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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bett. Als er ihren Bikini-BH aufhaken wollte, fuhr sie wie eine Schlange herum und zischte: »Laß das!«
    »Bitte, bitte …« Er ging zu der Polsterbank und setzte sich. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. »Es wird ja wohl erlaubt sein, seiner Ehefrau beim Aus- und Anziehen zuzusehen.«
    Aber selbst das entzog sie ihm. Sylvia schloß sich im Badezimmer ein, duschte das Sonnenöl von ihrem Körper und kam erst heraus, als sie wieder angezogen war. Ein mit Pailletten besetztes Cocktailkleid. Sie sah hinreißend aus.
    Wortlos zog sich auch de Jongh an. Während sie ihr Make-up erneuerte, beobachtete er sie im großen Wandspiegel. Sie saß auf dem Bett, und wieder hatte de Jongh das Bild vor sich: zwei in Schweiß glänzende Körper, die in der Vereinigung nichts mehr hörten und sahen, der Welt entrückt in ihrer Leidenschaft.
    Er knirschte mit den Zähnen, unterdrückte den Drang, das Bett kurz und klein zu schlagen, ging in das Badezimmer und rasierte sich mit dem Elektroapparat. Im Spiegel sah er sich an, beugte sich vor und sagte zu seinem Bild: »Du Vollidiot! Warum bringst du sie nicht um? Und ihn auch!«
    »Was sagst du?« rief sie vom Bett. »Ich habe nichts verstanden.«
    »Ich habe gesagt: Sieht aus, als wenn ich einen Sonnenbrand eingefangen hätte!« rief er zurück. »Was ganz Neues.«
    Als sie dann beide im Restaurant erschienen, folgten Sylvia bewundernde Blicke der Männer und hochmütige der Frauen. Ein Glück hat der Kerl, dachten die Herren. Der wird noch sein blaues Wunder mit ihr erleben, dachten die Damen.
    De Jongh zog das Kinn an. Hans Fehringer saß bereits auf seinem Platz, aber er sah nicht herüber. Erna Schwarme war allein gekommen; Dr. Schwarme hatte plötzlich Durchfall bekommen, schluckte Kohletabletten und blieb auf der Kabine. Von der anderen Seite wuchtete Pflugmair heran und steuerte de Jonghs Tisch an.
    »Er ißt auch mit uns?« fragte Sylvia giftig.
    »Ich habe ihn eingeladen. Wenn er Witze erzählt, bist du schon vom Lachen satt.«
    Es wurde ein ziemlich stiller Abend. Pflugmair bemühte sich, mit einem krampfhaften Hochdeutsch unterhaltend und charmant zu sein, erzählte Anekdoten von den Bauern seiner Heimat und lachte selbst am meisten darüber. Gegen Mitte des Dinners stand Hans Fehringer auf und ging hinaus. Der ›Wechsel‹ stand bevor. Bruder Herbert wartete wie immer in der vorderen Klozelle.
    »Entschuldigt mich, ich muß mal«, sagte de Jongh und erhob sich schnell. »Benimm dich, Theo, ich lasse dich jetzt ein paar Minuten allein mit meiner Frau.«
    Er lachte und lief zur Toilette außerhalb der Glastür, im Vorflur des Restaurants.
    Hans Fehringer hatte gerade an die Zellentür geklopft und gesagt: »Heute ist Zigeunerbraten zu empfehlen …«, als de Jongh eintrat. Fehringer hielt die Türklinke fest und trommelte mit den Fingern gegen das Holz. Herbert verstand und verhielt sich still.
    »Herr Fehringer!« sagte de Jongh ganz ruhig. »Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
    »Natürlich. Hier an den Pinkelbecken? Stellen wir uns nebeneinander …«
    »Gehen wir hinauf aufs Promenadendeck. Da sind wir ungestört um diese Zeit.«
    »Bitte. Wenn Sie wollen.« Hans Fehringer stieß sich von der Tür ab. Die Situation war kritisch. Wenn ihn jemand mit de Jongh auf der Treppe sah, aber zur gleichen Zeit ging Herbert ins Restaurant zum Abendessen, war ihre Reise zu Ende. »Aber nur zehn Minuten … ich habe eine Verabredung.«
    Das galt Herbert. In zehn Minuten kannst du herauskommen, hieß das. Dann ist die Gefahr vorbei.
    Sie verließen die Toilette, fuhren mit dem Lift zum Promenadendeck und betraten den offenen Wandelgang auf Backbord. Es war eine herrliche, milde, mondhelle Nacht; das Meer schien wie mit Silber eingerieben von innen zu leuchten.
    De Jongh sah sich um. Sie waren wirklich allein. Die 1. Tischzeit saß schon im Saal in Erwartung des Schlager-Festivals, die 2. Tischzeit aß ja noch. Hans Fehringer sah de Jongh abschätzend an.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte er.
    »Ihre Dreckspfoten von meiner Frau lassen!«
    »Ich hätte Ihnen bessere Witze zugetraut.«
    De Jongh zog die Schultern hoch. Obwohl er während seiner Hospitalzeit fast zehn Pfund abgenommen hatte, wirkte er gegenüber dem schlanken Fehringer noch immer breit und bullig.
    »Reden Sie nicht herum! Sie und meine Frau waren gestern nacht so beschäftigt, daß Sie noch nicht einmal merkten, wie ich in die Kabine kam. Ich habe zwei, drei Minuten am Bett gestanden und eurer rasanten

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