Projekt Sakkara
zu.
»Ich bin Melissa, erinnern Sie sich? Wir hatten uns in Hamburg kennengelernt.«
»Selbstverständlich«, entgegnete Peter, während er ihre Hand schüttelte. »Schön, Sie wiederzusehen.«
»Es freut mich so, dass Sie tatsächlich gekommen sind! Hallo Mister ... Ne ... Nevroy, richtig?«
»Fast. Patrick wäre mir aber lieber.«
»Okay ... « Melissa lächelte unbeholfen und verschränkte dann die Hände, während sie auf den Fußspitzen wippte. »Also, wie gefällt Ihnen das Museum?«
»Wir sind gerade erst gekommen«, erklärte Peter, »und wollten uns eben Echnaton angucken.«
»Oh, tatsächlich? Den Ketzerpharao? Da haben Sie sich aber etwas ganz Besonderes ausgesucht. Wussten Sie, dass ... ach, natürlich wussten Sie das, wie dumm von mir. Sie wissen sicherlich alles über diese Sachen hier, oder?«
»Es gibt da bestimmt noch das ein oder andere Neue zu entdecken«, sagte Patrick freundlich, indem er ihre Bluse taxierte.
»Wirklich?«, erwiderte sie lächelnd. »Dann bist du ja vielleicht gar nicht so erfahren, wie ich dich eingeschätzt hatte.«
»Autsch!«
»Vielen Dank für das Angebot, Mrs. Joyce«, sagte Peter, der seinen Blick umherschweifen ließ. »Ein anderes Mal gerne, aber wir wollten uns erst einmal selbst umsehen.«
»Ja, sicher, das verstehe ich. Nun, ich habe noch eine Führung vor mir. Wenn Sie sich nicht anschließen möchten, sehen wir uns vielleicht nachher wieder?«
»Also ich komme gerne mit«, sagte Patrick und fügte mit einem Blick auf Peter hinzu: »Falls das in Ordnung ist?«
Peter nickte. »Warum nicht, dann müssen Sie sich nicht meine Vorträge anhören.«
»Prima«, sagte Melissa. »Dann wird der Rundgang vielleicht nicht ganz so trocken. Wir sind etwa eine Stunde unterwegs. Wir warten danach in der Cafeteria auf Sie, Professor, ja?«
»Gut.«
»Also, dann bis gleich.« Sie wandte sich an Patrick. »Komm mit, wir fangen da vorne an.«
Patrick und Melissa gingen wieder zum Eingang und ließen Peter im Saal zurück.
»Hält er wirklich so viele Vorträge?«, fragte sie den Franzosen.
»Er untertreibt.«
Sie lachte auf. »Tatsächlich? Ja, er ist wohl ein echter Professor, was? So voller Wissen ... Ich habe ein paar seiner Publikationen gelesen und finde ihn großartig.«
»Ja, er erstaunt mich auch immer wieder. Und du? Was hat dich hierherverschlagen? Wie hast du den Job im Museum bekommen?
»Weil ich noch so jung bin?«
»Na ja, ich meine ... «
»Ist schon in Ordnung«, sie winkte ab. »Ich weiß, die Leute halten mich immer für zu jung dafür. Aber ich habe mal Geschichte und Ägyptologie in Oxford studiert.«
»Das klingt, als wäre es eine Ewigkeit her.«
»Ist es auch! Ich bin schon zwei Jahre hier!«
»Ach so! Ja, das ist natürlich eine halbe Ewigkeit.«
»Mach dich nicht lustig. Ich habe mehr über dieses Museum und seine Stücke gelernt, als manch anderer, der hier arbeitet. Weißt du, die meisten plappern bloß das nach, was auch in jedem Reiseführer steht, aber sie kennen kaum Hintergründe. Oh, siehst du: Da stehen schon ein paar Touristen und warten.«
Melissa ging auf die kleine Gruppe zu, die sich versammelt hatte. Plötzlich war ihre jugendliche Vertrautheit einer überraschenden Professionalität gewichen.
»Anybody here for an English tour? I'll be leading a tour in English. Anybody?«
Einige Hände hoben sich sofort, zwei andere Touristen sahen sich fragend an und meldeten sich dann zögerlich.
»Do you understand English, too, Sir? There will be a German tour guide Coming as well. Deutsch? Français?« Die beiden schüttelten den Kopf. »Okay, very well. I will try to speak slowly. lf there is anything you don't understand, just let me know.«
Melissa wartete noch einen Augenblick, ob sich weitere Touristen einfanden. Als sich niemand mehr der Gruppe anschloss, hob sie die Arme und begann.
»Welcome to the Egyptian Museum in Cairo. For the next hour I will be your tour guide. I will be telling you all about the three thousand year old history of ancient Egypt and introduce you to some of the most remarkable archeological artifacts ever found, including the magnificent treasure of Tutankhamen ... «
Patrick hörte ihr nur mit einem Ohr zu und ging im Strom der Gruppe mit. Sie ist außerordentlich hübsch, stellte er fest. Eigentlich hatte er sich nie nach rothaarigen Frauen umgedreht, aber in Melissa mischte sich eine junge, erfrischende Naivität mit einer Ausstrahlung von anzüglicher Offenheit. Sie irritierte ihn auf
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