Projekt Sakkara
zweitens ist mir einfach nur Melissa lieber.«
»Ich werde mich bemühen, daran zu denken.«
»Waren Sie denn erfolgreich beim alten Echnaton?«, fragte Patrick.
»Es war alles höchst interessant«, gab Peter zurück. »Immerhin ist das hier die größte Sammlung ägyptischer Artefakte der Welt. Einzigartig! Aber ich weiß schon, was Sie meinen. Ob ich etwas gefunden habe, was uns weiterhilft? Ich fürchte, nein. Aber ich werde mir heute Abend noch mal die Bibliothek Guardners vornehmen. Es muss einfach einen Hinweis dort geben.«
»Was suchen Sie denn?«, fragte Melissa. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen?«
Peter sah sie einen Moment unschlüssig an. »Noch nicht, danke schön«, sagte er dann. »Noch sind zu viele Fragen offen. Aber vielleicht ein anderes Mal.«
»Sagen Sie mir nur Bescheid. Ich weiß so gut wie alles über dieses Museum und habe auch einige ganz gute Kontakte in Kairo.«
»Danke sehr.«
»Da ist aber noch etwas, das Sie sich ansehen sollten, Peter«, sagte Patrick und wandte sich dann an Melissa. »Darf ich?«, fragte er und deutete auf ihre Kette. Bereitwillig strecke sie ihren Hals nach vorn, so dass Patrick den Anhänger ergreifen und ihn leicht hervorziehen konnte. »Haben Sie das schon mal gesehen?«
Peter sah kurz hinüber, setzte dann seine Brille auf und beugte sich näher an das Schmuckstück. »Oh!«, entfuhr es ihm. »Das ist ... ein schönes Stück.«
»Kennen Sie das Zeichen?«
»Nein, ich kenne es nicht.« Er lehnte sich wieder zurück.
»Haben Sie das Auge darauf gesehen? In der Pyramide?«
»Ja, habe ich.«
»Und?«, beharrte Patrick. »Finden Sie das nicht erstaunlich?«
»Nicht sehr, nein. Und um ehrlich zu sein, ich würde jetzt gerne zurück in die Residenz.«
»Oh, wie schade. Wirklich?« Melissa sah vom einen zum anderen.
»Wir werden uns sicher in den nächsten Tagen noch einmal über den Weg laufen«, sagte Peter und stand bereits auf.
Patrick, irritiert von Peters plötzlicher Eile, erhob sich ebenfalls. Er wandte sich noch einmal an Melissa. »Sehen wir uns heute Abend?«
»Ich hole dich um neun hier vor dem Museum ab. Das wird das Einfachste sein.«
»Gut. Bis dann!«
»Auf Wiedersehen, Melissa«, sagte Peter.
»Bis bald!«
Sie verließen das Gebäude und traten hinaus in die drückende Spätnachmittagssonne auf dem Vorplatz des Museums.
»Was sollte das denn?«, fragte Patrick ungehalten, nachdem sie sich ein paar Schritte entfernt hatten. »Wir können sie doch nicht plötzlich so sitzen lassen.«
»Sie sollten sich von ihr fernhalten.«
»Wie bitte?! Was geht Sie das an?«
»Mal abgesehen davon, dass wir nicht zum Vergnügen hier sind ... «
»Ich bin eben eine Stunde lang mit hässlichen Menschen durch das Museum gelatscht, habe versucht, etwas zu lernen, und musste mich dabei von paranoiden UFO-Gläubigen vollquatschen lassen. Das war wirklich kein Vergnügen!«
»Wie paranoid Melissa selbst ist, können Sie vielleicht noch gar nicht absehen.«
»Wie kommen Sie denn darauf? Sie ... « Patrick stockte. »Meinen Sie den Anhänger an ihrer Kette?«
Peter sah ihn nur an.
»Was ist damit?«, fragte Patrick nach.
»Der Anhänger ist nicht irgendein Anhänger. Es ist das Symbol einer Sekte.«
Patrick verstummte.
»Ich zog es vor«, sagte Peter, »mich nicht in der Cafeteria darüber auszubreiten.«
»Also gut ... « Der Franzose kramte kopfschüttelnd eine zerknitterte Zigarettenpackung aus seiner hinteren Hosentasche, bugsierte eine Zigarette heraus, bog sie gerade und zündete sie sich an. Dann setzte er sich auf die Teichumrandung. »Dann schießen Sie mal los, Professor.«
»Die Sekte nennt sich Ordo Templi Mysteriorum Aegyptiorum oder kurz O.T.M.A. Sie wurde irgendwann Ende des neunzehnten Jahrhunderts gegründet. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde Aleister Crowley aufgenommen, und der modellierte den Orden nach seinen Leitsätzen um.«
»Der Aleister Crowley? Dieser Satanist?«
»Selbst Sie haben von ihm gehört.«
»Na ja, eher den Namen.« Er stieß eine Rauchwolke aus. »Aber keine Details.«
»Seien Sie froh.«
»Und was ist jetzt so schlimm an der Sekte?«
»Vermutlich werden Sie statt Schwarzer Messen und Menschenopfern eher Räucherstäbchen und Tantra-Sitzungen vorfinden, aber ich jedenfalls würde von einer Frau, die dort Mitglied ist, die Finger lassen!«
»Tantra? Ist das nicht diese Gruppensex-Meditation?« Patrick grinste.
»So ähnlich«, gab Peter lächelnd zurück. »Vorzugsweise mit bärtigen
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