Projekt Wintermond
ums Leben. Er wurde ermordet.«
20
»Bewegen Sie sich nicht.«
Jennifer zuckte zusammen. Ihr pochte der Schädel. Sie saß in ihrem Hotelzimmer auf dem Bett, während der Arzt die Wunde an ihrem Kopf versorgte. Er sprach so schnell, dass Jennifer ihm nicht folgen konnte. Greta übersetzte: »Es wäre besser, wenn Ihr Kopf geröntgt wird. Die Wunde muss zwar nicht genäht werden, aber Sie haben eine ziemliche Beule.«
»Bitte halten Sie still«, bat der Arzt abermals, als Jennifer unwillig abwinkte.
Trotz der starken Kopfschmerzen hatte sie keine Lust, sich röntgen zu lassen. Nachdem sie im Hotel angekommen war, hatte Greta sie in ihr Zimmer gebracht. Anton hatte den Arzt angerufen. Nun übersetzte Greta die Antwort des Arztes: »Wenn Sie doppelt sehen oder die Kopfschmerzen schlimmer werden, kommt der Doktor noch einmal vorbei.« Greta seufzte. »Der arme Anton ist völlig mit den Nerven runter. Gott sei Dank habt ihr beide den Unfall überlebt. Sie sollten sich jetzt ein wenig ausruhen.«
Nachdem der Arzt und Greta das Zimmer verlassen hatten, legte Jennifer sich aufs Bett, war aber innerlich zu aufgewühlt, um Ruhe zu finden. Nach zehn Minuten stand sie auf und zog eine andere Hose und einen Wollpullover an. Kurz darauf stieg sie mit unsicheren Schritten die Treppe zur Gaststube hinunter. Sie hatte sich von dem Schock noch immer nicht erholt.
Anton und Greta waren nirgends zu sehen. McCaul saß mit einer Flasche Scotch allein am Ende der Theke. Er hob den Blick. »Fühlen Sie sich besser?«
»Ein bisschen.« Jennifer warf einen Blick aus dem Fenster. Dichter Nebel hüllte die Gipfel der Berge ein. »Wo ist Anton?«
»Als ich ihm von den Bremsen erzählt habe, ist er sofort zur Polizei gegangen. Die wird bestimmt einige Fragen an Sie haben.« McCaul hob die Flasche. »Möchten Sie ein Glas? Sie sehen aus, als könnten Sie einen Schluck vertragen.«
»Danke.«
McCaul nahm ein Glas aus der Vitrine hinter der Theke, warf ein paar Eiswürfel hinein und schenkte den Whiskey ein.
»Das mit Ihrem Sohn tut mir sehr Leid«, sagte Jennifer.
McCaul presste die Lippen zusammen. »Chuck war mein einziges Kind«, sagte er leise.
»Es . tut mir sehr Leid«, beteuerte Jennifer erneut, obwohl sie wusste, dass ihre Worte ihn kaum trösten würden. »Darf ich fragen, woher Sie wussten, wer ich bin?«
»Weil ich mich dafür interessiert habe«, erwiderte er schroff, ohne näher auf ihre Frage einzugehen.
»Warum sind Sie sicher, dass Ihr Sohn ermordet wurde?«
McCaul stellte sein Glas auf die Theke. »Am Abend, bevor Chuck starb, rief er mich in New York an. Er erzählte mir von einem Reporter namens Emil Hartz vom Zürich Express, der ihn auf dem Furkapass interviewen wollte, weil Chuck die Leiche gefunden hatte. Nachdem die Schweizer Polizei mir mitgeteilt hatte, dass mein Sohn ums Leben gekommen war. rief ich bei der Zeitung in Zürich an und bat, den Reporter zu sprechen. Raten Sie mal, was ich dort erfahren habe. Weder beim Express noch sonst bei einer Züricher Zeitung arbeitet ein Emil Hartz. Daraufhin bin ich mit der ersten Maschine hierher in die Schweiz geflogen.«
»Vielleicht hat Ihr Sohn den Namen des Reporters falsch verstanden.«
McCaul schüttelte den Kopf. »Ich habe mich erkundigt, ob ein anderer Reporter mit meinem Sohn gesprochen haben könnte. Negativ. Außerdem hat dieser Hartz meinem Sohn ein Honorar für das Interview versprochen. Wie ich von der Zeitung erfuhr, ist so etwas unüblich.«
Jennifer wurde blass. »Haben Sie das der Schweizer Polizei gesagt?«
»Natürlich, aber viel hat es nicht gebracht. Als wir den Unfall hatten, wollte ich gerade zum Gletscher fahren und mir die Stelle ansehen, wo mein Sohn den Leichnam gefunden hatte. Ich nehme die Ermittlungen jetzt selbst in die Hand.«
»Warum wollen Sie das tun?«
»Ich bin Privatdetektiv. Mein Gespräch mit der Schweizer Polizei hat mich nicht gerade in der Hoffnung bestärkt, dass Chucks Tod jemals aufgeklärt wird.«
»Das müssen Sie mir erklären.«
»Man hat nicht eine einzige Spur oder einen einzigen Hinweis auf einen Mord gefunden. Wenn man jemanden in der Einsamkeit der Berge in einen Abgrund stößt, gibt es keine Zeugen. Das perfekte Verbrechen. Die Polizei zweifelt an der Existenz dieses Emil Hartz. Sie haben nur meine Aussage. Ich aber habe mit Chuck telefoniert und bin sicher, dass es diesen mysteriösen Emil Hartz tatsächlich gibt, wer immer das sein mag. Die Frage ist, warum er meinen Sohn ermordet hat. Es gibt mit
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