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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zunächst wird man feststellen, wer keinen Landausflug mitgemacht hat. Unter den an Bord Gebliebenen befindet sich Carducci, denn er kann ja nicht in Panama herumlaufen und gleichzeitig an Bord stehlen.«
    »Immer davon ausgehend, daß Ihr Meisterdieb allein arbeitet.« Teyendorf sah mit Staunen, wie Lady Evelyn zur Beruhigung ein Wasserglas voll Whisky an die Lippen setzte und mit einem geradezu kräftigen Männerschluck halb leerte. »Er könnte ja auch einen ›Assistenten‹ an Bord zurückgelassen haben …«
    »Dieser Gedanke ist mir auch schon mal gekommen, aber ich habe ihn wieder verworfen. Carducci ist ein fanatischer Einzelgänger.«
    »Wie dem auch sei.« Teyendorf bewunderte wieder Lady Evelyn, die mit dem zweiten Schluck Whisky das Glas leerte. Ein Wasserglas voll Whisky pur mit zwei Schlucken! »Es läuft jetzt der Countdown.«
    Die zweite schlechte Nachricht kam per Funktelefon von Land: Die Polizei von Panama, Abteilung Einwanderung, teilte mit, daß ein weiblicher Passagier der MS Atlantis nicht mehr pünktlich das Schiff erreicht hatte, sondern an der Pier eintraf, als das Schiff schon auf freier See schwamm. Sie hatte bei Bekannten in Cristobal gefeiert und die Abfahrt glatt verschlafen.
    Ihr Name war Thea Sassenholtz. Sechzig Jahre, Frau eines Juweliers aus München. Was man tun könne, fragte die panamaische Polizei. Juristisch sei das eine illegale Einwanderung.
    »Rufen Sie zurück, Mehrkatz«, sagte Teyendorf zu dem 1. Funkoffizier, der ihm den Funkspruch schriftlich brachte, »Frau Sassenholtz soll sich an das deutsche Konsulat wenden und dort um Hilfe bitten. Unser nächster Hafen ist Guayaquil in Ecuador. Sie kann dort in aller Gemütlichkeit hinfliegen. Wir sind erst in drei Tagen da. Alles andere weiß das Konsulat, von wegen Papiere und so.«
    »Jawohl, Herr Kapitän.« Funkoffizier Mehrkatz sah Teyendorf nachdenklich an. Er war lange genug in der Funkbude und auf See, um zu wissen, daß ein verlorengegangener Passagier immer ein Problem war. »Das deutsche Konsulat verständigen …«
    Niemand ahnte, was man damit auslöste.

9.
    Da fuhr nun das Schiff und verschwand ziemlich schnell im Sonnenglast und im spiegelnden Meer. Es hatte volle Fahrt aufgenommen, und es war unmöglich, es jetzt noch mit einem Boot einzuholen. Thea Sassenholtz stand an der Pier, nichts bei sich als eine kleine Handtasche und eine Plastiktüte mit Andenken vom Panamakanal, die sie gestern noch gekauft hatte. Ihre Freunde aus Cristobal waren nicht mitgekommen; sie mußten ihrer Arbeit nachgehen, hatten Thea mit vielen Küßchen und dem Versprechen verabschiedet, wiederzukommen, und nun schien es so, als fände das schneller statt, als jeder erwartet hatte.
    Der Taxifahrer, der sie zum Hafen gebracht hatte, schien solche Situationen gewohnt zu sein. Während Thea Sassenholtz aufgeregt an der Pier hin und her lief und nicht wußte, wie es nun weitergehen sollte, rauchte er erst einmal lässig eine Zigarette und sagte dann gemütlich: »Nur nicht den Kopf verlieren, Missus. Das ist nun in meinem Leben der neunte Fall, daß jemand nicht mehr sein Schiff erreicht.«
    »Und was haben die anderen gemacht?« fragte Thea verzweifelt.
    »Drei sind für immer hier geblieben.«
    »Du lieber Himmel, ist das ein Vorschlag!« rief sie entsetzt.
    »Vier sind dem Schiff nachgeflogen zum nächsten Hafen.«
    »Das wäre Guayaquil in Ecuador.«
    »'ne ganz schöne Strecke. Tja, und zwei sind gestorben.«
    Sie starrte den Taxifahrer an und schluckte mehrmals. »Gestorben? Hier? Wieso denn?«
    »Einer hat sich totgesoffen, das heißt, man hat ihm unreinen Alkohol verzapft, war noch Methyl drin, keine Rettung mehr in der Klinik. Und der andere bekam ein Messer zwischen die Rippen, als er sich mit einem Mädchen hier die Zeit vertreiben wollte.« Der Taxifahrer warf die angerauchte Zigarette weg, zermalmte die Kippe mit dem Stiefelabsatz und zeigte auf sein Taxi: »Fahren wir zum Flughafen, Missus, und Sie fliegen nach Guayaquil. Da haben Sie dann Zeit genug, bis das Schiff kommt. Können sogar noch nach Quito fliegen und das Äquatormonument besichtigen.« Er lachte jungenhaft und zeigte seine blitzenden Zähne, ein Mischling mit dem Blut von Indianern, Spaniern und Yankees. Sein Englisch war sauber, aber es schwang doch ein Ton der kehligen Indianersprache mit.
    »Ist das eine Idee, Missus?«
    »Vorzüglich.« Thea Sassenholtz klopfte an ihre Handtasche. »Das ist alles, was ich bei mir habe.«
    »Man kann in Panama alles

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