Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
Vom Netzwerk:
Niemals.
    »Ich bin okay«, antwortete sie, wandte sich wieder der Konsole zu und schaltete den Gleiter auf manuelle Steuerung um. »Ich muss nur mal wieder eine Nacht richtig durchschlafen.«
    »Mach doch einen Termin bei Doctor Hypnotic«, scherzte Valerie.
    »Eine Nacht mit ihm, und du wirst schlafen wie ein neugeborenes Baby.«
    »Ja«, gab Holly zurück und stellte überrascht fest, dass der Gedanke, wieder mit Hai zusammen zu sein, ihr einen Stich in die Magengrube versetzte. »Sicher.«
    Holly blinzelte, dann sah sie zu Jamie. Er stand direkt vor ihr, und ein Okular projizierte eine grünlich schimmernde Liste vor sein Gesicht. Holly saß vor der Frisierkommode in ihrem Zimmer. Einen Moment lang wurde ihr schwindelig, und sie fragte sich, warum in aller Welt sie gerade an Dr. Moore gedacht hatte. »Entschuldige, Jamie. Hast du irgendwas gesagt?«
    Ihr Runner blickte sie finster an, Sorgenfalten furchten seine Stirn. »Wir sind gerade den Tagesplan für heute durchgegangen. Du bist auf einmal weggedriftet.« Er klang besorgt. »Alles in Ordnung?«
    Sie rieb sich die Stirn. »Ja. Entschuldige. Ich bin bloß müde. Ich schlafe nicht gut.«
    Jamie nickte verständnisvoll. »Vielleicht solltest du nachts nicht so lange aufbleiben.«
    Holly starrte ihn an, wartete auf den zweiten Teil des Witzes.
    »Was denn?«, fragte er mit einem nervösen Lächeln. »Du bist jeden Abend ausgegangen. Ich hab’s doch gesehen.«
    In ihrem Kopf hämmerte es, und sie spürte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. »Oh«, erwiderte sie. Ihre Stimme klang falsch und überspannt. »Ja, ich denke, du hast recht.«
    Jamie ging die Termine mit ihr durch: Fotoshooting bei Glamique um zehn, Geschäftsessen mit den Promi-Frauen von New Chicago um eins, Trainingseinheit um vier. Dann ließ er sie allein, damit sie noch in Ruhe duschen konnte, bevor sie sich auf den Weg in das Nobelviertel machte, wo ihr Sponsor seinen Sitz hatte.
    Holly blieb in ihrem Stuhl sitzen.
    Irgendwas stimmt nicht mit mir, dachte sie. Nicht bloß, dass ich schlecht träume. Jetzt bin ich auch noch eine Schlafwandlerin.
    Sie erschauerte, rieb sich die Arme und überlegte, was zu tun sei. Sie wusste, sie sollte in den sauren Apfel beißen und in die psychiatrische Abteilung gehen, sich durchchecken lassen. Aber schon der bloße Gedanke, dass Dr. Moore sie untersuchen würde, genügte, und ihr wurde speiübel.
    Noch eine Nacht, beschloss sie. Wenn sie morgen aufwachte und sich immer noch so verstört und erschöpft fühlte, würde sie Moore anrufen. Dann begann Holly Owens ihren Tag und hoffte inständig, sie würde in dieser Nacht gut schlafen.
    Holly wusste nicht, wo sie war.
    Stocksteif und kerzengerade stand sie da, und in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, während sie versuchte, die Situation zu analysieren. Vor ihr stand ein Mann. Aber sie nahm seine Gestalt nur ganz verschwommen wahr, so, als könnten sich ihre Augen nicht richtig scharfstellen. Alles, was sie sah, war ein verwischter Farbfleck vor einem weißen Hintergrund.
    War sie gefangen genommen worden? Warum konnte sie sich an nichts erinnern?
    »Ja«, sagte eine Männerstimme. »Es wird Zeit, dass du dein Interesse Blackout zuwendest. Er mag dich sehr, und wir müssen dafür sorgen, dass er glücklich ist. Du wirst das gut machen, Angelica.«
    Hollys Augen weiteten sich.
    Hinter ihr fuhr die Stimme von Dr. Aaron Moore fort: »Selbstverständlich musst du den ersten Schritt machen. Er ist so unglaublich schüchtern, wenn du in der Nähe bist. Das kannst du doch tun, Angelica, oder? Ihn küssen, ihn wissen lassen, dass du ihn attraktiv findest, und dann einfach der Natur ihren Lauf lassen?«
    Sie fuhr herum. »Wovon, zum Teufel, reden Sie da? Wo bin ich?«
    Überrascht zog Moore die Augenbrauen hoch. »Oh, wir sind ja wach. Interessant. Hai, würdest du bitte?«
    Hände griffen nach ihr und pressten ihre Arme an den Körper.
    Voller Zorn starrte sie Moore an, während sie in ihr Innerstes griff, um Licht in ihn hineinzupressen, genug, um sein Gehirn wie Wachs zu schmelzen und …
    … schrie auf, als jedes einzelne Nervenende in flammendem Schmerz aufging.
    »Aha, die Konditionierung beginnt zu wirken«, sagte ein anderer Mann. Holly hörte es sogar durch den höllischen Schmerz hindurch. »Das ist gut.«
    »In der Tat«, bestätigte Moore. »So lautete der erste Befehl, noch vor dem Corp-Branding. Selbsterhaltung, kleiner Bruder.«
    »Du bist nur zwei Minuten älter.«
    Corp? dachte Holly, oder

Weitere Kostenlose Bücher