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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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belegter Stimme: »Rufen Sie die Polizei und den Polizeiarzt.«
    »Was … was soll das heißen?« stotterte Riemke entsetzt. Auch Teyendorf und Kempen begriffen nicht sofort. Nur Josef, der Steward, verstand.
    »O du liebe Scheiße!« sagte er laut. »Jetzt kommen wir hier nicht mehr weg.«
    Kapitän Teyendorf starrte Dr. Paterna fassungslos an. »Mord …?« sagte er endlich. Keiner hatte es gewagt, das Wort vor ihm auszusprechen. »Doktor, sagen Sie, daß Sie sich irren können …«
    »Irren kann sich jeder Mensch. Aber sehen Sie sich Annes Gesicht an: Blaue Lippen. Deutliche Druckflecken beidseitig der Nase. Die Fäuste in Atemnot gegen die Brust gepreßt … Sie muß obduziert werden. Herzversagen kann ich jedenfalls nicht diagnostizieren. Sie ist erstickt … erstickt worden.«
    »Dann … dann haben wir einen Mörder an Bord?« fragte Willi Kempen tonlos.
    »Um Gottes willen! Das darf auf keinen Fall bekannt werden!« Teyendorf starrte die Tote an, als habe er sie überrascht, wie sie sein Schiff versenken wollte. »Wissen Sie, was das bedeutet, Doktor? Wir werden hier so lange festgehalten, bis die mexikanische Polizei jeden Passagier verhört hat. Können Sie sich das vorstellen? Sechshundert Passagiere und dreihundert Besatzungsmitglieder! Man wird uns an die Kette legen, solange es den Mexikanern gefällt. Die ganze Reise platzt!«
    »Aber ein Mörder ist an Bord!« Dr. Paterna setzte sich neben die Tote auf die Bettkante. »Und der Mörder hat mit ihr geschlafen; das zweite Bett ist ja auch benutzt worden. Das sieht die Polizei sofort und wird auf Spurensuche gehen. Irgend etwas hat der Täter hinterlassen: einzelne Haare, Spermaflecken …«
    »Hören Sie auf, Doktor!« Teyendorf wischte sich über das Gesicht. »Ich werde die Reederei anfunken und um weitere Maßnahmen bitten. Nicht auszudenken, wenn die Reise in Acapulco endet! Das kostet Millionen.«
    »Was schlagen Sie vor, Herr Kapitän?« fragte Dr. Paterna ruhig.
    »Der Amtsarzt, nicht die Polizei, kommt an Bord, stellt den Tod von Mrs. White fest, und wenn er nichts merkt, übergeben wir die Leiche den mexikanischen Behörden und informieren das amerikanische Konsulat. Auch von Ihnen ist es ja nur ein Verdacht …«
    »Und der Mörder läuft weiter frei herum!«
    »Niemand geht in Acapulco von Bord. Haben wir einen Mörder, so bleibt er auf dem Schiff. Der nächste Passagierwechsel findet erst in Valparaiso statt. Das ist in sechzehn Tagen! Wir haben also sechzehn Tage Zeit, den Kerl hier an Bord zu finden. Falls Ihre Diagnose stimmt, Doktor; denn eins fehlt ja völlig: das Motiv!«
    »Das finden wir noch.« Paterna lächelte schwach. »Wir haben einen Fachmann auf dem Schiff. Einen Detektiv.«
    »Das kann nicht sein!« Hoteldirektor Riemke schüttelte den Kopf. »Es steht niemand mit diesem Beruf auf der Passagierliste.«
    »Natürlich nicht, er ist ja im Dienst.«
    »Du lieber Himmel!« Kempen, der I. Offizier, warf die Arme hoch. »Das heißt, daß an Bord noch was passiert?«
    »Warum erfahre ich so etwas nicht?« Teyendorfs Stimme klang wütend. »Doktor, als Schiffsarzt sind Sie mir unterstellt, das wissen Sie. Und Sie tragen da ein verdammt heißes Geheimnis mit sich herum.«
    »Ich habe aber auch die Schweigepflicht als Arzt. Der Mann kam als Patient zu mir.«
    »Es ist wirklich alles zum Kotzen!« Teyendorf sah hinüber zu Steward Kraxler, der völlig sinnlos mit einem Staubtuch über den Schreibtisch wischte. »Josef, rufen Sie den Pater …«
    »Wen, Herr Kapitän?«
    »Den katholischen Bordgeistlichen, Mann! Pater Brause!«
    »Kabine 410«, sagte Hoteldirektor Riemke. »Er soll alles mitbringen für das Sterbesakrament.«
    »Ich nehme an, daß der bisher unbekannte Detektiv in diesem Fall vor Ihnen, meine Herren, seine Anonymität lüften wird und uns hilft, den Mörder an Bord zu finden. Sechzehn Tage sind eine lange Zeit, und niemand kann fort vom Schiff. Es muß uns bis Valparaiso gelingen …« Dr. Paterna trat zum Bett und deckte die tote Anne White wieder zu. Er zog die Bettdecke auch über ihren Kopf. »Wir befinden uns in einer verteufelten Situation, Herr Kapitän.«
    »Sie halten also still, Doktor?«
    »Ja … wenn der mexikanische Amtsarzt nichts merkt.«
    »Danke. Sie retten damit den Passagieren ihren Urlaub, der Reederei Millionen und mir die Nerven.« Teyendorf atmete tief durch. »Glauben Sie mir«, sagte er mit belegter Stimme, »daß ich meinen jetzigen Entschluß selbst verurteile. Ich bin noch nie in einer

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