Projekt Wintermond
später heulte ein Motor auf. Ein Wagen fuhr in die Einfahrt. Staves zog sich einen Stuhl heran, drehte ihn herum und setzte sich.
»Wer sind Sie eigentlich? Was wollen Sie von mir?«, fragte Jennifer. Sekunden später hörte sie Schritte vor der Tür.
Staves hob die Hände. »Ganz ruhig. Sie werden es gleich erfahren.«
81
Die Küchentür wurde geöffnet. Mark trat ein, gefolgt von Kelso. Er drückte Mark die Mündung einer Pistole in den Rücken.
Jennifer wurde blass. Fassungslos beobachtete sie die Ankömmlinge.
»Setzen Sie sich. Na los!«, sagte Kelso zu Mark, knallte die Tür zu und wandte sich an Jennifer. »Sie haben meinen Partner ja schon kennen gelernt. An Nick ist ein Schauspieler verloren gegangen, nicht wahr? Wenn es gilt, andere zum Narren zu halten, gibt es bei der CIA keinen Besseren.«
Staves grinste. »Wie hat Ihnen meine Vorstellung gefallen? Mir ist nur ein einziger Fehler unterlaufen. Die Idee mit dem Bremsschlauch war zwar nicht schlecht, aber die Bremsflüssigkeit sickerte langsamer heraus, als ich vermutet hatte. Eigentlich sollten die Probleme mit den Bremsen Sie kurz nach Verlassen des Hotels zum Anhalten zwingen. Ich wollte den edlen Ritter spielen, der Ihnen zu Hilfe eilt, und mit der dämlichen Geschichte, jemand würde Ihnen nach dem Leben trachten, Ihr Vertrauen erlangen. Tja, aber dann musste ich Ihren Wagen rammen, um Ihnen das Leben zu retten. Letztendlich hat alles doch ganz gut geklappt.«
»Die Bombe in der Leichenhalle, der Mord an Caruso und seiner Frau und die Morde an den Mönchen gehen auf das Konto dieser feinen Herren«, sagte Mark zu Jennifer. »Diese blutigen Inszenierungen dienten einzig und allein dazu, von ihrer Mitschuld am Tod deines Vaters abzulenken.«
An Kelso gewandt, fuhr Mark fort: »Ihr Motiv war Geldgier. Und Staves? Warum hat er es getan?«
»Sagen wir mal so: Ihm gefiel meine Rentenvorsorge besser als die von Vater Staat«, erwiderte Kelso mit einem breiten Grinsen. »Ihr Freund ist ein heller Kopf«, sagte er dann zu Jennifer. »Das muss man ihm lassen. Er hat alles durchschaut.«
»Wer sind die anderen Männer, die hinter uns her waren und die Bobby entführt haben?«, fragte Jennifer.
»Gekaufte Killer. Das Gute am Job bei der CIA ist, dass man die Besten in der Branche kennt. Profikiller, die für Geld alles tun. Der Bursche, den Sie aus dem Zug gestoßen haben, hatte leider Pech. Er sollte Ihnen nur Angst einjagen, wollte es aber zu gut machen. Hätte er besser aufgepasst, würde er noch leben.«
»Warum haben Sie Jennifer gejagt und Staves gleichzeitig auf sie angesetzt, damit er den Beschützer mimt?«, fragte Mark.
»Ein alter CIA-Trick. Zuerst inszeniert man eine lebensgefährliche Situation, und dann rettet man der Zielperson das Leben. Wenn man Glück hat, vertraut sie ihnen anschließend blind und offenbart ihnen sogar ihre Geheimnisse«, erklärte Kelso. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Das war der Plan. Staves sollte Jennifers Vertrauen erlangen. Sie sollte ihn als ihren Beschützer und Freund betrachten, der sie aus jeder Gefahr rettet. Das Täuschungsmanöver brachte uns sogar einen Schritt weiter, indem wir die Spur zu Vogel fanden. Auf diese Weise erfuhren wir von der Existenz der Kassette, und was aus Lazar und March geworden war. Ein erstklassiger Plan, wenn Sie mich fragen.«
Jennifer starrte Kelso an. »Was ist mit Frank McCaul geschehen?«
»Der Bursche musste sterben. Ebenso wie sein Sohn Chuck. Sein inszenierter Unfall war eine große Hilfe für unseren Plan.«
»Sie sind ein niederträchtiger Bastard, Kelso«, stieß Jennifer verächtlich hervor.
Er lachte. »Und bald bin ich ein sehr reicher Bastard.«
»Sie haben meine Mutter umgebracht und auf Bobby geschossen.«
Kelso warf Staves einen Blick zu. »Haben Sie es ihr gesagt?«
Staves nickte. »Ja, sie weiß, dass wir ihrem Daddy mit Lazars Hilfe eine Falle gestellt haben.«
»Es ist leider alles wahr«, sagte Kelso gelassen. »Nehmen Sie es nicht persönlich. Uns ging es nur um das Geld.«
Jennifers blinder Zorn auf Kelso ließ sie jede Beherrschung verlieren. Sie stürzte sich wutentbrannt auf ihn, doch gegen den CIA-Agenten hatte sie keine Chance. Er ergriff ihr Handgelenk und riss ihr brutal den Arm auf den Rücken. Mark sprang vom Stuhl auf und packte Kelso am Kragen.
»Das würde ich an Ihrer Stelle bleiben lassen«, sagte Staves und richtete seine Waffe auf Marks Kopf.
Bobby verfolgte mit vor Angst weit aufgerissenen Augen das
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