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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Wand oder ein Vorsprung vor ihr auftauchen, etwas, das ihr ins Gesicht schlug.
    Aber es kam keine Wand. Stattdessen rutschte sie immer tiefer, bis die Rutsche flacher zu werden schien und aus der Dunkelheit so etwas wie ein Lichtfleck auf sie zukam. Sekunden später endete die Rutsche abrupt, Melissa stolperte nach vorn und landete in den Armen von Patrick.
    »Willkommen!«, sagte er und grinste.
    Neben ihm stand Peter und sah sich um. Sie folgte seinem Blick, und als Patrick sich ebenfalls umwandte und den Strahl seiner Taschenlampe herumwandern ließ, staunte sie.
    Sie befanden sich in einer Kaverne tief unter Sakkara. Es war ein natürliches Gewölbe, eine gewaltige, längliche Blase im Gestein, die sich hier vor ihnen ausdehnte und in der völligen Dunkelheit verschwand. Direkt vor ihnen verlief, glitzernd und unwirklich im Licht der Lampe, das schwarze Band eines Wasserkanals. Er war einige Meter breit und führte der Länge nach durch die Höhle.
    Sie standen auf einem schmalen Sims. Direkt vor ihren Füßen drang das Wasser in einem steten und rauschenden Strom aus dem Stein. Wenige Schritte hinter ihnen lag eine solide Felswand, aus der die Tunnelrutsche hervorkam, durch die sie gekommen waren. Etwas weiter entfernt, ebenfalls in der Wand, aber in mehreren Metern Höhe, erkannten sie drei weitere Öffnungen, die vielleicht ebenfalls mit der Säulenhalle über ihnen verbunden waren. Doch wer auch immer einen dieser Wege genommen hätte, wäre von dort in die Tiefe gestürzt und hätte unweigerlich den Tod gefunden, denn unterhalb der anderen Röhren ragten steinerne Spieße auf, armdick, einen Meter lang und spitz zulaufend. Die skelettierte Leiche eines Mannes stak dort, von den Pfählen durchbohrt und mit ausgestreckten Gliedmaßen.
    »Meine Güte!«, stieß Melissa hervor. »Wie viele Menschen waren vor uns schon hier?!«
    Patrick ging näher an die Leiche heran und beleuchtete sie. Durch die Feuchtigkeit in der Kaverne war sie nicht mumifiziert, sondern weitestgehend verfault. Es schien ein Mann gewesen zu sein, Reste westlicher Kleidung waren zu erkennen, wie sie vor mindestens fünfzig Jahren modern gewesen sein mochten.
    »Vielleicht war er ein Tourist«, sagte Peter. »Oder ein Archäologe? Jemand, der irgendwie die Grabkammer gefunden hat und aus Versehen durch einen der Schächte gefallen ist.«
    »Ganz offensichtlich gab es ja mehr als nur einen Zugang zu der Grabkammer, wie wir gemerkt haben«, sagte Patrick. »Aber an einen Touristen glaube ich nicht. Und ein harmloser Archäologe war das auch nicht.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Peter. »Oder meinen Sie, wegen des Erschossenen, den wir oben schon gefunden hatten?«
    »Nicht nur deswegen ... « Der Strahl der Taschenlampe zuckte zur Seite, so dass eine Waffe sichtbar wurde, die neben dem Toten auf dem Boden lag. »Sondern deswegen! Wissen Sie, was das ist?«, sagte er an Peter gewandt.
    »Eine Pistole?«
    »Nicht irgendeine, Peter. Das hier ist eine Walther P38. Eine Waffe der Nazis aus dem Zweiten Weltkrieg!«
    »Nazis? Sind Sie sicher? Dann läge dieser Mann schon seit über sechzig Jahren hier!« Peter runzelte die Stirn. »Das scheint mir kaum möglich, wie sollte er hierhergekommen sein? Ägypten befand sich damals quasi unter britischem Protektorat! Nun ja, inoffiziell jedenfalls, und Montgomery hat Rommel damals zurückgedrängt. Die Deutschen sind nie bis nach Alexandria oder Kairo vorgedrungen.«
    »Nun, mindestens einer scheint es geschafft zu haben«, bemerkte Patrick.
    »Andererseits«, überlegte Peter, »ist bekannt, dass die Nazis überall auf der Welt nach Relikten und historischen Wurzeln suchten. Sie nannten das Projekt ›Ahnenerbe‹ und versuchten, die Abstammung und die angebliche Überlegenheit der arischen Rasse archäologisch und anthropologisch zu beweisen. Größenwahnsinniger Unfug, aber gut denkbar, dass sie aus ebensolchen Gründen auch auf der Spur der Ägypter waren. Immerhin war auch die Tabula Smaragdina mit einem Hakenkreuz versehen!«
    »Was aber nicht erklärt, wie er es hierhergeschafft hat, durch die Truppenlinien hindurch, mitten im Krieg«, meinte Patrick.
    »Und wenn es so war«, fügte Melissa hinzu, »dann wäre er dabei sicher nicht allein gewesen.«
    »In der Tat«, sagte Peter, »da haben Sie wohl recht.«
    »Vielleicht stoßen wir ja noch auf weitere Überraschungen hier unten!«, meinte Patrick.
    »Nun, das möchte ich nicht hoffen!«, entgegnete Peter. »Und da wir schon bei Überraschungen

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