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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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›Bei Pedro‹ heißt es, liegt in der Altstadt, und man hat von der Terrasse aus einen wunderbaren Blick über die Bucht. Bella Vista mit seinen Badestränden liegt ganz in der Nähe.«
    Es wurde ein schöner Tag. Dr. Paterna meldete Dabrowski und Beate Schlichter bei der Reiseleiterin, die den Bus betreute, ab, mietete wieder ein Taxi und fuhr mit ihnen die herrliche Küste entlang. Wie erwartet, war Paterna ein blendender Erzähler, berichtete aus seinem Leben und von seinen Zukunftsplänen, in denen ein Sanatorium für die oberen Zehntausend eine große Rolle spielte, nach dem Motto: Wer viel Geld hat, leistet sich auch eine teure, aber harmlose Krankheit.
    Als sie wieder zurück zum Hafen fuhren, schien Beate wie ausgewechselt, lachte mit einem perlenden Lachen und bewegte sich koketter als sonst. Dabrowski nahm sie in seiner Kabine ernsthaft ins Gebet.
    »Kind, tun Sie mir den Gefallen und verlieben Sie sich nicht in Dr. Paterna«, sagte er väterlich mahnend. »Er ist ein Windhund. Ich habe beobachtet, daß mindestens fünf Frauen an Bord sind, die bei seinem Anblick die Augen verdrehen. Vor allem diese entzückende kleine Friseurmeisterin Barbara Steinberg. Bis Sydney wird die Zahl seiner Verehrerinnen kontinuierlich ansteigen; das bleibt gar nicht aus, vor allem nicht nach dem Passagierwechsel in Valparaiso. Kindchen, seien Sie vernünftig!«
    Beate nickte, gab Dabrowski einen Kuß auf die Stirn und tänzelte hinaus. Er sah ihr nach und faltete die Hände. »Das kann ja heiter werden!« sagte er zu sich selbst. »Und als Blinder darf ich das noch nicht mal sehen …«
    Diese vierundzwanzig Stunden Balboa-Panama lagen nun ebenso hinter ihnen wie der Folklore-Ball, der am Abend im Sieben-Meere-Saal stattgefunden hatte, moderiert von Hanno Holletitz und künstlerisch gestaltet von Cruisedirektor Manni Flesch, der dann auch riesige Blumensträuße überreichte, die man überall an den Straßenecken kaufen konnte. Um 8 Uhr morgens legte die Atlantis ab, die Bordkapelle spielte das obligatorische Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise … und Auf Wiederseh'n, auf Wiederseh'n … was die Leute im Hafen aber wenig interessierte, denn es kamen täglich die weißen Kreuzfahrtschiffe aller Nationen nach Balboa und spuckten fotografierwütige Passagiere aus. Am eindrucksvollsten waren japanische Kreuzfahrer – ihr Filmkonsum war geradezu unbeschränkt.
    Kapitän Teyendorf sah der im Sonnenglast verschwimmenden Küste von Panama nach. Er stand wie immer in seiner weißen, goldbetreßten Kapitänskleidung auf der Brückennock und war froh, diesen Hafen hinter sich zu haben. Er mochte Balboa nicht, seitdem vor drei Jahren hier zwei seiner Offiziere zusammengeschlagen worden waren und es fast zu diplomatischen Verwicklungen gekommen war, weil die Schläger einer linksradikalen Organisation angehörten und »Fremde raus!« geschrien hatten. Dabei lebte Panama von den Kanalgebühren und dem Fremdenverkehr. Der schlimmste Hafen aber, und den würde man in sechs Tagen anlaufen, war Callao in Peru, der Hafen der Hauptstadt Lima mit seinen riesigen Slums und mit seinen Überfällen am hellen Tag; und wenn jemand um Hilfe schrie, kümmerte sich keiner darum, vielmehr sahen alle einfach weg. Hier raubte sogar die Polizei in Uniform die Fremden aus, indem sie Taxis mit den Schiffspassagieren überholte, anhielt und unter der Androhung einer Verhaftung pro Person zehn Dollar verlangte. Weil eine Freilassung Wochen dauern konnte, zahlten die verschreckten Fremden.
    Zwei neue Vorkommnisse erschütterten jetzt die Schiffsleitung, ohne daß die Passagiere etwas davon erfuhren: Die immer ruhige, allein reisende und distinguierte Lady Evelyn Cumberland, die an einem Einzeltisch ganz hinten an der Wand saß, an Tisch G 1, meldete dem schockierten Hoteldirektor Riemke mit zurückgehaltener Erregtheit, auch jetzt ihr kühles englisches Temperament wahrend, daß man ihr ein Brillantarmband gestohlen habe. Wert 70.000 Dollar, gekauft bei Bulgari im Hotel St. Pierre in New York.
    Riemke gab sofort Alarm, indem er Kapitän Teyendorf und Ewald Dabrowski informierte. Jetzt war klar, daß der unsichtbare Paolo Carducci begonnen hatte, gezielt die besten Stücke zu stehlen. Es stand außer Zweifel, daß Lady Cumberlands Schmuck zu den Topmodellen gehörte. Der Name Bulgari bürgte dafür.
    »Keine Panik«, sagte Dabrowski, nachdem er mit Lady Evelyn gesprochen hatte. »Sie bekommen das Armband wieder. Nur noch etwas Geduld, darum bitte ich.

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