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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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entlang und hält bestimmte Teile des Bodens im Gleichgewicht. Bei der kleinsten Störung gerät die Konstruktion in Schwingung, der Impuls pflanzt sich fort, und der Fels kippt aus der Nische. Sehen Sie die Schräge dort in der Wand? Der Klotz hatte mit Sicherheit von Anfang an ein so großes Übergewicht, dass eine Kleinigkeit ausreichte, um ihn kippen zu lassen! Eine teuflisch gute Falle.«
    »Ich möchte ja nicht schon wieder schwarzmalen«, sagte Peter mit einem unruhigen Blick auf den Boden unter ihnen, »aber sollten wir uns dann nicht lieber von diesem Sims fernhalten?«
    »Tja, sieht wohl ganz so aus«, überlegte Patrick.
    »Vielleicht sollten wir durch das Wasser gehen«, sagte Melissa.
    »Durch das Wasser?«
    »Nun ja, schließlich berichten die Unterweltsbücher von der Reise über den Fluss der Unterwelt«, erklärte sie. »Ich meine, wenn wir schon eine Unterwelt und einen Fluss finden, dann sollten wir uns vielleicht auch an die Anweisungen halten. Wir haben zwar keine Sonnenbarke, aber ... na ja, was meinen Sie, Peter?«
    »Es klingt logisch«, sagte er. »Und eine bessere Idee habe ich auch nicht. Wir sollten es versuchen, denke ich. Vorausgesetzt, das Wasser ist nicht zu tief.«
    Patrick leuchtete in den Kanal. Das Wasser floss verhältnismäßig schnell, und die Oberfläche erzeugte glitzernde Spiegelungen, aber wenn er den Lichtstrahl fast senkrecht hineinlenkte, war der darunterliegende Steinboden zu sehen.
    »Knietief, würde ich schätzen«, meinte Patrick. »Und da wollen Sie jetzt wirklich hinein, Peter?«
    »Schlimmer, als von einem Menhir erschlagen zu werden, kann es wohl kaum sein. Ich fürchte allerdings, dass ich meine Schuhe danach wegwerfen kann.« Mit diesen Worten setzte er sich auf den Rand des Simses und ließ dann seine Beine in das Wasser gleiten. Tatsächlich reichte ihm das Wasser bis zum Oberschenkel. »Kalt«, sagte er. »Aber es geht. Los, kommen Sie.«
    Patrick und Melissa folgten ihm.
    Sie gingen in Fließrichtung weiter, Patrick vorneweg, Melissa und Peter hinterher. Der Boden war sehr glatt, und durch die Strömung bestand ständig die Gefahr auszurutschen. Der unterirdische Fluss beschrieb sanfte Biegungen, und die Umgebung änderte sich kaum merklich. Die Wände schienen etwas näher zu rücken, der Weg zu ihrer Rechten wurde schmaler, und die Decke senkte sich allmählich herab. Als sie etwa einen Kilometer vorangekommen waren, fiel ihnen auf, dass sich der Wasserspiegel um einige Zentimeter gehoben hatte.
    »Eine dumme Sache«, sagte Patrick, »der Kanal ist hier weniger breit und dafür tiefer. Ich hoffe, das geht so nicht weiter, sonst müssen wir irgendwann schwimmen.«
    »Ich möchte ohnehin bald wieder hier raus«, sagte Peter. »Meinen Sie, dass es wieder sicher wäre, auf dem Sims zu laufen?«
    »Also, ich würde nicht meinen Arsch darauf verwetten«, gab Patrick zurück. »Aber wenn Sie es ausprobieren möchten, dann gern.«
    Sie folgten dem Fluss weitere zehn Minuten, während das Wasser immer weiter anstieg. Nun war es fast hüfthoch, und es wurde zunehmend schwieriger, vorwärtszukommen. Ein Fehltritt wäre folgenschwer gewesen, denn zugleich hatte die Strömung zugenommen und drohte, sie mitzureißen.
    Plötzlich erreichten sie das Ende des Gewölbes. Wie schon in der Säulenhalle zuvor, schälte sich eine Form aus der Dunkelheit, als das Licht der Taschenlampe auf eine steinerne Skulptur traf, die sich aus der Wand direkt vor ihnen erhob. Aber dieses Mal war es keine Sphinx, sondern der überdimensionale Kopf einer gewaltigen Schlange.
    »Apophis!«, rief Peter aus, und im selben Augenblick, rutschte eines seiner Beine weg. Er versuchte, sich an Melissa festzuhalten, glitt aber ab und stürzte. Das Wasser schlug über ihm zusammen. Er richtete sich schnell wieder auf, und brachte seinen Kopf an die Oberfläche, aber während er verzweifelt versuchte, Halt auf der glatten Fläche des Bodens zu finden, schob ihn die Strömung bereits weiter, auf die Wand zu, die vor ihnen das Gewölbe abschloss.
    »Peter!« Patrick schrie auf und hastete hinter ihm her. Da die Strömung immer stärker wurde, und das Wasser nicht einfach an der Wand Halt machte, gab es nur eine Erklärung: Es musste dort unter dem Fels hindurchfließen oder in eine tiefer gelegene Höhle stürzen.
    Patrick stapfte so schnell es ging durch das hohe Wasser, bei jedem Schritt wurde er ein Stück geschoben, und er hoffte, dass nicht auch er noch den Boden unter den Füßen verlor.
    Peter

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