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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kaufen.«
    »Sofern man Geld hat. Ich besitze noch rund dreißig Dollar.«
    Der Taxifahrer, der sein Geld schon bekommen hatte, verzog das Gesicht und schob die Unterlippe vor. »Damit kommen Sie nicht weit.«
    »Das ist es ja. Ich stehe hier völlig blank da.«
    »'ne Kreditkarte?«
    »An Bord.«
    »'n Scheckbuch …«
    »Auch an Bord.«
    »Ziemlich leichtsinnig, Missus, so ohne alles über Land zu fahren.«
    »Wer denkt denn daran, daß man das Schiff verpassen würde?« sagte Thea Sassenholtz kläglich.
    »Fahren wir erst zur Polizei.«
    »Warum denn das? Was soll die Polizei dabei helfen?«
    »Haben Sie Ihren Paß mit?«
    Thea Sassenholtz senkte den Kopf. »An Bord. Beim Zahlmeister. Wir sind alle mit einem Sonderausweis an Land. Gültig für einen Tag.«
    »Genau das habe ich geahnt. Ohne Paß sind Sie ein illegaler Einwanderer, und um die Situation zu klären, müssen wir zuerst zur Polizei. Was glauben Sie, was passiert, wenn man Sie kontrolliert und Sie haben nichts bei sich als dreißig Dollar? Keine Papiere! Sie kommen sofort in die Zelle.«
    »Dann fahren wir. – Wie heißen Sie, Driver?«
    »Manuel-Jacky. Manuel hat mich der Vater genannt, Jacky meine amerikanische Mutter.« Er riß die Wagentür auf, ließ Thea Sassenholtz einsteigen und klemmte sich hinter das Lenkrad. »Zeigen Sie mir mal den Schiffsausweis.«
    Thea wühlte in ihrer Handtasche, schüttete die Plastiktüte mit den Andenken auf den Nebensitz und suchte. Ihre Finger begannen zu zittern. »Nichts …« stotterte sie und sah Manuel-Jacky mit großen Kinderaugen an. »Ich muß das Kärtchen in Cristobal gelassen haben. War ja nur ein schmales Kärtchen. Oder ich habe es beim Bezahlen aus der Tasche gezogen und verloren.«
    »Auch das noch!«
    »Man kann ja zum Schiff funken. Dort wird man bestätigen, daß ich Passagier der Atlantis bin. Und meine Bekannten in Cristobal können bestätigen, daß ich …«
    »Wie wollen Sie nach Cristobal kommen mit dreißig Dollar in der Tasche? Telefonieren Sie, man soll Ihnen Geld schicken.«
    »Meine Bekannten haben kein Telefon.«
    »Sie scheinen ein Mensch zu sein, bei dem alles Null ist! So was gibt es.« Er ließ den Motor an. »Also los, zur Polizei.«
    Die Polizei von Panama ist allerhand gewöhnt. Von jeher war das Land ein Eldorado der Abenteurer, nicht erst seit dem Bau des Panamakanals, auch vorher schon, vor allem aber nachher. War es früher der Kampf gegen die Grüne Hölle, gegen Sümpfe und Myriaden giftiger Mücken und Spinnen, um das Gold zu suchen, mit dem sich die Indianer schmückten, so spekulierte man heute damit, in dem schmalen Land von Karibik bis Pazifik sein Glück zu machen im Handel – der vornehme Ausdruck für Schmuggel. So war die Kriminalität in Panama ein großes Problem, speziell der Kampf gegen Rauschgift und Prostitution.
    Thea Sassenholtz war deshalb eine fast erfreuliche Abwechslung im Zentralbüro für Einwanderung. Es wurde ein Verhör protokolliert, man nahm ihre Fingerabdrücke ab, notierte die Adresse ihrer Bekannten in Cristobal, versicherte der den Tränen nahen Dame, daß man ihr natürlich alles glaube, nahm per Funk die Verbindung zu MS Atlantis auf und benachrichtigte per Telefon das deutsche Konsulat. »Alles in Ordnung, Madame«, sagte der Abteilungsleiter der Einwandererbehörde und schrieb nach den vorliegenden Unterlagen einen neuen, befristeten Aufenthaltsschein aus. »Sie sollten in Guayaquil wieder zusteigen.«
    »Und wie komme ich da hin ohne Geld? Und für die Einreise in Ecuador brauche ich ebenfalls einen Notpaß.«
    »Das übernimmt alles das deutsche Konsulat«, sagte der höfliche Beamte freundlich. »Nur keine Sorge, in drei Tagen schwimmen Sie wieder durch den Pazifik.«
    Aber so einfach, wie es die panamaischen Beamten sahen, war es nicht. Man hatte vergessen, daß ein deutsches Generalkonsulat mit deutschen Beamten besetzt ist. So selbstverständlich ist es einem deutschen Beamten durchaus nicht, daß jemand sein Schiff verpaßt. Vor allem muß er – nach guter alter deutscher Art – zunächst eingehend belehrt und ermahnt werden.
    Thea Sassenholtz geriet an einen Konsularbeamten, der grämlich und mit einem infolge eines Leberleidens gelblichen Gesicht ihre Geschichte anhörte und das Protokoll der Einwandererbehörde sowie die Notizen über das Funkgespräch mit Kapitän Teyendorf von MS Atlantis sorgfältig durchlas.
    »Wie konnte das denn passieren?« fragte er mürrisch.
    »Ich habe ganz einfach verschlafen.« Thea Sassenholtz

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