Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
Vom Netzwerk:
Blech kam darunter zum Vorschein. Er mochte nicht daran denken, wie verrostet ihr Inneres war, und was sich darin befand, wollte er ebenfalls nicht wissen.
    »Makes you strong!«, munterte der Alte ihn auf, und deutete erst auf seine Arme, dann auf seinen Brustkorb und schließlich auf seinen Schritt. Dabei lachte er und entblößte sein Zahnfleisch.
    James nickte freundlich und schraubte die Flasche auf. Ein intensiver Geruch stach ihm in die Nase, zweifelsohne ein destillierter, hochprozentiger Schnaps. Wahrscheinlich einer der Sorte, wie man ihn auf der ganzen Welt aus allem brannte, was dafür geeignet war. Oder auch ungeeignet. In den Weiten Sibiriens brannte man sich sogar Holzschnaps, hatte er sich erzählen lassen. Und wenn man danach pinkeln ging, scherzten die Veteranen gern, musste man aufpassen, dass man sich mit dem Urin keine Löcher in die Schuhe brannte. Derart zerstörerische Kräfte mutete er dem Gebräu in seinen Händen zwar nicht zu, aber selbst ein nur leicht benebelter Verstand war das Letzte, was er für sein Vorhaben gebrauchen konnte. Daher setzte er die Flasche nur an und tat so, als tränke er. Er spürte das Brennen des Alkohols auf seinen Lippen, aber er ließ nichts von der Flüssigkeit in seinen Mund gelangen. Stattdessen setzte er die Flasche ab und belohnte den Fischer mit einem erschrockenen Einatmen und einem abschließenden Hustenanfall, so dass sich der Alte zufrieden lächelnd wieder nach vorne wandte.
    Eine Stunde später legten sie an. Sie hatten einen Anlegeplatz im Fischerhafen der Hauptstadt gewählt. Wie er erwartet hatte, erregte das kleine Boot zwischen der Vielzahl anderer, zum Teil schrottreifer Kähne keinerlei Aufsehen. So konnte er unerkannt vom Pier, an dem es nach Motoröl und verdorbenem Fisch stank, durch einige schlecht beleuchtete Gassen bis zu einem der kleineren Tore der Innenstadt gelangen. Ein italienischer Soldat stand dort, rauchte und unterhielt sich mit zwei Frauen, die einige Meter von ihm entfernt im Licht einer Laterne warteten.
    James blieb mit einigem Abstand stehen und beobachtete das Tor. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass der Mann ihn gar nicht beachten würde, aber das Risiko, nach einem Ausweis gefragt zu werden, durfte er nicht eingehen. Während er über alternative Wege in die Stadt nachdachte, näherte sich eine Gruppe junger Männer, die sich auf Türkisch unterhielten. Sie waren sicher nicht gut auf die Besatzer zu sprechen und konnten ihm vielleicht helfen.
    Noch während sie außer Sichtweite des Tors waren, gesellte James sich zu ihnen. Er verständigte sich mit Händen und Füßen, und nachdem ihnen klar wurde, dass er Engländer war, verstanden sie sein Anliegen schnell. Sie zogen eine Flasche Rotwein hervor und integrierten ihn in die Gruppe, als hätte er schon immer dazugehört.
    In scheinbar weinseliger Laune und ohne die Wache eines Blicks zu würdigen, ganz so, als sei es das Alltäglichste der Welt, täglich an ihr vorbeizuspazieren, gingen sie mit James in ihrer Mitte durch das Tor. Die Wache drehte sich kurz um, erkannte die Gruppe der Männer und wandte sich wieder ab.
    Einige Straßen weiter lachten sie laut auf, klopften sich und ihm auf die Schulter, drangen darauf, dass er die Flasche behalten und trinken solle, verabschiedeten sich dann und waren bald in den Gassen verschwunden.
    James hatte es geschafft! Nur wenige hundert Meter von ihm entfernt befand sich der Palast, und er konnte sich in aller Ruhe überlegen, wie er hineingelangen würde.
     
    3. Oktober 2006, Guardner Residence, Kairo
     
    Als Peter und Patrick am späten Nachmittag zur Villa zurückkehrten, fanden sie Oliver Guardner auf der Terrasse vor, wo er einen Tee trank und eine Zeitung mit arabischen Schriftzeichen las. Als er die beiden bemerkte, sah er auf.
    »Gentlemen! Hatten Sie Erfolg?«
    »Leider nur wenig«, entgegnete Peter. »Das Museum ist allerdings herausragend.«
    »Das ist es tatsächlich. Umso mehr tut es mir leid, dass es Ihnen nicht geholfen hat.«
    »Ich werde mich noch intensiver mit den Unterlagen Ihres Vaters auseinandersetzen«, sagte Peter. »Vielleicht finde ich dort den Schlüssel. Irgendwelche Dokumente oder Aufzeichnungen, die ich bisher nicht beachtet hatte.«
    »Nun«, überlegte Guardner, »da ist auch noch ein gerahmtes Manuskript in seinem Schlafzimmer. Vielleicht sagt Ihnen das etwas? Es schien ihm recht wichtig gewesen zu sein. Es ist allerdings auf Latein, aus dem Mittelalter, nicht aus dem Altertum.«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher