.
    Und das war am Ende der Grund, warum er jetzt seinem Kameraden zu Hilfe eilte.
    Night schritt durch den Krankentrakt, bis er zu dem Zimmer kam, in das man Blackout gebracht hatte. Sein Bruder im Schatten lag auf einem Feldbett, blass und stellenweise blutverschmiert. Er war an diverse Schläuche angeschlossen, durch die verschiedene Substanzen direkt in seine Venen tropften. Herzrhythmus, Blutdruck und andere Parameter wurden überwacht.
    Nichts davon spielte eine Rolle.
    Aber schließlich waren Night und Blackout die einzigen beiden lebenden Mitglieder der Schwadron mit Schattenkräften in ganz Amerika. Also gab es niemanden auf dieser Seite der Welt, der wusste, wonach er wirklich suchen musste. Und hier kam Night ins Spiel.
    Eine Hand hinter dem Rücken zur Faust geballt, setzte Night sich auf die Kante des Feldbettes. Eingehend betrachtete er Blackouts Gesicht. Es war zu schmal, fast ausgemergelt. Falls er während der letzten Wochen überhaupt einmal gelächelt hatte, so konnte Night sich nicht daran erinnern. »Blackout«, sagte er sanft. Das war der erste Test: Konnte der Mann sich erinnern, wer er war?
    Blackout regte sich, und seine Augenlider bewegten sich flatternd nach oben. Braune Augen, blutunterlaufen und voller Entsetzen. Aber frei von verräterischen Schattenflecken.
    Gut. Das war doch schon mal ein Anfang. Hinter dem Rücken entspannte Night seine Hand, aber nur ein klein wenig.
    Blackouts Mund bewegte sich und er krächzte: »Night. Mein Gott, Night.«
    »Wir können frei reden«, sagte Night. »Ich habe ein Schattennetz errichtet. Kein einziger Laut wird aufgezeichnet werden. Wir sind unter uns.«
    Blackout stöhnte und schloss die Augen. »Gut.«
    »Blackout«, sagte Night, und legte seine freie Hand auf den dünnen Arm des Mannes. Jetzt kam der zweite Test. »Sags mir. Was ist passiert?«
    »Weiß nicht.«
    Night presste die Kiefer aufeinander. Nicht gut. Gar nicht gut. »Wie meinst du das?«
    »Da ist eine Lücke. Ich kann mich an nichts erinnern.« Blackout öffnete die Augen, sein Blick flehte Night um Verständnis an. »Ich sprach mit Les, und dann bin ich hier aufgewacht.« Seine mageren Schultern erbebten. »Dr. Moore war hier, als ich zu mir kam. Zugelassene Ärzte auch – aber warum er? Oh Gott, Night … ich glaube, sie haben mich

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