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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Bergpfad war aufgeweicht und tückisch. Er war neben einem steilen Abgrund in die Bergflanke gehauen worden und war nur breit genug für ein Fahrzeug. Auf einer Seite ragte die Felswand in die Höhe, und auf der anderen senkte sich der steile Abgrund in die Tiefe. Die Reifen gerieten im weichen Schlamm ab und zu ins Rutschen.
    »Fahren Sie bloß vorsichtig«, sagte Anton. »Auf der Rückfahrt müssen Sie noch mehr aufpassen. Wenn Sie zu schnell fahren oder stark bremsen, wird es gefährlich.«
    Als sie um eine Kurve bogen, hob Jennifer erstaunt den Blick. Von hier aus hatten sie eine fantastische Sicht auf die Berge. Das Wasenhorn ragte majestätisch aus den Wolken.
    Kurz darauf endete der befahrbare Weg.
    Jennifer hielt, zog die Handbremse an und legte zusätzlich einen Gang ein. Anton stieg aus. Er schnallte sich den kleinen Rucksack auf den Rücken und nahm das Fernglas. »Ich hoffe, Ihre Kondition ist gut. Es ist ein beschwerlicher, aber wunderschöner Weg.«
    18
    Als Mark erwachte, fühlte er sich wie zerschlagen. Von draußen drangen Motorenlärm und die Stimmen der Einheimischen in sein Zimmer. Der ganze Ort schien bereits auf den Beinen zu sein. Mark brummte der Schädel von der ungewohnten Höhenluft und dem Alkohol. Er hatte sich gestern Abend ein paar Drinks zu viel genehmigt.
    Er spähte auf die Uhr: 8.05.
    Mist.
    Er hatte verschlafen.
    Mark erinnerte sich vage an das Klingeln des Weckers, doch er war so benebelt gewesen, dass er ihn im Halbschlaf abgestellt hatte. Jetzt schwang er sich aus dem Bett, ging zum Fenster und spähte auf den Parkplatz des Berghofs.
    Jennifers Toyota war verschwunden.

    Jennifer hatte sich der Natur noch nie so nahe gefühlt, als sie den Gletscher erreichte. Der Anblick verschlug ihr den Atem. Der Gletscher sah aus wie ein breiter, zugefrorener, blauweißer Fluss, der sich rau und zerklüftet bis in die Ferne erstreckte.
    »Seien Sie vorsichtig. Das Eis ist zwar fest, aber Sie müssen immer dicht hinter mir bleiben. Treten Sie in meine Fußstapfen.« Anton ging voraus und zeigte auf einen Gletscherspalt, der etwa hundert Meter entfernt war. »Das ist die Gletscherspalte, in der die Leiche gefunden wurde. Sie liegt auf der anderen Seite der Grenze.«
    Jennifers Herz schlug heftig, als sie sich langsam der Stelle näherten. Die unterschiedlichsten Gefühle stürmten auf sie ein. Der Gedanke, dass ihr Vater an einem so gottverlassenen Ort den Tod gefunden hatte, war ihr schier unerträglich. Wenn ich nur wüsste, warum. Als sie die Gletscherspalte erreicht hatten, sagte Anton: »Gehen Sie nicht zu nahe heran, Jennifer. Der Rand könnte einbrechen. Es ist gefährlich.«
    Jennifer spähte in die Gletscherspalte, in deren Tiefen undurchdringliche Dunkelheit herrschte.
    »Haben Sie ein Seil und eine Taschenlampe, Anton?«
    »Ja, im Rucksack. Warum?«
    »Könnten Sie mich da hinunterlassen?«
    »Was? Warum das denn?«
    »Ich möchte mir die Stelle ansehen, wo der Leichnam gefunden wurde.«
    »Das ist doch verrückt, Jennifer!«
    Doch Jennifer war fest entschlossen. »Ich bin neugierig. Haben Sie sich schon einmal in eine Gletscherspalte abgeseilt?«
    »Natürlich, aber .«
    »Dann haben wir ja nichts zu befürchten. Wenn die Polizei sich in die Gletscherspalte abgeseilt hat, kann es so schwierig nicht sein.«
    Anton seufzte. »Und ich hielt Sie für eine brave amerikanische Touristin.« Er nahm den Rucksack vom Rücken, zog ein Nylonseil heraus und schlug ein paar Pflöcke ins Eis, um das Seil zu sichern. »Ich begleite Sie. Der Polizei würde es bestimmt nicht gefallen, hier oben noch einen Leichnam zu finden.«

    Als Erstes warf Mark einen Blick auf das Ortungsgerät. Das akustische Signal war schwach. Die Nadel zeigte Richtung Norden. Die Anzeige gab an, dass der Toyota fünf Kilometer entfernt war und sich nicht bewegte. Mark schaute auf die Karte. Offenbar hatte Jennifer den Wagen irgendwo in der Nähe des Aufstiegsweges zum Wasenhorn abgestellt.
    Mark überlegte, ob er Grimes und Fellows über Funk kontaktieren sollte, verwarf den Gedanken aber sofort. Da er keine Zeit verschwenden wollte, beschloss er, die Agenten zu kontaktieren, nachdem auch er sich auf den Weg zum Wasenhorn gemacht hatte. Er zog sich schnell an, nahm seine Tasche und stieg die Treppe hinunter zur Rezeption. Eine junge Frau saß hinter dem Schalter.
    »Wie komme ich zum Wasenhorn?«, fragte Mark.
    Die Frau lächelte ihn an. »Wenn Sie den Ort in Richtung Norden verlassen oder zurück nach Brig fahren, sehen

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