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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hast du da wieder auf dem Promenadendeck angestellt?! Was soll ich nun sagen, wenn man mich fragt?
    Dr. Paterna, Obersteward Pfannenstiel und zwei Stewards hatten Mühe, de Jongh festzuhalten. Er tobte, Schaum trat ihm aus dem Mund, sein Schreien wurde zu undefinierbaren, wechselnden Tönen. Von allen Seiten liefen die Passagiere zusammen. Auch Kapitän Teyendorf kam herüber, während die beiden Vorstandsherren mit ihren schockierten Damen am Kapitänstisch verharrten, in hanseatischer Disziplin.
    »Bringen Sie ihn doch weg, Doktor!« sagte Teyendorf betroffen. »So schön ist der Anblick nicht, vor allem nicht beim Dinner!«
    Mit grober Gewalt gelang es endlich den vier Männern, de Jongh aus dem Restaurant zu ziehen. Starr saß Pflugmair am Tisch und trocknete sich mit der Serviette den Schweiß von der Stirn.
    »Hat er öfter solche Anfälle?« stotterte er.
    »Nein.« Sylvias Blässe wurde auch von dem Make-up nicht mehr überdeckt. Es war, als habe sie nie in der Sonne gelegen. »Es ist das erstemal.«
    »Was hat er denn?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie stand auf und lief aus dem Restaurant. Kapitän Teyendorf stand vor dem Lift, mit dem man de Jongh hinunter ins Hospital fuhr, und kam jetzt auf Sylvia zu, die vor dem zweiten Lift stehengeblieben war.
    »Ich weiß, wie peinlich Ihnen das ist«, sagte er mitfühlend. »Haben Sie eine Erklärung dafür?«
    »Nein.«
    »Es sieht wie ein totaler Nervenzusammenbruch aus.«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe keine Erklärung dafür.« Der Lift kam, die Tür fuhr auf. »Vielleicht kann Dr. Paterna es erklären.«
    Sie war froh, als sich die Lifttür wieder schloß und die Kabine nach unten fuhr.
    Die große Treppe hinunter kam jetzt Dr. Schwarme gejagt. Er war außer Atem, trug über seinem Schlafanzug den Bademantel und machte den Eindruck eines völlig Verstörten.
    »Herr Kapitän!« rief er, als er Teyendorf sah. »Herr Kapitän.« Er hielt sich am Geländer fest und rang nach Atem. »Ich wohne in der Kabine 018! Mit dem Fenster zum Promenadendeck. Und ich sitze gerade am Fenster und blicke aufs Meer … entsetzlich, entsetzlich. Ich habe einen Mord miterlebt … Herr de Jongh hat Herrn Fehringer umgebracht. Er hat ihn über Bord geworfen! Ich war Zeuge …«
    »Es muß was in der Luft liegen!« sagte Teyendorf laut. »Alles wird plötzlich hysterisch.«
    »Er hat ihn über Bord geboxt!«
    Teyendorf ging voraus, drückte die Glastür zum Restaurant auf und zeigte zu dem Tisch, an dem Fehringer saß und seine Pilzcremesuppe zu Ende löffelte. Dr. Schwarme riß die Augen auf, mußte sich in einem plötzlichen Schwächeanfall gegen Teyendorf lehnen und würgte.
    »Und wer sitzt da?« fragte Teyendorf.
    »Fehringer …« Dr. Schwarme atmete röchelnd. »Ich habe es doch mit meinen eigenen Augen gesehen … er fiel über die Reling ins Meer … Mit meinen Augen …«
    »Aber er sitzt da und trinkt jetzt Rotwein.«
    »Das ist unmöglich!«
    »Gehen Sie hin und fassen Sie ihn an.«
    »Herr Kapitän!« Dr. Schwarme starrte noch einmal auf Herbert Fehringer und wandte sich dann ab. »Ich bin doch nicht verrückt?«
    »Das wage ich nicht zu entscheiden. Gerade haben wir Herrn de Jongh ins Lazarett gebracht; er ist eben total durchgedreht.«
    »Das sag ich doch: Er hat Fehringer über Bord geworfen!«
    »Aber Herr Fehringer sitzt da am Tisch und bekommt soeben Zigeunerbraten serviert.«
    Dr. Schwarme nickte mehrmals und zog den Bademantel enger um sich, als friere er. »Ich habe dafür keine Erklärung«, sagte er müde. »Mir ist das unverständlich. Ich habe es doch gesehen, mit meinen eigenen Augen … Ich habe am Fenster gesessen und alles miterlebt … So etwas gibt es doch nicht! Stürzt ins Meer und sitzt fünf Minuten später trocken und vergnügt am Tisch. Habe ich denn Halluzinationen?«
    »Das sollten Sie mit Dr. Paterna besprechen, Herr Dr. Schwarme.« Teyendorf hatte es satt, sich mit hysterischen Männern herumzuschlagen. »Sie entschuldigen mich. Meine Gäste erwarten mich.«
    Dr. Schwarme nickte, lehnte sich gegen die Wand und kam sich sterbenselend vor. Das kann doch nicht vom Durchfall kommen, dachte er. Und von den Tabletten, die ich schlucke, auch nicht. Harmlose Kohletabletten.
    Er schüttelte den Kopf, zog sich am Geländer hoch und kehrte in seine Kabine zurück. Dort setzte er sich in der Dunkelheit ans Fenster und starrte auf die Stelle, wo Fehringer über die Reling ins Meer gestürzt war.
    Im Hospital war es gelungen, de Jongh zwei Beruhigungsspritzen

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