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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vögelei zugeguckt.«
    »Das ist nicht wahr!« Hans Fehringer spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. »Das ist völlig ausgeschlossen!«
    »Soll ich Ihnen wiederholen, was Sylvia alles gekeucht hat? Von ›O mein Schatz‹ bis ›Ich werde ohnmächtig. Halt mich fest, halt mich fest … ich sterbe …‹« De Jongh trat näher an Fehringer heran. »Du verdammter Saukerl!«
    »Ich liebe Ihre Frau. Wir lieben uns!« Fehringer atmete tief durch. »Das kann jetzt gesagt werden: Sylvia wird sich von Ihnen trennen und mit mir kommen. Sie hatte bisher nur nicht den Mut, es Ihnen zu sagen.«
    »Aber du bist mutig, was, du Schwanzheld?! Sylvia wird mitgehen … in die Hölle wird sie gehen!«
    De Jongh preßte die Lippen zusammen. Ganz ohne Warnung stieß plötzlich seine Faust vor, diese Schmiedefaust, in der die schweren Hämmer gelegen hatten, und traf voll Fehringers Kinn. Mit ausgebreiteten Armen taumelte er zurück, prallte gegen die Reling, versuchte sich festzuklammern, ihm war kotzübel, er wollte sich übergeben, beugte sich über den Handlauf und verlor das Gleichgewicht.
    Voller Entsetzen sah de Jongh, wie Fehringers Körper über die Reling kippte und in die Tiefe stürzte.
    »Hier bleiben!« brüllte er völlig sinnlos. »Was machen Sie denn da?«
    Er lief zur Reling, beugte sich vor und starrte in das silberglänzende Meer. Schon abgetrieben sah er Fehringers Kopf aus den Wogen tauchen, sah seine in die Luft gestreckten Arme, meinte, seine Schreie zu hören … und dann trieb er in die schäumenden Wellen, die von der Schiffsschraube aufgewirbelt wurden, kam in den Sog und wurde unter Wasser gedrückt.
    De Jongh legte entsetzt die Stirn auf die Relingsbrüstung und schloß die Augen. Das wollte ich nicht, schrie es in ihm. Das nicht! Nein, das wirklich nicht. Aber wer wird mir das glauben? Ich habe keine Zeugen. Keiner hat es gesehen. Und Sylvia wird aussagen: »Ja, mein Mann ist gewalttätig; ich traue ihm diesen Mord zu!« – Das ist das Ende. Mein Gott, was soll ich tun?
    Er hob den Kopf, starrte wieder ins Meer, aber von Fehringer war nichts mehr zu sehen. Ein Zittern durchfuhr ihn, seine Nerven vibrierten, er rang nach Luft und taumelte dann zu einer der Bänke. Das wollte ich nicht, dachte er immer wieder. Nein, das wollte ich nicht. Diese verdammten Schmiedefäuste. Es war ein Unglücksfall, glaubt es mir doch. Ich habe ihn nicht über Bord geworfen, habe ihn überhaupt nicht angerührt. Nur meine Faust, nur eine einzige Gerade aufs Kinn … wer konnte denn ahnen, daß man dadurch über die Reling fallen kann?! Ich wollte ihn nicht töten, nein, ich schwöre es. Ich bring dich um, sagt man so leicht daher – aber es auch tun? Ich könnte es gar nicht. Nie! Nie!
    Auf der Toilette blickte Herbert Fehringer auf seine Uhr. Zehn Minuten sind rum … hinaus und an den Tisch … Zigeunerbraten … hoffentlich ist er scharf gewürzt und mit viel Paprikaschnitzeln.
    Er schlüpfte aus der WC-Zelle, blickte noch einmal in den Spiegel und ging dann ins Restaurant. Ohne zur Seite zu blicken, ging er an de Jonghs Tisch vorbei, setzte sich und winkte dem Steward. Der nickte nur, wie immer. Die Magenverstimmung war offensichtlich schnell verflogen. Das ganze Dinner noch einmal. Der Mann war ein Freßphänomen.
    »Ein flotter Bursch«, sagte Pflugmair lauernd.
    »Wer?« Sylvia war sehr abweisend.
    »Der Blonde da.«
    »Finden Sie?«
    »Wenn ich eine Frau wäre … Ah, da kommt Knut zurück!«
    Mit hohlem Blick, blaß und schwer gehend, betrat de Jongh das Restaurant. An seinem Tisch blieb er stehen und stierte Sylvia an, aber es war, als starrte er durch sie hindurch.
    »Was hast du?« fragte sie. »Ist dir nicht gut?«
    »Ich möchte in die Kabine.« De Jongh wischte sich über das Gesicht. »Ich möchte allein sein.«
    Er drehte sich um und sein Blick fiel auf Fehringer. Der saß da und löffelte mit Genuß eine Pilzcremesuppe.
    Ein unartikulierter, röchelnder und völlig unmenschlicher Schrei brach aus de Jongh hervor. Er warf die Arme hoch, lehnte sich gegen die Balustrade und schüttelte sich wie im Fieberkampf.
    »Nein!« schrie er dann. »Nein! Er ist doch tot! Er ist doch tot! Ich habe es doch gesehen … ich habe es gesehen …«
    Dr. Paterna, der nicht weit von ihnen mit Barbara am Tisch saß, lief herbei. Er hielt de Jongh fest, der zu Fehringers Tisch stürzen wollte, und riß ihn zurück. Herbert Fehringer legte mit angespanntem Gesicht seinen Löffel weg, und straffte die Muskeln. O Bruder, was

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