Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
Vom Netzwerk:
weiter von ihrem Einstieg in die Gewölbe der Totenstadt entfernten, hofften sie doch darauf, dass es am Ende des breitesten Weges einen anderen Ausgang gab. Dabei setzten sie die ganze Zeit voraus, dass es sich tatsächlich um einen Weg handelte, während es prinzipiell ebenso gut möglich war, dass die natürlichen Formen der Tropfsteinkavernen ihnen lediglich einen Streich spielten. Aber niemand sprach diesen Gedanken aus.
    Schließlich erweiterte sich der Gang zu einer geräumigen Höhle, größer als jede andere, die sie passiert hatten, seit sie an der Kathedrale zu Beginn ihres Weges vorbeigekommen waren.
    »Ich würde mich gerne einen Moment ausruhen«, sagte Peter und setzte sich auf einen abgerundeten Felsbrocken, der vielleicht der Beginn eines Stalagmits war.
    »Wir können wohl alle eine Pause vertragen«, stimmte Melissa zu und setzte sich ebenfalls auf einen Stein.
    »Ja, ich denke, wir haben unsere Verfolger längst abgehängt.« Patrick, der die Taschenlampe vor einiger Zeit wieder übernommen hatte, leuchtete die Wände um sie herum ab. »Diese Höhle scheint kein Ende zu nehmen«, sagte er dann. »Ich bin ja schon in einigen Tropfsteinhöhlen gewesen, aber die passierbaren Bereiche waren nie so endlos! Das Ausmaß dieser Gänge ist gewaltig. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir bereits die ganze Zeit durch die Reste einer uralten Anlage laufen und dies einmal künstliche Gänge und Räume waren, die durch die Tropfsteine zur Unkenntlichkeit verformt wurden.«
    »Also, ich meine mich zu erinnern«, warf Peter ein, »dass Tropfsteine nur sehr langsam wachsen ... «
    »Das ist mir klar«, sagte Patrick, »etwa einen Millimeter pro zehn Jahre sagt man, also rund einen Meter pro zehntausend Jahre. Aber irgendetwas könnte vielleicht den natürlichen Prozess so sehr beschleunigt haben, dass ... « Dann schüttelte er den Kopf. »Denken Sie daran, wie alt die Probe mit dem eingeschlossenen Artefakt war! Auch wenn es unmöglich scheint, aber ich denke, diese Tropfsteine sind tatsächlich so alt, wie sie aussehen, und was immer sie inzwischen bedeckt und eingeschlossen haben, ist mindestens genauso alt. Reste einer verloren gegangenen Kultur. Lange, bevor es Ägypter gab.«
    Patrick leuchtete weiter umher. Dabei entdeckte er mehrere Gänge, die von der Kammer abzweigten. Anders als bisher war die Entscheidung, wo sie nun weitergehen sollten, nicht mehr so offensichtlich.
    »Wollt ihr hier eine Weile sitzen bleiben?«, fragte Patrick. »Ich würde in der Zwischenzeit ein paar der Gänge auskundschaften, damit wir wissen, wo es weitergeht. Ich nehme aber die Lampe mit. Zehn Minuten, ist das in Ordnung? Ihr könnt euch ja unterhalten.«
    Peter missfiel der Gedanke, ohne jegliches Licht in der Höhle sitzen bleiben zu müssen, aber da antwortete Melissa schon: »Klar, warum nicht. Wir finden schon ein Gesprächsthema, nicht wahr, Professor?«
    »Nun ... ja, sicher, warum nicht«, stimmte Peter widerwillig zu.
    Einen Augenblick später war Patrick mit der Lampe in einem der Gänge verschwunden, und Finsternis senkte sich über sie.
    »Tja, jetzt sitzen wir hier, was, Professor?«, ertönte Melissas Stimme aus der Dunkelheit. »Haben Sie sich schon ausgemalt, was wir wohl finden werden?«
    »Im Augenblick hoffe ich zunächst einmal, dass wir einen Ausgang finden«, antwortete Peter. »Ich muss ehrlich sagen, dass mir bei diesem Abenteuer außerordentlich unwohl ist. Wir sind in diesem gigantischen Labyrinth völlig rettungslos und ohne Ahnung, ob und wie wir hier herauskommen sollen.«
    »Ja, unheimlich ist es schon. Aber im Grunde sind wir bisher nur Spuren und Wegen gefolgt, und die müssen ja irgendwo hinführen, oder? Ich meine, niemand baut einen Kanal ohne Zweck. Oder den Schlangenschädel oder den Eingang über dem Kopf von Apophis. Und außerdem waren da die Thot-Anhänger, die uns gefolgt sind. Die waren ja offenbar auch der Meinung, dass es hier etwas Schützenswertes gibt.«
    »Ihre Zuversicht erinnert mich an Patrick«, sagte Peter. »Es tut gut, Sie so reden zu hören, Melissa, denn ich muss zugeben, dass ich eher ein Mann der Bücher bin. Ich bin unerfahren hier draußen, und diesen Glauben an ein gutes Ende wünschte ich mir auch oft.«
    »Aber Sie haben schon so oft die richtigen Schlüsse gezogen, haben Manuskripte entziffert und die Tabula Smaragdina auf Rhodos gefunden. War das nicht Ihr Verdienst?«
    »Patrick und ich ergänzen uns sehr gut.«
    »Ach, Sie machen sich kleiner, als Sie

Weitere Kostenlose Bücher