Projekt Sakkara
Restaurationsarbeiten durch Chephren gebaut worden sein. Aber auch das haben Wissenschaftler analysiert und festgestellt, dass die Proportionen des Kopfes und der Gesichtszüge keinerlei Ähnlichkeit mit einer einzigen anderen Darstellung von Pharao Chephren haben. Und das, obwohl insbesondere die Bildhauerkunst sehr weit fortgeschritten war. Fakt ist: In Wahrheit weiß niemand, wer die Sphinx erbaute oder wann das war.«
»Das ist mir neu.«
»Das kann ich mir vorstellen. Das SCA ist natürlich auch wenig interessiert daran, dass Horden ausländischer Forscher und Goldsucher über das Plateau herfallen und alles auf den Kopf stellen – insbesondere nicht die ägyptische Geschichte, auf die man hier so stolz ist. Stellen Sie sich vor: Es käme heraus, dass die Ägypter gar nicht so furchtbar schlau waren, sondern alles nur imitiert haben, was ihnen ein anderes, ein viel höher entwickeltes Volk beigebracht hat! Daher gilt hier im Land immer: Keine schlafenden Hunde wecken. Nichts in Frage stellen, nirgendwo rütteln, nicht einmal klopfen. Dabei ist der angeblich gesicherte Wissensstand oft nicht mehr als eine notdürftig verputzte Fassade.«
»Nun kann die Abwesenheit von Belegen für eine Theorie kein Fundament für eine beliebige andere sein.«
»Aber es gibt mehr also bloß andere Theorien! Bleiben wir bei der Sphinx. Wie Sie feststellen werden, wenn Sie sie besichtigen, liegt sie etwas tiefer als das sie umgebende Gelände. Tatsächlich wurde ihr Sockel direkt aus dem Kalkstein geformt, indem man um sie herum den Fels abtrug. So blieb nur die Figur stehen. Dadurch, dass sie in einer Senke steht, wird sie leicht vom Sand überweht, und tatsächlich war sie auch bis ins 19. Jahrhundert von Sand bedeckt, so dass nur der Kopf herausschaute. Heute steht sie frei, und wenn Sie sich den Sockel ansehen und die Steinwände der Senke, werden Sie Erosionsspuren sehen, wie sie nur über viele Jahrtausende entstehen, wenn zum Beispiel Wind und Wasser das Gestein langsam abschleifen. Sicherlich kennen Sie die Felsformationen im Monument Valley bei uns in den Staaten. Das wird durch Erosion erschaffen. Wenn wir also annehmen, dass die Sphinx erst in den letzten tausend Jahren unter dem Sand verschwand und sie von 2500 vor Christus an dreitausend Jahre lang den Sandstürmen ausgesetzt war, könnte sie durchaus Schaden genommen haben. Mit einer Ausnahme: Wind erzeugt horizontale Erosionsspuren. Die Spuren am Gestein der Sphinx allerdings sind vertikal! Es sind Spuren, wie sie nur Regen und Rinnsale erzeugen! Und diese Spuren finden sich darüber hinaus nur am Sockel und an der Senke, aber nicht an den Pfoten oder dem Kopf! Das bedeutet nichts anderes, als dass zu den Zeiten, als man die Sphinx restaurierte, vermutlich irgendwann im Alten Reich, der Körper bereits einige tausend Jahre hier gestanden hatte. Zu Zeiten, als es noch regelmäßig und viel in Ägypten geregnet hat – und wir wissen, dass die letzte dieser besonders feuchten Perioden von 8000 bis 4000 vor Christus andauerte.«
Wieder schwieg Peter einen Moment lang. Natürlich hatte er von den Diskussionen der Pseudo-Archäologen gehört, die insbesondere in Ägypten nach Spuren vorgeschichtlicher Technologie suchten. Aber er hatte dies nie verfolgt und musste nun erkennen, dass die Ausführungen weiter gingen, als er angenommen hatte. Es stand außer Frage, dass die seriösen Wissenschaftler jedes dieser Argumente wiederum auf andere Weise zu entkräften wussten. Aber so war es immer, für einen Außenstehenden nahezu undurchdringlich, wessen Aussagen echte Belege waren und was bloße Behauptungen blieben.
»Aber wenn ich ehrlich drüber nachdenke«, unterbrach Jason Peters Gedanken, »halte ich Ihr Unterfangen nun doch für wesentlich vielversprechender.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Bedenken Sie: Wenn es stimmt, dass eine hoch entwickelte Zivilisation viele tausend Jahre vor den Ägyptern ihr Wissen versteckte, dann wahrscheinlich auf eine sehr ausgetüftelte Art und Weise. Da reicht es bestimmt nicht, einfach einen Spaten in die Hand zu nehmen und zu graben. Andererseits: Wir wissen mit großer Sicherheit, dass Imhotep Zugang zu besonderem Wissen hatte, und er lebte im Alten Reich, zu Zeiten Djosers. Er war ein ganz normaler Mensch mit hohem gesellschaftlichem Rang und wird ein standes- und zeitgemäßes Grab gehabt haben. Dort finden sich mit Sicherheit viele Informationen über den Ursprung seiner Weisheit, vielleicht kannte er sogar den Zugang zu jenem
Weitere Kostenlose Bücher