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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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irgendwie kümmerte. Alle anderen schienen sich einen Scheißdreck dafür zu interessieren. Hatte er nicht die ganze Zeit mehr geleistet, als von ihm verlangt wurde? Nicht nur die Anweisungen auf das Strengste befolgt, sondern auch immer wieder Extraschichten eingeschoben? Patrouillen übernommen, solange Victoria ihrer verordneten Bettruhe wegen fehlte und Angelica aufgrund morgendlicher Übelkeit? Ja, hatte er. Und das nicht nur, weil es sein Job war, nein.
    Night war ein Held. Es lag in seinem Blut, seinen Knochen, seinen Gedanken. Die Pflicht zuerst, das hatte man sie auf der Akademie gelehrt. Und diese Leitlinie hatte Night während des vergangenen Jahres zu seinem persönlichen Mantra gemacht. Die Pflicht zuerst. Immer.
    Night hob stolz den Kopf. Selbst bei all den freiwilligen Zusatzpatrouillen hatte er seine Verpflichtungen gegenüber Corp erfüllt. In der Tat war er sogar extrem zugänglich gewesen für die Anforderungen der New Chicago Metro and Transit Authority, der obersten Verkehrsbehörde der Stadt. Von Fototermin zu Fototermin war er geeilt, damit sein ernstes Gesicht die Außenseite aller städtischen Busse, Gleiter und U-Bahn-Züge zieren konnte, wie es sein Firmensponsor gewünscht hatte. Es machte ihm nichts aus, dass er jede zweite Nacht nur fünf Stunden Schlaf bekam.
    Er war das perfekte Bild eines Helden.
    Und doch: Hier stand er, Night, in einem gemieteten Saal, in einem Museum, mit einem pinkfarbenen Papierhütchen auf dem Kopf. Gezwungen dazu, allen vorzugaukeln, er sei gerne hier, um zu feiern und seine Zeit zu verschwenden.
    Lächeln für die Kameras; so ist es brav; netter Außermenschlicher.
    Es war … so … verdammt … demütigend. Mit diesem dämlichen Hütchen, neben dem Tisch mit der Buttercremetorte und den Thermoskannen mit Kaffee. An den Wänden Schnüre mit bunten Wimpeln und Luftballons und in der Mitte ein geradezu obszön großes Spruchband GLAMIQUE FEIERT VICTORIAS BABY!!! Da waren wirklich drei Ausrufezeichen, um auch noch dem allerletzten Idioten klarzumachen, dass sie wirklich feierten, wirklich, wirklich, obwohl sie eigentlich der Sponsor von Victorias Partnerin waren, und nicht mal der Dame selbst.
    Er hasste sie alle.
    Er hasste es, hier seine Zeit zu vergeuden und diesen blöden Hut zu tragen. Er hasste Victoria dafür, dass sie die Beine breitgemacht hatte. Er hasste Luster, weil er sie geschwängert hatte. Er hasste Blackout und Angelica, denn die hatten es nachgemacht. Nicht ein Abtrünniger, ja, nicht einmal irgendein gewöhnlicher menschlicher Verbrecher würde das Ende von Team Alpha sein, sondern seine eigenen Teamkameraden und deren primitives Bedürfnis, verdammte Babys zu zeugen.
    »Victoria!«, kreischte jemand von der Presse. »Haben Sie schon Namen ausgesucht?«
    Victoria, die auf einem Plüschsessel thronte wie eine Göttin, lachte. »Haben wir, aber mein Mann würde mich umbringen, wenn ich sie verrate.«
    »Das bringt Unglück«, sagte Luster und grinste in die Runde, während die Kameras ihn beinahe auffraßen. »Man sollte einem Kind nicht seinen Namen geben, bevor es geboren ist. Außerdem müssen wir auch noch ein paar kleine Geheimnisse haben. Immerhin kennen Sie ja bereits unsere wahren Identitäten.«
    Selbstverständlich brachen sie alle in Gelächter aus, als Luster diesen abgedroschenen Witz machte.
    Geheime Identitäten, ach wie drollig. Das hohle Gelächter rollte wie Donner durch den riesigen Raum. Je mehr sie zeigten, dass sie Victoria und Luster liebten, desto größer die Chance, ein exklusives Interview zu bekommen – und wenn nicht heute, dann ein andermal. Reporter lebten für die Möglichkeit, eine Story zu kriegen. Egal, worüber.
    Night dröhnte der Schädel. Seine Augäpfel fühlten sich an, als würden sie bluten. Und tief in seinem Hinterkopf, in den dunkelsten Ecken seines Hirns, da wisperte und kicherte es. Ja, sagten die Stimmen, braves Hündchen, weißt genau, wie man sich auf den Rücken rollt. Wie man um ein Leckerli bettelt.
    Weißt genau, wie leicht es wäre, jedem Einzelnen in diesem elenden Raum zu zeigen, was wahre Macht bedeutet.
    Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Sie zitterten. Er musste nur auf den Schatten hören, musste ihn nur freilassen. Ihn die gefeierte Valerie umarmen und alles Leben aus ihr herausquetschen lassen. Dann hätten die Reporter eine Story! Und was für eine.
    Nein.
    Night unterdrückte ein wütendes Knurren und stellte seinen Ohrknopf lauter. Das Hintergrundgeräusch von

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