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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Wenn die Kassette bis dahin nicht aufgetaucht ist, erschieße ich einen nach dem anderen. Bobby ist als Erster fällig.«
    83
    Der Wind heulte um das Haus. Jennifer blickte auf die Bäume im Garten, die sich im Sturm bogen. Kelso verließ die Küche und schlug die Tür hinter sich zu. Staves, der im Garten auf und ab schritt, warf bedrohliche Blicke durchs Fenster.
    »Es tut mir Leid, Jennifer«, sagte Mark. »Ich wollte dir nur helfen.«
    Jennifer legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Du brauchst mir nichts zu erklären.«
    »Ich hätte besser aufpassen müssen.«
    »Lass uns nicht darüber reden. Das ist jetzt unwichtig.«
    Mark ließ den Blick durch die Küche schweifen. »Sind wirklich keine Messer in den Schubladen?«, fragte er.
    »Gibt es hier nichts, was ich als Waffe benutzen könnte?«
    »Nein. Ein paar Monate nach dem Blutbad habe ich das Besteck und die Küchengeräte weggeworfen.«
    Mark drehte sich zu dem kleinen Feuerlöscher an der Wand um. Daneben befand sich eine Tür. »Was ist hinter dieser Tür?«, fragte er.
    »Die Vorratskammer.«
    »Der Feuerlöscher ist zu sperrig. Den kann man schlecht verstecken. Ich brauche etwas Kleineres . einen scharfen Gegenstand, den ich als Waffe benutzen kann.«
    »Mir fällt nichts ein«, sagte Jennifer. Bobby drückte ihre Hand, und unwillkürlich dachte sie an Kelso. Was ist das für ein Mensch, der auf ein hilfloses Kind schießt? Der einem Jungen ohne Skrupel eine Kugel in den Rücken jagt und ihn zum Krüppel macht? Der aus Geldgier eine ganze Familie zerstört? Hätte jetzt Jennifer eine Waffe gehabt, hätte sie Kelso und Staves getötet, ohne Gewissensbisse zu verspüren.
    Tränen traten ihr in die Augen. Mark strich ihr über die Schulter. »Bobby will dir etwas sagen.«
    Jennifer hob den Blick. Bobby verständigte sich in der Zeichensprache mit ihr. Sie runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht, Bobby. Sag es noch einmal.«
    Bobby wiederholte seine Botschaft.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Mark ungeduldig.
    »Er hat ein bisschen Angst.«
    »Ein bisschen?«
    Bobby fügte ein paar Zeichen hinzu. Jennifer übersetzte: »Nein, große Angst.«
    »Willkommen im Club«, sagte Mark und legte Bobby eine Hand auf die Schulter.
    Jennifer musterte ihren Bruder. Seine Augen waren vom Weinen gerötet. »Ich weiß jetzt, was Dad zugestoßen ist und warum Mom getötet wurde«, sagte Jennifer betrübt. »Ich werde dir alles erklären, Bobby, aber im Augenblick haben wir keine Zeit dafür. Die Männer, die uns bedrohen, meinen es ernst. Das weißt du doch, Bobby, nicht wahr?«
    Bobby nickte und fragte Jennifer in der Zeichensprache: Haben sie Mom und Dad ermordet?
    Jennifer fiel die Antwort unendlich schwer. »Ja«, erwiderte sie.
    Bobby ließ die Hände sinken.
    »Hast du verstanden, was die Männer gesagt haben, Bobby? Sie werden uns töten, wenn wir ihnen nicht sagen, wo die Kassette versteckt ist.«
    Bobby nickte. Jennifer rieb sich die Augen. »Weißt du, von welcher Kassette ich spreche, Bobby? Es war eine Kassette für Wertsachen. Sie gehörte Dad.«
    Ihr Bruder zog die Stirn in Falten. Vermutlich wusste er gar nicht, wovon sie sprach. Ob er die Kassette je gesehen hatte, stand in den Sternen. Dann bewegte Bobby langsam die Hände. Jennifer drehte sich zum Kühlschrank um.
    »Was ist?«, fragte Mark. »Was sagt er?«
    »Er glaubt, unter dem Kühlschrank könnte ein Küchenmesser liegen.«
    »Wie kommt er darauf?«
    »Es ist vor Jahren darunter gerutscht. Unsere Mutter kam nicht heran, und später hat sie nicht mehr daran gedacht.«
    Marks Blick wanderte vom Kühlschrank zum Fenster. Staves schritt im Garten auf und ab. Den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke. Dann setzte der Agent seinen Kontrollgang fort.
    »Ein Messer ist immerhin etwas«, sagte Mark, »aber eine Waffe wäre besser. Haben deine Eltern keine Schusswaffe im Haus?«
    »Nein«, sagte Jennifer. »Sie konnten Waffen nicht ausstehen.«
    »Wenn wir nur auf die andere Straßenseite könnten! Im Haus meiner Eltern müsste ein Revolver versteckt sein. Mein alter Herr hat ihn immer in seinem Schreibtisch neben dem Bett aufbewahrt. Wenn keiner die Waffe weggenommen hat, müsste sie noch da sein.«
    Mark verstummte, als Bobby sich erneut per Zeichensprache zu Wort meldete. Jennifer wurde blass. »Bist du sicher?«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Mark.
    »Er hat eine Idee, wo die Kassette sein könnte.«
    84
    Als Garuda nach Bobbys Entführung auf dem Parkplatz des Cauldwell-Pflegeheims in seinen

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