Projekt Sakkara
Diademnatter, sehr aggressiv und bissig, aber völlig ungiftig. Und dass man uns im Archiv eingesperrt hat, nun, Melissa hat mir erklärt, dass es stark frequentiert ist, mehrfach am Tag gehen die Mitarbeiter hinein und hinaus. Man hätte uns schnell gefunden, und es hätte Ärger gegeben. Mehr aber nicht. Und nun die Schüsse: Jeder, der sich ein bisschen auskennt, sieht, dass der Wagen gepanzert ist und normale Geschosse ihm nichts anhaben können. Hätte man uns schaden wollen, hätte man entweder andere Munition verwendet oder wenigstens die Reifen zerschossen. So aber ist außer dem Sachschaden nichts passiert.«
»Sie scheint das ja nicht sonderlich zu bekümmern, Patrick.«
»Aber es ist doch ganz offensichtlich! Und Sie reagieren genau so, wie es geplant ist. Dabei sind wir der Lösung näher als jemals zuvor!«
»Sind wir das?«
»Aber natürlich. Wir haben das Pyramidion gefunden.«
Nun nahm Peter einen Schluck und ließ sich dann tief in das Lederpolster sinken. »Jetzt bin ich ehrlich gespannt, Patrick.«
»Dr. Aziz hat es selbst zugegeben, nachdem er sich so wunderbar aufgeregt hat. Nur deswegen hatte ich ihn provoziert. Es war die einzige Chance, denn dieser Typ war so verbohrt, dass Sie weder mit Engelszungen noch mit einem Schweizer Nummernkonto etwas aus ihm herausbekommen hätten. Aber nun hat er von ganz allein die Verbindung von Echnaton zu Imhotep und dem legendären Gott Thot hergestellt – obwohl wir davon gar nichts erwähnt hatten! Und er hat auch zugegeben, das Pyramidion zu kennen, dass die Ägypter es erbaut hätten und dass wir ihm nie näher kommen würden als heute. Das kann nur eins bedeuten: Das Pyramidion wurde nicht nur vom SCA beschlagnahmt, sondern es befindet sich noch heute in seiner Obhut, genau genommen in seinem Haus!«
Peter antwortete nicht sofort, sondern ließ die Worte in seinem Kopf nachklingen. Es stimmte natürlich. Der Ägypter hatte das alles gesagt, und die Schlüsse, die Patrick zog, waren logisch. In Anbetracht der Situation fiel es ihm nur deutlich schwerer als damals in Frankreich, den Überblick zu bewahren. Doch glücklicherweise war es diesmal Patrick, der sich nach dem anfänglichen Schreck nicht beeindrucken ließ.
»Also gut«, sagte Peter schließlich, »nehmen wir einmal an, Sie hätten recht. Und ignorieren wir einfach Schlangen und Maschinengewehre. Was sollten wir dann Ihrer Meinung nach tun?«
»Ja, Monsieur Nevreux«, sagte der Alte, den Patricks Ausführung neu belebt zu haben schienen.
Der Franzose beugte sich nach vorn. »Wir brauchen nur ein paar Dinge. Dietriche, Draht, eine kleine Zange, Schraubendreher und Taschenlampen. Und einen Abend, an dem Dr. Aziz garantiert nicht zu Hause ist.
»Du lieber Himmel, Patrick«, entfuhr es Peter. »Sie können da doch nicht einfach einbrechen!«
»Klar kann ich das. Es sei denn natürlich, Sie haben eine bessere Idee.«
»Morgen ist eine Abendveranstaltung der Rotarier«, überlegte Guardner laut. »Dr. Aziz verpasst solche Gelegenheiten nicht.«
»Sie unterstützen dieses Vorgehen?!« Peter hob die Augenbrauen.
»Natürlich nicht!«, antwortete der Alte mit einem verschmitzten Lächeln. »Aber Monsieur Nevreux macht nicht den Eindruck, als ließe er sich von mir Vorschriften machen. Darüber hinaus vertraue ich darauf, dass bei allem, was Sie tun, niemand und nichts zu Schaden kommt.«
»Es geht um ein höheres Ziel, Peter«, erklärte Patrick. »Wir wollen niemanden verletzen oder bestehlen. Wir sind es auch nicht, die mit scharfer Munition schießen. Es geht nur darum, Informationen zu bekommen, die man uns vorenthalten will! Er wird nicht einmal bemerken, dass wir da waren.«
»Aber deswegen können wir nicht einfach das Gesetz brechen!«
»Sie müssen ja nicht mitkommen.«
Peter schüttelte den Kopf. »Ich glaube das einfach nicht ... Und außerdem: Wenn man uns offenbar überwacht, wie sollen wir dann unbehelligt irgendwo einbrechen? Man wird uns auf frischer Tat ertappen, und dann braucht man keine Waffen mehr, um uns aufzuhalten. Ein anonymer Anruf bei der Polizei genügt!«
Patrick nickte. »Ja, das ist wahr. Aber eine andere Chance haben wir nicht. Wir müssen uns auf unser Glück verlassen, besonders vorsichtig sein und im Falle eines Falles hoffen, dass Mister Guardner uns bei den Behörden herausschlagen kann.«
»Ihre Zuversicht möchte ich haben! Sie machen mich wirklich fertig!«, stöhnte Peter. »Wo bin ich hier nur hineingeraten ... «
Patrick und Melissa
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