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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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gepresst, in der anderen das blutverschmierte Messer.
    »Nein!«
    Noch vierzig Meter bis zur Tür.
    Das Nachthemd rutschte Jennifer zwischen die Beine und behinderte ihren Lauf.
    Zwanzig Meter.
    Der Regen nahm ihr die Sicht. Sie hörte schnelle Schritte hinter sich, wagte es aber nicht, einen Blick über die Schulter zu werfen. Er wird mich töten! Zehn Meter.
    Jennifer rannte die Treppe zur Veranda hinauf.
    Sie schlug mit den Fäusten wild gegen die Tür und schrie. »HILFE! O GOTT! HELFT MIR! ER WIRD MICH TÖTEN. BITTE!« Dann schwanden ihr die Sinne.

    Sie erwachte im Einbettzimmer eines Krankenhauses. Jemand hatte das Fenster geöffnet. Die Vorhänge wogten im Wind. Ein Mann betrat den Raum. Er war Ende fünfzig, attraktiv, gepflegt, mit silbergrauem Haar. Der einzige Makel war ein leichtes Hinken. Jennifer sah den uniformierten Polizisten vor ihrem Zimmer, bevor der Mann die Tür schloss. »Wie geht es Ihnen, Jennifer?«, fragte er.
    Sie stand noch immer unter Schock. »Ich… ich weiß es nicht«, erwiderte sie mit bebender Stimme.
    Der Mann betrachtete sie mitfühlend. Er war sichtlich bestürzt. In seinen Augen schimmerten Tränen, als er sich ans Bett setzte. »Mein Name ist Jack Kelso. Ich bin ein Freund Ihres Vaters. Vielleicht hat er meinen Namen mal erwähnt…?«
    »Nein, das… das hat er nicht. Sind Sie ein Kollege von ihm?«
    »Nein. Wir sind gute Freunde. Tut mir Leid, dass wir uns unter so schrecklichen Umständen kennen lernen, Jennifer. Als ich erfuhr, was geschehen ist, bin ich sofort hergekommen. Ihre Mutter… sie war eine wundervolle Frau.«
    »Sie ist tot, nicht wahr?« Kelso nickte. »Ja. Sie ist tot.«
    »Und Bobby?«
    Kelso seufzte. »Bobby lebt. Er liegt auf der Intensivstation.«
    »Was ist mit ihm?«
    Kelso suchte nach den richtigen Worten. »Er wird durchkommen. Eine Kugel hat die Wirbelsäule getroffen und ist am Kopf wieder ausgetreten. Ich will ehrlich sein: Er wird bleibende Schäden zurückbehalten… Schwierigkeiten beim Laufen und wahrscheinlich auch beim Sprechen. Aber er wird überleben, Jennifer.«
    »Mein Gott .«
    »Er lebt, Jennifer. Nur das ist erst einmal wichtig.«
    Jennifer war wie benommen. » Warum?«, fragte sie schließlich. »Warum hat jemand meine Mutter getötet und auf meinen Bruder geschossen?«
    Kelso schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, Jennifer. Aber Sie müssen der Polizei helfen. Bobby kann nicht sprechen. Die Verletzungen, der Schock . Vielleicht wird er sich nie mehr an den Vorfall erinnern können. Das ist häufig so, wenn junge Opfer bei einem Verbrechen ein Trauma erleiden. Die Polizei meint, der Einbrecher könnte Schmuck Ihrer Mutter gestohlen haben. Vielleicht ist sie aufgewacht und hat den Einbrecher gesehen. Oder Bobby wurde wach und ist auf den Mann losgegangen, und daraufhin schoss er auf die beiden.«
    »Der… der Mann. Er wollte mich auch töten.«
    Kelso nickte und strich besänftigend über ihre Hand.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Er wird nicht wiederkommen. Die Polizei hat Personenschutz für Sie angeordnet. Vor der Tür steht ein bewaffneter Beamter, der Sie rund um die Uhr bewacht. Können Sie der Polizei etwas sagen, das bei den Ermittlungen hilft?«
    Jennifer zuckte mit den Schultern. Sie hatte den Beamten schon alles gesagt, woran sie sich erinnern konnte.
    »Ich… ich möchte nach Hause.« Dann erst wurde ihr klar, dass sie nach allem, was geschehen war, kein Zuhause mehr hatte.
    »Sobald Sie sich erholt haben, Jennifer, können Sie das Krankenhaus verlassen. Das verspreche ich Ihnen.«
    »Ich will meinen Vater sehen. Wann kommt er zurück?«
    »Bald. Er kommt sicher bald nach Hause.«
    Jennifer spürte, dass Kelso log. »Was ist mit ihm?«, fragte sie. »Warum hat er nicht angerufen? Haben Sie ihm gesagt, was mit meiner Mutter ist?«
    Kelso stand auf. Die Fragen schienen ihm unangenehm zu sein. »Die Polizei sucht nach ihm, Jennifer.«
    »Er ist in Zürich. In der Schweiz.«
    »Ja, das wissen sie.« Kelso ging zur Tür. »Sie müssen sich jetzt erst einmal erholen, Jennifer. Wir sprechen ein andermal darüber.«
    »Sagen Sie mir die Wahrheit. Da stimmt doch etwas nicht! Was ist mit meinem Vater?«
    Kelso holte tief Luft. »Ich weiß es nicht, Jennifer.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Kelso seufzte. »Die Schweizer Polizei hat jedes Hotel in Zürich überprüft. Ohne Erfolg. Sie wissen nicht mal, ob er überhaupt in der Schweiz eingetroffen ist. Niemand weiß, wo Ihr Vater sich aufhält. Ich habe gehört, dass Interpol

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