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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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denn gezwungen?«, fragte Patrick.
    »Sicher nicht mit freundlichen Worten! Du hast doch gerade ein paar von ihnen kennengelernt!«
    »Ehrlich gesagt hätte es auch ein abgekartetes Spiel sein könnten.« Nach dieser direkten Anschuldigung hatte er eigentlich erwartet, dass sie wütend werden würde. Aber sie sah ihn nur ruhig an, und ein Schatten von Traurigkeit wanderte über ihr Gesicht.
    »Glaubst das wirklich?«, fragte sie halblaut. »Traust du mir das tatsächlich zu?«
    »Nein«, sagte er nach einer Weile. »Ich vertraue dir.«
    Sie lächelte. »Danke.«
    »Und nun«, fuhr Patrick fort und wandte sich an die anderen, »wollen wir uns hier mal umschauen!« Aber Peter und Jason standen schon gar nicht mehr neben ihm, sondern bestaunten bereits einen anderen Teil der länglichen Kammer, in der sie gelandet waren. Jasons Taschenlampe erhellte ein breites Band aus bemalten Reliefs, das sich der ganzen Länge nach durch den Raum zog, bis zu einer Türöffnung am gegenüberliegenden Ende. Es waren umfangreiche Szenen in drei übereinanderliegenden Zeilen, und in einzelnen Bildern mit Hunderten, wenn nicht Tausenden von Figuren bevölkert. Patrick drängte sich der Vergleich mit einer überdimensionalen Bildgeschichte auf oder einer Aufreihung von gezeichneten Filmbildern im Cinemascope-Format.
    »Was ist das denn?«, wollte er wissen.
    »Das ist ein Unterweltsbuch!«, erklärte Peter. »Ich erzählte Ihnen davon, erinnern Sie sich? Es ist in sagenhaftem Zustand! Das mittlere Register zeigt die Sonnenbarke, sehen Sie? Und dort, das ist die Szene, in der sich Apophis der Barke in den Weg stellt. Sehen Sie sich die kräftigen Farben an! Einfach unglaublich!«
    Langsam gingen sie an der Wand entlang, Jason und Peter mit einer Taschenlampe voran, Patrick und Melissa folgten mit der zweiten. Dann traten sie durch die Türöffnung und kamen in den größten Raum, den sie bisher hier in den Katakomben gesehen hatten. Er maß ein gutes Dutzend Meter im Quadrat, und über ihnen, in vier oder fünf Metern Höhe, spannte sich eine atemberaubende gewölbte Decke. Sie war tief dunkelblau bemalt, und auf ihr war mit Linien aus glänzendem Blattgold der riesenhafte Körper einer schlanken Frau abgebildet, die sich in einem schützenden Bogen über den gesamten Raum legte. Sie trug ein langes Kleid aus einem fließenden, dünnen Stoff, unter dem sich die Form ihrer Beine, der Hüften und der Brüste abzeichnete. Über ihren ganzen Körper zog sich ein gleichmäßiges Muster aus Sternen. Im Licht der Lampen, mit dem Jason und Patrick die Decke bestrahlten, funkelten die Silhouette der Frau und Tausende von Sternen hell auf. Es war der schönste Himmel, den sie je gesehen hatten.
    »Das ist die Himmelsgöttin Nut«, erklärt Peter mit gedämpfter Stimme. »Sie ist die Mutter von Osiris, Isis, Seth und Nephthys. Sie legt sich nach der Schöpfung als schützender Himmel über die Erde und hält das Chaos fern.«
    »Warum flüstern Sie?«, fragte Patrick leise.
    »Es ist wunderschön!«, sagte Melissa.
    »Sie sieht dir ähnlich«, bemerkte Patrick lächelnd. »So ein Hauch von Nichts würde dir auch stehen.«
    »Ich weiß«, antwortete sie und lächelte zurück.
    Jason lenkte den Strahl seiner Taschenlampe von der Decke herab und auf einen steinernen Sarkophag, der die Mitte des Raums dominierte.
    »Das ist er!«, rief Patrick. »Der Sarkophag, auf dem der Mann saß, den ich gesehen habe!«
    Sie gingen näher heran. Es war ein gigantischer Steinblock, so hoch und breit wie ein Kleinwagen. Seine Oberfläche war mit kunstvoll ausgeführten Reliefs übersät. Peter blieb ehrfürchtig stehen.
    »Imhotep!«, verkündete er atemlos.
    »Wir haben das Grab von Imhotep gefunden?«, fragte Jason und ging aufgeregt um den Sarkophag herum. »Tatsächlich?!«
    »Jedenfalls steht das hier drauf«, sagte Peter und deutete auf eine Reihe von Hieroglyphen. »Was nicht bedeuten muss, dass er hier tatsächlich begraben ist. Es könnte ein symbolisches Grab sein. Es sei denn natürlich, wir finden hier in der Umgebung noch den ein oder anderen Schrein, Grabbeigaben oder eine Schatzkammer.«
    »Es saß genau auf diesem Stein«, erklärte Patrick. »Im Schneidersitz. Er war kahlköpfig und hatte Schreibzeug in der Hand. Wahnsinn, ein echtes Déjà-vu!«
    Peter wandte sich an Patrick, und seine Augen funkelten vor Begeisterung. »Sind Sie sich im Klaren darüber, was wir hier gefunden haben? Wir stehen in der Grabkammer Imhoteps, des großen Universalgenies,

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