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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Grüße in die Holzbalken geritzt.
    »Mehr gibt’s hier nicht«, sagte Anton. Er schloss die Tür, nachdem sie die Hütte wieder verlassen hatten.
    Jennifer sah in einiger Entfernung ein kleines Dorf unten im Tal. »Welcher Ort ist das?«
    »San Domenico, von dem ich Ihnen erzählt habe.«
    »Könnte ich mal Ihr Fernglas haben?«
    »Klar.«
    Jennifer betrachtete die Alpenhäuser, die mehr der schweizerischen als der italienischen Bauweise entsprachen. Auf einem felsigen Berghang entdeckte die junge Amerikanerin mehrere abgelegene, von einer Mauer umschlossene, massive Gebäude, die mit Ziegeln gedeckt waren und in der Nähe eines Steilabfalls standen. Jennifer zeigte auf die Gemäuer. »Was ist das?«
    »Das alte Kloster der Dornenkrone. Es steht seit mindestens zweihundert Jahren da.«
    »Ein beeindruckender Anblick.«
    »Die Tradition der Alpenklöster hat eine lange Geschichte. Allein in dieser Gegend gibt es ein Dutzend. Die Abgeschiedenheit scheint einsame, gläubige Geister anzulocken.«
    »Wird das Kloster noch genutzt?«
    Anton nickte. »Es gehört einem katholischen Orden. Viele Mönche leben dort nicht mehr, und das Kloster ist ein wenig vernachlässigt und verfallen. Es soll einst sehr beeindruckend gewesen sein. Hirten und Wanderer haben es als Zufluchtsort genutzt, wenn das Wetter plötzlich umschlug.«
    »Wie komme ich dorthin?«
    »Sobald Sie die Grenze überquert und die Hauptstraße erreicht haben, ist der Weg gut ausgeschildert. Warum? Möchten Sie es besichtigen?«
    »Vielleicht. Ein Kloster mitten in den Bergen… es sieht malerisch und dramatisch zugleich aus.« Jennifer betrachtete die Gebäude, während Anton einen Blick auf die Uhr warf.
    »Jetzt sollten wir wirklich umkehren. Greta wartet sicher schon auf mich.«

    Als sie im Toyota die Bergstraße hinunterfuhren, sagte Anton: »Fahren Sie bloß vorsichtig, damit wir heil unten ankommen. Der Weg hier kann sehr tückisch sein.«
    Jennifer fuhr langsam. Als der Weg sich plötzlich steil nach unten neigte, trat sie auf die Bremse.
    Nichts geschah.
    Noch einmal versuchte sie zu bremsen, doch das Pedal ließ sich ganz durchtreten, ohne dass der Wagen an Geschwindigkeit verlor. Jennifer geriet in Panik, während der Geländewagen auf der steilen Bergstraße immer mehr an Geschwindigkeit gewann.
    »Sie fahren zu schnell!«, stieß Anton verängstigt hervor.
    »Bremsen Sie! Die Bremse!«
    »Ich versuch’s ja, aber sie funktioniert nicht…«
    Jennifer hielt den Fuß auf dem Bremspedal, ohne dass sich etwas tat. Als sie einen Gang herunterschaltete, wurde der Landcruiser für einen Augenblick langsamer; dann aber heulte der Motor auf, und der Wagen jagte weiter ungehindert den Berg hinunter. Jennifer bemühte sich nach Kräften, den Wagen auf dem Weg zu halten, damit er nicht zur Seite ausbrach und in den Abgrund stürzte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Der Toyota beschleunigte von Sekunde zu Sekunde.
    »Ziehen Sie die Handbremse!«, rief sie Anton zu.
    Anton gehorchte, doch die Handbremse reagierte ebenfalls nicht. Rasend schnell näherten sie sich einer scharfen Kurve, die sich am Rand des tiefen, felsigen Abgrunds entlangschlängelte.
    Jennifer rang nach Atem. »O Gott!«
    Anton duckte sich zusammen und schlug die Hände vors Gesicht.
    Jennifer riss das Steuer nach rechts, verlor aber die Kontrolle über den Geländewagen, der ins Schleudern geriet und sich dem Abgrund näherte.
    19
    Der Landcruiser rutschte auf den Abgrund zu.
    Du wirst sterben!, schoss es Jennifer durch den Kopf.
    Augenblicke vor dem Sturz in die Tiefe tauchte plötzlich wie aus dem Nichts ein blauer Nissan-Geländewagen auf und raste mit einem ohrenbetäubenden Knall in den Toyota hinein. Der Landcruiser blieb wenige Meter vor dem Abgrund mit schlitternden Reifen stehen.
    Anton stieß einen lauten Seufzer der Erleichterung aus und rief: » Himmel nochmal.«
    Er war leichenblass, aber unverletzt. Noch immer unter Schock, saß Jennifer auf dem Fahrersitz. Nach einer Weile löste sie wie in Trance den Sicherheitsgurt und quälte sich aus dem Wagen. Als sie einen Blick in den gähnenden Abgrund warf, wurde ihr schwindelig. Der Unfall hatte sie vor dem sicheren Tod bewahrt. Jennifer war wie benommen. Sie drehte sich zu dem anderen Wagen um, aus dessen Motorhaube Rauch aufstieg. Der Fahrer stand neben dem Wagen und wandte sich nun Jennifer zu.
    »Ist Ihnen etwas passiert?«, fragte er mit amerikanischem Akzent. Der Fremde war um die fünfzig, sportlich und ausgesprochen

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