Promenadendeck
Ehefrauen vor Eifersucht platzen – bei Ihnen ja durchaus zu Recht! Es gibt wohl keinen Mann, auf den Sie keinen Eindruck machen. Unseren armen Blinden natürlich ausgenommen …«
»Sie machen mich ganz verlegen, Herr Doktor.« Barbara Steinberg konnte hinreißend erröten und verwirrt sein. Dr. Paterna war überrascht. Hatte er sich geirrt? War die Verwirrung echt? War dieses so hübsche Mädchen vielleicht wirklich nur ein kleines Vögelchen, das sich nach einer langen Zeit der Entbehrung und des Sparens nur ausnahmsweise einmal in einen goldenen Käfig gewagt hatte?
Er winkte dem Steward, bestellte eine Flasche Champagner und legte seine Zigaretten auf den Tisch. »Darf ich rauchen?«
»Aber ja … ich bitte Sie, Sie brauchen doch nicht zu fragen.«
»Sie auch eine?«
»Danke. Ich rauche nicht.«
Paterna sah sie wieder verwundert an. Trotz seiner vielfach erprobten Frauenkenntnis war er diesmal unsicher und überlegte. Sie sitzt da wie ein Vamp: sie hat ein Kleid an, das alles ahnen läßt; ihr ganzes Auftreten ist eine einzige Provokation gegenüber dem männlichen Geschlecht, eine unverhüllte Lockung – und dabei wird sie rot und verlegen wie ein Schulmädchen. Was soll man davon halten? Raffinesse in vollendeter Form? Oder der Traum, einmal eine große Dame zu sein, die jeder bewundert?
»Sie haben einen Friseursalon in Bochum?« fragte Dr. Paterna. Barbara starrte den Steward an, der in einem Sektkühler eine Flasche Champagner an den Tisch stellte und schlanke Gläser in der klassischen Tulpenform herbeizauberte.
»Das wissen Sie?«
»Aus einer Notiz von Schwester Erna. Sie hatten Tabletten geholt.«
»Es … es ist meine erste Seereise«, lächelte Barbara verlegen.
»Ach! Und ich dachte, Sie seien ein geübter Seefahrer.«
»O nein! Ich habe für diese Reise drei Jahre lang gespart. Mexiko, Südamerika an der Küste des Stillen Ozeans, die Südsee mit ihren Märcheninseln … das war immer so eine Sehnsucht von mir. Wenn du einmal Meisterin bist, habe ich mir gesagt, dann sparst und sparst du, bis du einmal eine solche Reise machen kannst. Vor drei Jahren konnte ich einen heruntergewirtschafteten Friseursalon übernehmen – das Geld hat mir die Bank geliehen – und habe es geschafft, daß er fabelhaft läuft. Ich beschäftige jetzt schon vier Friseusen und drei Lehrlinge.«
»Bravo! Gratuliere!« Dr. Paterna schämte sich fast über seine Vermutung, sie sei eine der jungen Damen, die auf Abenteuerjagd rund um die Welt ziehen und die Berufsbezeichnung Friseurmeisterin nur als Tarnung benutzen.
Der Steward hatte inzwischen den Champagner entkorkt, füllte behutsam die Gläser und sagte mit einem bedeutungsvollen Blick zu Dr. Paterna: »Wohl bekomm's!«
Paterna hob sein Glas und prostete Barbara zu. »Worauf sollen wir trinken, Frau Steinberg?«
»Auf meinen ersten Champagner … Es ist tatsächlich mein erster …«
»Also dann!« Der Arzt nickte ihr zu. »Auf das erste Glas Taittinger brut!«
Sie stießen an und tranken. Barbara Steinberg genoß den ersten Schluck und sah dabei Dr. Paterna über den Glasrand an. Seine forschenden Augen machten sie unruhig.
»Diese Reise kostet mich ohne Nebenkosten 28.290 Mark. Und noch nicht mal eine Außenkabine. Innen, ohne Fenster, nur Klimaanlage mit Frischluft. Aber ich wollte einmal auf dieses Schiff! Einmal im Leben. Haben Sie schon mal rund 35.000 Mark gespart?«
»Ja.«
»Wirklich?«
»Ich will später eine Privatklinik aufmachen, und da braucht man Startkapital. Ohne eine gewisse Sicherheit gibt die Bank auch einem Arzt nicht so ohne weiteres einen Kredit.« Dr. Paterna erhob sich. »Wollen wir tanzen?«
»Gern! Ich tanze leidenschaftlich gern. Aber ich komme so selten dazu. Wenn ich abends meinen Friseursalon zumache, falle ich fast um vor Müdigkeit. Vor dem Fernseher schlafe ich oft schon ein.« Sie lachte, ging mit Paterna zu der runden Tanzfläche und sagte burschikos, während er den Arm um sie legte: »Nicht mehr darüber sprechen! Morgen sehe ich Acapulco, das Bad der Millionäre. Ein Stückchen Traum wird wahr, und von Tag zu Tag ein Stückchen mehr … Ich bereue nicht das viele Geld!«
An diesem Abend verzichtete Dr. Paterna darauf, früh zu Bett zu gehen – ob allein oder nicht allein. Auch als noch einige weibliche Singles in die Bar kamen, übersah Paterna die Blicke der Damen, mochten sie ihn auch noch so sehr locken und gleichzeitig Barbara in Gedanken töten – dieses blonde Luder, wie man sie heimlich
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