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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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ein dummes Zeug!«
    »Sie wissen ganz genau, dass die Sphinx schon lange stand, bevor es die ersten Pharaonen gab. Und Sie wissen auch, dass dieses alte Bauernvolk hier im Land niemals das Wissen und die notwendige Technik gehabt hätte, um die Pyramiden zu bauen, wenn man ihm nicht geholfen hätte.« Patrick setzte einen herablassenden Gesichtsausdruck auf, um den Ägypter in Rage zu bringen. »Sie sonnen sich hier im Licht einer Kultur, mit der Sie nach fünftausend Jahren nicht mehr zu tun haben als ich oder Professor Lavell. Und dieses Volk war nicht einmal selbst kreativ genug.«
    Auf Dr. Aziz' Stirn bildete sich eine Zornesfalte. »Sie haben ja überhaupt keine Ahnung!«, fauchte er Patrick an. »Nicht nur, dass Sie mich in meinem Haus beleidigen, Sie sind auch ein vollkommen ahnungsloser Narr. Nur, weil Sie irgendein Esoterikmagazin gelesen haben, denken Sie, Sie können mir etwas über meine Geschichte erzählen?« Der Mann begann, wild zu gestikulieren. »Ägypten war groß, lange bevor es Griechen und Römer gab, die Völker, von denen ihr Europäer alles gelernt habt! Und es waren die Lehren und Weisheiten Ägyptens, die die Griechen groß gemacht hatten. Natürlich haben wir die Pyramiden erfunden! Und die Sphinx und die Tempelanlagen und die Schrift, die Astronomie, die ganze Kultur! Niemand anderes als Thot war der Urvater dieses Landes, und er hat die Weisen unterrichtet, war der Begründer allen Wissens von Imhotep bis Echnaton, über die Jahrtausende hinweg, bis sie nur noch als Schatten in den gesammelten Schriften der Bibliothek Alexandrias zu finden waren. Ein Pyramidion suchen Sie also? Eine Quelle der Macht und des Wissens? Wer, wenn nicht wir, soll das denn gebaut haben? Natürlich haben wir es gebaut, und näher als heute werden Sie ihm niemals kommen.«
    »Dr. Aziz, ich bitte Sie ... «, warf Melissa ein, doch der Mann unterbrach sie. Er hatte sich gerade in Rage geredet.
    »Nein, jetzt hören Sie mir zu! Sie kommen von irgendwoher in mein Land, verdienen Ihr Geld, indem Sie Touristen von meinem Land erzählen, indem Sie Bücher über mein Land verkaufen oder nach Schätzen in meinem Land suchen. Und Sie mehren nur Ihren eigenen Ruhm, aber nicht den Ruhm meines Landes! Die Welt muss und wird erfahren, wo die Wiege aller Kulturen stand. Thot wird wiederauferstehen und der ganzen Welt eine neue Kultur bringen. Und diese Geschichte werden wir Ägypter selbst erzählen und nicht Sie und all Ihre ausländischen Freunde mit Ihren Dollars und Euros und Pfund! Und jetzt« – er machte eine strenge Geste aus dem Raum hinaus – »muss ich Sie bitten zu gehen. Ich habe zu tun!«
    Patrick, Peter und Melissa erhoben sich und gingen ohne weitere Worte zum Ausgang, gefolgt von Dr. Aziz. Peter blieb am Treppenabsatz stehen, drehte sich noch einmal um und reichte dem Ägypter die Hand: »Ich bedaure, dass wir uns nicht unter anderen Umständen begegnet sind. Ich kann Ihre Position sehr gut verstehen.«
    Dr. Aziz zögerte einen Augenblick, dann ergriff er Peters Hand, schüttelte sie kurz und wortlos und schloss anschließend die Tür.
    Auf der Rückfahrt durch die Garden City hingen die drei ihren Gedanken nach, aufgewühlt und irritiert von der erregten Ansprache und dem Rauswurf des Ägypters, als Ahmad den Wagen plötzlich mit quietschenden Reifen herumriss. Patrick wurde auf der Rückbank gegen Peter geschleudert, während Melissa auf dem Vordersitz schmerzhaft gegen ihren Gurt gepresst wurde.
    Patrick wollte gerade zu einem lautstarken Fluch ansetzen, als Schüsse über die Straße hallten, gefolgt vom ohrenbetäubenden Knallen einschlagender Geschosse. Die Fensterscheiben auf der Beifahrerseite platzten augenblicklich in einem Mosaik kristallener Facetten, aber sie gaben nicht nach.
    »Unten bleiben!«, rief Patrick, während der Fahrer hektisch versuchte, die Kontrolle über das schleudernde Fahrzeug wiederzuerlangen, und beständig weitere Kugeln in das Blech des Autos und in die Scheiben schlugen.
    Gefangen in einem Sturm aus Bewegung und Lärm, wunderte sich Patrick, einen einzelnen, klaren Gedanken wie in Zeitlupe fassen zu können: War das ihr Schicksal? Würden sie auf offener Straße erschossen werden? Waren sie zufällige Opfer eines islamistischen Anschlags, oder hatten ihnen wieder dieselben Leute aufgelauert? Offensichtlich war das Auto gut gepanzert, aber mussten Attentäter das bei einem solchen Wagen nicht ahnen?
    Sie fuhren nun wieder geradeaus, jagten allerdings mit voller

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