Projekt Sakkara
und sah vorsichtig zwischen den metallenen Streben der Scheibe hindurch nach draußen. Er musste sich orientieren. Seine Angst, dabei gesehen zu werden, erwies sich als unbegründet, denn sein Blick führte direkt in den Graben, der den Palast umgab. Auf der gegenüberliegenden Seite erhob sich die hohe, äußere Stadtmauer, die die Altstadt und damit auch den Palast umgab. Er befand sich jetzt nur noch ein Stockwerk über dem Erdgeschoss und auf gutem Weg zu den Kellern und den Untergeschossen. Und dort irgendwo hoffte er, endlich fündig zu werden.
Etwas Unbestimmtes sagte ihm, dass er hier unten allein war.
Er überlegte, was sich wohl hinter den vielen Türen befand, an denen er entlangging, und spielte einen Augenblick mit dem Gedanken, eine der Türen zu öffnen, um zu sehen, was sich dahinter verbarg. Bei der letzten Tür blieb er stehen und streckte die Hand zur Klinke aus.
In diesem Augenblick war von innen das Geräusch einer Klospülung zu hören.
Entsetzt zog James seine Hand zurück. Verdammt! Schnell! Er machte zwei hastige Schritte zurück und trat in den Saal. Wenn das ein Wachsoldat auf der Toilette war, dann gab es in der Nähe sicherlich noch einen zweiten. Er sah sich um, aber der Saal war bis auf einige antike Möbel leer.
Gegenüber, direkt neben einem Stuhl, entdeckte James eine unscheinbare Tür. Er hetzte auf die andere Seite des Saals und hoffte, dass die kleine Tür nicht verriegelt war.
Erneut war das Glück auf seiner Seite. Die Tür ging auf, und James schlüpfte hindurch. Im gleichen Moment hörte er auch schon, wie der Mann die Toilette verließ. Er konnte nur hoffen, dass er so sehr mit sich selbst beschäftigt war, dass er nichts bemerkte.
James drehte sich um. Es war stockfinster. Er war in einer Abstellkammer gelandet! Er stieß einen stummen Fluch aus. Wie um alles in der Welt sollte er es in diesem Tempo noch bis in die Keller schaffen, und wie hatte er sich seine Suche dort unten vorgestellt?
Er trat dicht an die Tür und versuchte, etwas zu hören. Stattdessen sah er einen Lichtschein, der durch das Schlüsselloch in die Kammer fiel. Er spähte hindurch und fluchte ein zweites Mal. Der Mann hatte offenbar auf einem Stuhl neben seiner Tür Platz genommen.
Jetzt saß er in der Falle. Ohne jeden Ausweg musste er hier warten, bis der Mann irgendwann aufstand. Und wenn er Pech hatte, war das ein fester Wachposten, der erst im Morgengrauen seinen Platz verlassen würde.
James ließ sich resigniert zu Boden sinken. Er konnte nichts weiter tun, als sich ruhig verhalten und warten. Vielleicht ruhte sich der Mann ja nur ein bisschen aus.
Aber einige Minuten später drangen gleichmäßige Schnarchgeräusche durch die Tür.
4. Oktober 2006, Diagoras International Airport, Rhodos
»Das kann ich kaum glauben«, sagte Patrick, als sie durch die Ankunftshalle ins Freie traten. »Dass Sie noch nie auf Rhodos waren!
»Umso mehr freue ich mich, dass sich jetzt die Gelegenheit dazu ergibt.«
»Vermutlich wissen Sie trotzdem mehr über die Insel als ich, was?«
»Vermutlich.«
»Tun Sie mir trotzdem einen Gefallen?«
»Um was geht es denn?«
»Ich frage Sie, wenn ich etwas wissen will, einverstanden?«
Peter lachte auf. »Gut, dann schlage ich vor, dass wir uns eine Unterkunft suchen und uns dann einen gemütlichen Abend machen.«
»Professor, langsam entwickeln Sie sich in die richtige Richtung!«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Kompliment sein sollte«, gab Peter zurück und schmunzelte. Er sah sich nach einem Taxi um.
Es war noch angenehm warm, weit über zwanzig Grad, und das, obwohl es schon später Nachmittag war. Zahllose Touristen strömten an ihnen vorbei und wurden auf ein halbes Dutzend Reisebusse verteilt.
Patrick irrte scheinbar ziellos zwischen parkenden Autos herum und winkte dann. Das Taxi war alles andere als neu, und die Sicherheitsgurte waren vollständig herausgezogen und lose. Peter wurde es mulmig zumute, aber Patrick schien sich nicht am Zustand ihres Wagens zu stören. Er kurbelte sein Fenster herunter, legte einen Ellenbogen nach draußen und genoss die Fahrt.
Sie waren etwa eine Viertelstunde unterwegs, bis sich die Straße aus einem staubig aussehenden Städtchen herauswand und zu einer Uferstraße wandelte, die an Palmen, Stränden und mehrstöckigen Hotelbauten vorbei zur Nordspitze der Insel führte. Schließlich fuhren sie einen großen Bogen, und vor ihnen eröffnete sich der Blick auf die Stadt Rhodos. Patrick wechselte einige
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