Projekt Wintermond
Geschehen und schrie plötzlich los.
»Das war nicht besonders klug von Ihnen, Jennifer«, sagte Kelso. »Ihr Bruder ist ja ganz durcheinander, der arme Kerl. Setzen Sie sich.« Er stieß sie auf den Stuhl. Jennifer nahm Bobby in die Arme.
»Geben Sie mir den Schlüssel«, befahl Kelso.
Jennifer öffnete ihre Handtasche und reichte ihm den kleinen silbernen Schlüssel. Kelso betrachtete ihn, warf ihn in die Luft und ließ ihn auf den Tisch fallen. »Kaum zu glauben, dass so ein kleiner Schlüssel so viel Ärger machen kann.«
»Was wollen Sie von mir?«, fragte Jennifer trotzig. »Ich weiß nicht, wo die Kassette ist.«
Kelso zog lächelnd die Pistole aus der Tasche und schraubte einen schwarzen Schalldämpfer auf den Lauf.
»Schade. Dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.«
82
»Wir haben die ganze Zeit geglaubt, Sie würden uns etwas vorenthalten«, fuhr Kelso fort. »Leider haben wir es trotz unserer zahlreichen kleinen Tricks nicht geschafft, Ihre Zunge zu lösen. Vielleicht haben Sie uns doch die Wahrheit gesagt.«
Er legte die Pistole auf den Küchenschrank und faltete die Hände. »Die Kassette ist mit Sicherheit irgendwo auf diesem Grundstück. Wissen Sie, warum ich das glaube? Vor zwei Jahren habe ich in jeder New Yorker Bank nachgeprüft, ob Ihre Eltern irgendwo ein Schließfach haben. Das war nicht der Fall. Und was sagt mir das? Entweder hat Ihr Vater die Kassette weggeworfen, oder er hat sie versteckt. Ich an seiner Stelle hätte etwas so Wertvolles an einem sicheren Ort untergebracht – ganz in meiner Nähe. Was meinen Sie, Jennifer? Stimmen Sie mir zu?«
»Ich weiß wirklich nicht, wo mein Vater…«
Kelso hämmerte die Faust auf den Tisch. Jennifer verstummte erschrocken. »Strengen Sie Ihren Grips an, verstanden? Sollte Ihnen nach unserer netten Unterhaltung nichts einfallen, erschieße ich Ryan. Anschließend verpasse ich Bobby eine Kugel in den Kopf. Und Sie sind dann als Letzte dran. Drei Kugeln, und alles ist vorbei. Doch wenn Sie mir helfen, die Kassette zu finden, lasse ich Ryan und Bobby vielleicht am Leben. Kapiert?«
»Sie lügen! Sie werden uns alle töten.«
Kelso spielte versonnen mit der Pistole. »Okay. Sie haben die Wahl zwischen einem langen, schmerzhaften Todeskampf und einem schnellen Tod. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. Sie wollen Ihrem Bruder Bobby doch sicher unnötige Qualen ersparen, oder?«
Bobby stieß einen lauten Schrei aus. Jennifer drückte ihren Bruder verzweifelt an sich. Sie konnte nichts für ihn tun.
Kelsos blaue Augen starrten sie ungerührt an. »Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Ja…«, sagte Jennifer stockend.
Kelso erhob sich. »Gut. Übrigens ist mir noch etwas Wichtiges eingefallen, das alle vergessen haben. Jeder hat es übersehen. Fragen Sie mich, was es ist.«
»Was . was ist es?«, fragte Jennifer.
Kelso drückte den Lauf der Waffe auf Bobbys Schläfe.
»Niemand hat Ihren Bruder je gefragt, wo die Kassette sein könnte. Was meinen Sie? Ob Bobby etwas weiß?«
Bobby krümmte sich und suchte Schutz in den Armen seiner Schwester. »Bitte, tun Sie ihm nichts…«, flehte Jennifer.
Kelso schürzte nachdenklich die Lippen. »Okay. Fragen Sie Bobby, ob er was weiß. Vielleicht fällt ihm etwas ein, wenn er nicht bedroht wird. Nick und ich lassen Sie allein, damit Sie in Ruhe plaudern können. Okay?«
»Ja«, sagte Jennifer leise.
Kelso ließ die Waffe sinken und wandte sich an Staves.
»Wo ist ihr Handy?«
»Hat sie verloren.«
»Funktioniert das Telefon im Haus?«
»Nein.«
»Liegen in den Schubladen Küchenmesser?«
»Nein.«
»Gut.« Kelso nickte Staves zu. Sein Komplize zündete sich eine Zigarette an, öffnete die Küchentür zum Garten und trat hinaus. Der Wind zerzauste sein Haar. Staves schlug den Jackenkragen hoch und ging vor dem Fenster auf und ab, paffte wütend an der Zigarette und spähte durchs Küchenfenster auf die Gefangenen.
Kelso öffnete die Tür zur Diele. Bevor er hinausging, warf er den dreien einen grimmigen Blick zu. »Nick lässt Sie nicht aus den Augen. Ich warte im Korridor. Die Vorder- und Rückseite des Hauses werden ebenfalls bewacht. Sie kommen hier nicht lebend raus. Also bleiben Sie schön artig am Tisch sitzen und rühren Sie sich nicht von der Stelle. Sollten Sie einen Fluchtversuch unternehmen oder um Hilfe schreien, werden Sie den morgigen Tag nicht erleben. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
Kelso schaute auf die Uhr. »Ich gebe Ihnen zehn Minuten, keine Sekunde länger.
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